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Sam Aus Dem Meer

Sam Aus Dem Meer

Titel: Sam Aus Dem Meer
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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ebenfalls.
    „Wann kommst du wieder?“, fragte er. Laine stopfte ihre Sachen in den Rucksack zurück.
    „Morgen, spätestens am Mittag, denke ich.“
    „Ich freue mich schon darauf“, sagte Sam, und Laine spürte, wie in ihrem Brustkorb etwas einen beachtlichen Purzelbaum schlug. Vielleicht war er nur zu ungeübt im Umgang mit anderen Menschen und konnte sich nicht richtig ausdrücken. Aber er freute sich auf sie und das war eindeutig ein gutes Zeichen.
    „Kann ich mich irgendwie bei dir für das Essen bedanken, das du mir gebracht hast?“, fragte Sam.
    „Du musst das nicht“, sagte Laine. „Hab ich gerne gemacht. Aber wenn du willst, kann ich dir zeigen, wie sich Freunde verabschieden.“
    Sam nickte. „Gerne.“
    Laine trat auf ihn zu, legte die Arme um seinen Nacken und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Sie fühlte, wie er unter ihren Händen erstarrte.
    „Und, wie findest du das?“, fragte sie.
    „Du hast so warme Hände“, murmelte er, sichtlich verwirrt.
    „Und du so kühle“, sagte Laine. „Frierst du gar nicht?“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Ich muss jetzt gehen. Bis morgen.“ Laine zögerte kurz, dann nahm sie seinen Kopf in die Hände und gab ihm einen Kuss auf die Lippen. Sam ließ es geschehen, erwiderte den Kuss aber nicht.
    Ich kriege dich schon noch hin , dachte Laine.
    Sie drehte sich um und lief zum Höhlenausgang, wo sie ihm noch mal kurz zuwinkte. Dann rannte sie über den Strand, glücklich und leicht. Der Wind erfasste sie voll von der Seite und sie ließ sich durchpusten, von Lebensfreude erfüllt. Beinahe glaubte sie, fliegen zu können.
     
     

    Rechtzeitig vor den anderen traf Laine im Camp ein. Sofort sauste sie in ihr Zelt und warf sich auf ihre Luftmatratze. Sollte sie erwischt werden, konnte sie zusätzlich noch Kopfschmerzen vortäuschen. Sie schloss die Augen und rief sich die letzten Stunden nochmals in Erinnerung.
    Wie sich seine Haut angefühlt hatte, wie er sie ansah, wenn ihm etwas gefiel. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen, obwohl sie ihn kaum kannte. Sam war zu gut, um echt zu sein. Vielleicht, weil er anders aufgewachsen war. Als Schüler an ihrer Highschool hätte sich einer wie er nie für sie interessiert. Davon war Laine überzeugt.
    Die Jungs ihrer Schule standen alle auf blonde Tussis, die in kurzen Röcken puschelschwingend über den Rasen hüpften und dabei alberne Verse aufsagten, nur damit sich Sport treibende Jungs begehrt und cool fühlen konnten. Laine fand das total bescheuert … und auch bedauerlich. Durch dieses Wichtigtuer-System an den Schulen wurden aus netten Jungs Angeber wie Bill. Sam hatte es nie nötig gehabt, sich gegen andere Jungs durch Aufschneiderei zu behaupten und deshalb war er ein völlig anderer Mensch. Mal eben nicht das Übliche. Sie steckte sich Kopfhörer in die Ohren, schaltete ihren MP3-Player ein und zappte sich durch die Songs, um etwas zu finden, das zu ihrer aktuellen Gemütsverfassung passte. So lag sie lange da und dachte über ihre seltsame Entdeckung nach.
    Der Reißverschluss wurde aufgerissen und Liz erschien als Silhouette im Zelteingang.
    „Lainiii“, kreischte sie. „Ich bin wieder daaa.“
    Laine blinzelte. „Ja, nicht zu überhören.“
    Liz warf ihren Rucksack in die Ecke und fiel neben der Freundin auf ihr Schlaflager.
    „Und jetzt erzähl. Wie war’s, was hat er gesagt, was habt ihr gemacht?“
    Laine erzählte im Flüsterton alles so ausführlich wie möglich.
    „Und das Beste ist … ich hab ein Foto von ihm gemacht“, sagte Laine und kramte in ihrer Jackentasche.
    „WAS?“, schrie Liz. „Und das sagst du erst jetzt?“
    „Leise!“, maßregelte Laine. „Bald weiß es das ganze Camp. Da hab ich echt keinen Bock drauf.“ Sie hielt Liz die Aufnahme hin.
    „Oh … der ist ja wirklich der Hammer. Süß …“ Liz grapschte nach dem Handy, aber Laine zog es schnell weg.
    „Hier, pass mal auf.“ Laine zoomte auf seinen Hals.
    „Siehst du das? Ich glaube, diese Schweine haben mit ihm irgendeinen Mist angestellt. Ein Ritual oder so was. Er hat die Schnitte auf beiden Seiten.“
    „Mein Gott.“ Liz wirkte geschockt. „Und was willst du jetzt machen? Er darf nicht zu diesen Leuten zurückgehen. Willst du deinen Vater anrufen?“
    „Hab ich auch schon überlegt, aber ich käme mir dann wie eine Verräterin vor. Sam will wieder nach Hause und man weiß nicht, ob das eine Abhängigkeit ist oder ob er das wirklich will. Man weiß nicht mal, wer ihm das zugefügt hat. Eigentlich weiß man
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