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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller
Autoren: Hef Buthe
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übernommen. Aber keiner unternimmt mehr was dagegen. Wir kassieren langsam mehr Geld von denen als vom Staat. Nur damit wir die Grenzen noch offener halten, als sie es jetzt schon sind. Ihr im Westen werdet euch noch wundern, was da auf euch zukommt. Da waren die Hunnen ein freundliches Völkchen. Mollie, noch ein Gedeck!«
    »Was ist aus den Nachforschungen über meine Tochter herausgekommen?«, hakte ich jetzt etwas ungehalten nach.
    Ewald lachte höhnisch. »Du glaubst doch nicht, dass sich hier jemand wegen einer Vietnamesin Gedanken macht. Nichts ist dabei rausgekommen. Sie wurde nicht in der Spree gefunden. Vermisst. Vermutlich außer Landes. Das war alles. Ermittlungen eingestellt.«
    Mein Gehirn begann sein eigenes Süppchen zu kochen. Ich bekam Kopfschmerzen. Ein Teufel, der Vergangenheit hieß, begann meine Erinnerungen aufzukochen. Noch rührte er, damit die Grundsubstanz nicht ansetzte. Egal, wie er rührte, es würde in jedem Fall eine bittere und trotzdem verbrannte Brühe dabei herauskommen.
    »Sagt dir der Name ›Sampan‹ etwas?«
    Ewald löste sich aus seinen Erinnerungen. Sein Gesicht nahm wieder menschliche Formen an.
    »Sampan?« Sein Kopf wanderte in seine stützenden Hände. »Da war mal was. Während der Untersuchung des Mordes an meiner Tochter. Aber was? Ich bin zu betrunken, um mich daran erinnern zu können.« Er schob mir den Anmeldezettel zu. »Das Zimmer deiner Tochter kannst du haben. Meine Adresse steht drauf. Ist bis zum Jahresende bezahlt. Und wie gesagt, deine Tochter war sehr ordentlich und sauber. Da liegt nichts rum ... so wie bei meiner Tochter.« Nun kämpfte er doch noch mit den Tränen. Der Alkohol tat seine Wirkung. Die Trostmenge war überschritten und kippte in das Verzweiflungstief um.
    »Kannst du mal kommen? Telefon ...«, sagte jemand, tippte mir auf die Schulter und verschwand sofort wieder.
    Ewald hob wackelnd den Kopf. »Das war doch Phong. Was macht der denn hier? Oder sehe ich schon Gespenster?«
    Ich steckte den Meldezettel ein. Das einzige offizielle Beweisstück, dass es meine Tochter hier gab. Geben musste. Dann bezahlte ich in Westmark und schlug den Kragen hoch.
    »Du fährst nicht mehr. Du bist betrunken. Und da verstehen die hier keinen Spaß«, entschied Phong und dirigierte mich auf den Beifahrersitz. Es roch wie in Olgas Grill. Die Buletten waren von den Lüftungsschlitzen verschwunden. Der Duft war geblieben.
    Ich nahm den Hörer des Autotelefons.
    »Ja ...?«, knurrte ich.
    Eine Stimme hustete am anderen Ende. »Ach, ist ja nett, dass ich dich mal erwische. Deine Tochter scheint dir nicht viel wert zu sein.« Ein heiseres Lachen folgte. Die Stimme rauchte. Blies den Qualm in das Mikrofon.
    »Wer sind Sie? Wo ist meine Tochter? Was wollen Sie von ihr und mir?«
    Ein ächzendes Lachen folgte. Es hörte sich an, als übte ein Rabe die menschlichen Laute.
    »Ach Peter. Reg dich nicht auf. Deiner Tochter geht's gut. Sie ist hübsch. Sehr hübsch. Die Kundschaft steht, oder soll ich sagen, liegt bei ihr schon Schlange. Sie ist ihr Geld wert. In einer Stunde. Im Sans Soucis. Komm ja nicht wieder zu spät.« Dann war die Verbindung unterbrochen.
    »Hast du den Kerl angerufen?«
    Phong schüttelte den Kopf.
    »Nein. Es piepste plötzlich. Da habe ich abgenommen.«
    Ich musste ihm glauben.
    »Wo ist das ›Sans Soucis‹? Und was ist das? Da müssen wir in einer Stunde sein.«
    Phong legte die Hände in den Schoß. Im rötlichen Licht der Armaturenbeleuchtung kam mir seine versteinerte Miene bekannt vor. Mein Gehirnteufel war dabei die Erinnerungssuppe zum Sieden zu bringen.
    »Wo das Sans Soucis ist, weiß ich. In einer Stunde, das ist selbst bei diesem Wetter kein Problem«, zischte er, ohne die Lippen zu bewegen. »Was es ist, das weiß ich allerdings nicht. Ausländer ohne harte Währung haben dort keinen Zugang.« Dann schwieg er und wühlte den Mercedes aus dem Schneehaufen, als hätte er nie etwas anderes getan.
    Er folgte einer verschneiten Straße nach der anderen. Es war sinnlos, hier nach einem Orientierungspunkt zu suchen. Wie im Urwald. Alles sah gleich aus.
    »Woher kennst du Hauptwachtmeister Steiger?«
    »Kenne ich nicht«, kam es knapp und konzentriert zurück.
    »Aber er kennt dich. Woher?«
    »Weil The bei ihm wohnt. Da muss er mich ein paar Mal gesehen haben.«
    Ich stellte den Sitz in Ruheposition und faltete die Hände über dem Bauch. Ruhig Blut, versuchte ich die langsam brodelnde Suppe nicht überkochen zu lassen.
    »Du bist also mit
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