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Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)

Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)

Titel: Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)
Autoren: Emil Sommer
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mittelalterlichen Überlieferungen zusammenhängt. Wichtig ist daß die in den Kiffhäuser entrückten Helden beide rothe Bärte haben. Schon Grimm vergleicht Mythologie S. 910 Friedrich des Bartes wegen mit Thor, an dessen Stelle in Norwegen Olaf, der rothbärtige, als Riesenbekämpfer getreten ist: doch zugleich deutet er in der Vorrede zur Mythologie S. XVI die fliegenden Raben, nach denen Friedrich im Kiffhäuser fragt, wohl richtig auf Odhinns Raben; und an Odhinn erinnert unter den bergentrückten Helden noch besonders Karl der Große, der nicht mit rothem, sondern mit langem weißen Bart in mehreren deutschen Bergen sitzt. Ich glaube darum die Ritter und Knappen, welche nach dieser und der folgenden Sage mit Otto und Friedrich im Kiffhäuser wohnen, zu den nordischen Einherjen stellen zu dürfen, den in der Schlacht gefallenen Helden, die bei Odhinn in Walhalla einkehren. 1 Odhinn und Thor aber scheinen in den Sagen von Otto dem Rothen und Friedrich Rothbart im Kiffhäuser sich zu berühren. – Die Wunderblume, welche nur in der Johannisnacht blüht, kommt mehrfach in Harzsagen vor. In der Johannisnacht zeigt sich auch die grüne Jungfer auf dem Hausberge (Sage 12), und es knüpfen sich wohl an keine der noch jetzt im Volksglauben geheiligten Nächte so reiche Reste des Heidenthums wie an sie: in sie, die midsummernight, nicht in eine beliebige Sommernacht, verlegte darum auch Shakspeare sein Gedicht von Oberon und Titania. – Daß Otto aus dem Kiffhäuser in das quedlinburger Schloß, welches ebenfalls auf einem Berge liegt, gezogen sei versicherte der Erzähler, ein alter Bauer aus Helfta, in seiner Jugend, als er in Thale bei Quedlinburg diente, oft gehört zu haben: in Quedlinburg selbst habe ich vergeblich danach gefragt. – Schmaräkeln (S. 4 Z. 11) heißt ein Kegelspiel, bei welchem man nicht mit den Kugeln schiebt, sondern sie in die Höhe wirft, so daß sie beim Niederfallen die Kegel umschlagen (vergl. Schmellers bair. WB. 3, 471). – Zu dem Ständchen, welches hier Otto gebracht wird, vergl. Deutsche Sagen 1, 296.

     

    2. Die Sage daß Holda bei Friedrich im Kiffhäuser wohne deutet aufs Neue darauf hin daß Holda, Berchta und die verwandten, besonders in den zwölf Nächten auftretenden Göttinnen erst durch Abschwächung des alten Mythus an die Stelle der Frigg getreten sind (vergl. Myth. 899), welche nach der Edda als Hausfrau Odhinns für den Haushalt der Asen und Einherjen sorgt, wie hier Holda dem Kaiser, in welchem Odhinn durchbricht, und den Rittern und Knappen, die wir den Einherjen verglichen haben, die Wirthschaft führt. Holda, die holde, und Berahta, die leuchtende, wären passende Beiwörter der milden, hehren Gemahlin des Himmelsgottes, und sie können als minder bezeichnend leicht darum den echtheidnischen Namen Frigg verdrängt haben, weil sie den Christen weniger anstößig waren und daher weniger verfolgt wurden. Es sprechen für die Identität dieser Göttinnen und der Frigg noch folgende Züge. Der Orion heißt Friggs Rocken, und Holda und Berchta schützen den Flachsbau und die Spinnerinnen. Eine isländische Sage des vierzehnten Jahrhunderts erwähnt eine Zauberin Hulda als Odhinns Geliebte (Myth. 249). Holda und Berchta führen wie Odhinn das wilde Heer; Frigg aber sitzt nach Paulus Diaconus neben Odhinn auf seinem goldenen Stuhl in Walhalla, sie zog darum vielleicht auch neben ihm an der Spitze des wüthenden Heeres und konnte wie er als den Zug führend gedacht werden. Huldra, die dänische und norwegische Berg- und Waldfrau, erscheint bald als graugekleidete, finstre Alte, bald als heitre Jungfrau in blauem Gewande, und man darf diese doppelte Gestalt mit um so größerer Sicherheit auf den umwölkten und wolkenlosen Himmel deuten, als auch die deutsche Holda am Himmel waltet, ihre Lämmer (kleine, weiße Wölkchen) darauf hütet und den Schnee sendet: keiner der Göttinnen aber steht es mehr zu als der Gemahlin des Himmelsgottes daß sie auch an der Erregung der Himmelserscheinungen Theil hat. Wie Odhinn den Erntesegen verleiht, befruchten Holda und Berchta die Felder, und ihm gleich verhängt Berchta Krankheiten, ihm gleich steht sie an der Spitze von Fürstengeschlechtern. Frigg wechselt mit Freyja; in Freyjas Gemeinschaft aber leben die Frauen und ein Theil der in der Schlacht gefallenen Helden nach dem Tode, und eben so kommen Verstorbene zu Holda und Berchta ins wilde Heer (vergl. die Anmerkung zu Sage 41). Dazu daß Frigg Odhinns Hausfrau heißt stimmt ferner
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