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Sam Aus Dem Meer

Sam Aus Dem Meer

Titel: Sam Aus Dem Meer
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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gar nichts.“ Laine starrte zur Zeltdecke. „Scheiße, dass wir nur zwei Wochen hier sind.“
    „Du musst die Zeit halt so gut wie möglich nutzen, und ich würde auf jeden Fall deinen Vater fragen“, riet ihr Liz. „Wie hat er denn reagiert, als du ihn geküsst hast?“
    Laine überlegte. „Fast gar nicht, glaub ich.“
    „Und du bist sicher, dass das richtig war?“, fragte Liz.
    „Was? Ihn zu küssen? Was soll daran falsch sein?“
    „Vielleicht hast du ihn damit total überfallen und durcheinander gebracht. Er kennt das ja gar nicht.“
    Laine fühlte eine leichte Wut in sich aufsteigen.
    „Bist du vielleicht eifersüchtig?“
    „Quatsch.“
    „Gönnst du ihn mir nicht?“
    „Laini, hey! Komm mal runter, okay? Ich überlege nur, was das Beste für ihn ist.“
    „Woher willst du wissen, was das Beste ist? Du kennst ihn überhaupt nicht!“
    Liz sah ihre beste Freundin nachdenklich an.
    „Ich hab dich noch nie so verknallt gesehen“, sagte sie. „Du darfst dich da nicht so reinsteigern. Auch wenn du genau wie dein Dad drauf bist. Alles für die armen Kinder und so. Du kennst ihn nicht, du weißt nichts von ihm und bist nicht die Retterin der Nation, und das meine ich wirklich positiv. Ich finde nicht, dass du das allein in die Hand nehmen solltest. Du musst jemandem von Sam erzählen. Und vor allem musst du dich mal entscheiden, was du willst. Verliebst du dich gerade in ihn oder willst du ihm nur helfen oder beides?“
    „Weiß ich nicht“, sagte Laine resigniert. Sie wusste, dass ihre Freundin recht hatte. Es war eigentlich Quatsch, was sie hier tat. Ganz rational gesehen. Aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es falsch war, jemand anderen einzuweihen.
    „Denk mal in Ruhe drüber nach. Und komm erst mal mit zum Essen. Ich hab den Gong gehört“, sagte Liz.
    „Keinen Hunger“, sagte Laine. „Sag dem Hutch, dass ich Kopfweh habe.“
    Liz drückte Laine freundschaftlich den Oberarm.
    „Mach ich.“ Dann stand sie auf und ließ Laine allein mit ihren Gedanken zurück.
     
    Laine drehte sich unruhig auf die andere Seite. Sie griff nach ihrem Handy und sah auf das beleuchtete Display. Es war drei Uhr morgens. Liz schnarchte leise neben ihr.
    Laine seufzte.
    Sie dachte an Sam. Hatte Liz vielleicht recht? Hatte sie ihm ihre Gefühle aufgedrängt und ihn völlig verunsichert? Wollte er sie jetzt vielleicht nicht mehr sehen, weil er sich unter Druck fühlte, auf sie zu reagieren? Was er wohl gerade tat? Wo schlief er? Fror er in der Nacht? Sie hatte weder einen Schlafsack noch richtige Decken gesehen. Plötzlich merkte sie, wie sehr sie nur an sich gedacht, und wie wenig sie auf seine Bedürfnisse geachtet hatte. Laine fühlte sich elend. Armer Sam. Bestimmt lag er jetzt allein in seiner Höhle und verstand die Welt nicht mehr. Er war aus seiner Sekte abgehauen und gleich an die nächste Person geraten, die ihn überforderte, dabei musste er sich bestimmt erst mal von seiner Vergangenheit erholen. Er brauchte Hilfe, nichts weiter. Laine versuchte sich vorzustellen, was er alles durchgestanden haben musste, dass er sich alleine in einer Höhle vor allen Menschen versteckte. Bestimmt hatten sie ihm sehr wehgetan und er war einfach zu sanft, um sich zu wehren. Flucht war wohl der einzige Ausweg, der ihm noch geblieben war. Aber warum wollte er dann zurück? Laine rollte sich auf die andere Seite. Ich muss mit ihm reden, einfach ehrlich mit ihm reden, das ist das Beste, dachte sie.
    Und ich werde mich entschuldigen. Am besten jetzt gleich.
    Sie lauschte in die Dunkelheit.
    Liz schlief tief und fest. Laine griff im Dunkeln nach ihrem Rucksack, steckte das Handy, ihre Taschenlampe und ein paar Schokoriegel für Sam ein, dann nahm sie ihre Klamotten und schlich aus dem Zelt.
    Kurze Zeit später lief sie mit schnellen Schritten über den mondbeschienenen Strand. Sie war aufgeregt, aber das Laufen half. Unterwegs tippte sie eine SMS für Liz, damit sie sich keine Sorgen machte.
    Bin weg, um mit Sam zu reden, komme zum Frühstück wieder, hdl Laine.
    Laine überlegte, was sie Sam sagen sollte, legte sich Worte zurecht und spielte im Kopf Dialoge durch. Sie wollte ihn nicht vergraulen. Und sie wollte mit ihm ins Reine kommen. Sie wusste nicht warum, aber es erschien ihr unerträglich, wenn Sam jetzt schlecht von ihr dachte oder sie für oberflächlich hielt oder …was auch immer. Sich entschuldigen und ihm mitten in der Nacht Hilfe anbieten. Das war der grobe Plan. Ganz toll. Vielleicht war es auch ein
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