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Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)

Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)

Titel: Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)
Autoren: Emil Sommer
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ihre Gegner springen ihnen nach, holen sie heraus und nehmen sie gefangen. – Die Seejungfer, welche man auf dem salzigen See sucht, wird von vermummten Burschen, den »Seeräubern«, entführt und auf einem Kahn ohne Ruder ins Schilf versteckt. Rings um das Schilf lagern sich die Burschen in Kähnen, und andre steuern heran, kämpfen mit ihnen, überwinden sie und befreien die Seejungfer.

    In derselben Zeit führt man auf dem salzigen See ein Spiel auf, bei welchem ein Bursche in grünen Frauenkleidern als Nixe mit einem Kinde auf dem Arm in einem Kahn am Ufer hinfährt. Ein andrer, ebenfalls grün gekleideter, der eine mit langen, bis auf die Brust wallenden Pferdehaaren besetzte Kappe trägt, kommt als Nix hinter dem Kahn her geschwommen, raubt der Nixe das Kind und flüchtet sich damit ans Land. Sie springt ins Wasser und eilt ihm weinend nach; doch wenn der Nix an einem bestimmten Platze angelangt ist, sagt man, er sei in Sicherheit und jubelt ihm zu daß ihm das Kind nun gehöre.

    Das Fischerstechen, welches die Halloren in dieser Zeit auf der Saale halten, besteht nur darin, daß sie, in zwei Schaaren getheilt, mit langen Stangen, an deren Spitze runde Scheiben befestigt sind, auf einander stechen: wer aus dem Kahne gestochen sich wieder in denselben schwingt erhält einen Preis aus der Kasse der Thalbrüderschaft.

     

Ernte.
     

    Aus der Erntezeit ist mir nur ein eigenthümlicher Gebrauch bekannt, welcher im südlichen Theile von Sachsen häufig vorkommt. Man bindet einem Burschen ein Sieb vor die Brust und eins auf den Rücken, spannt weiße Tücher darüber, befestigt an dem vordern Siebe ein kurzes, nach vorn zugespitztes Holz von mäßiger Dicke und steckt an die Spitze desselben einen Pferdekopf, so daß die ganze Gestalt einem Reiter auf weißem Pferde ähnlich ist. Dieser Bursche heißt der Schimmelreiter. Neben ihm erscheint ein in Haferstroh ganz eingehüllter, »der Haferbräutigam ,« und neben diesem ein dritter in Frauenkleidern, »die Haferbraut«; doch ist der letzte nicht in Haferstroh gehüllt. Als lustige Person kommt der »Landläufer« oder der »Hanswurst« hinzu. In einzelnen Gegenden tritt auch hier der in den Pfingstgebräuchen erwähnte Erbesbär mit seinem Führer auf, und es schließen sich noch viele beliebig Verkleidete an, die keine Namen führen. Wenn sie alle versammelt sind, geht der Schimmelreiter vorn weg; hierauf folgen zu Wagen der Haferbräutigam und die Haferbraut; neben dem Wagen geht der Landläufer, knallt mit einer Peitsche und macht seine Späße. Wo der Bär erscheint, wird er hinter dem Wagen geführt, und nach ihm kommen die übrigen Verkleideten. Man holt zuerst den Vormäher ab, bei welchem der Erntekranz liegt; dann zieht man zum Gutsherrn, bringt ihm den Kranz und erhält ein Geschenk dafür. Hierauf beginnt der Tanz in der Schenke, wobei anfangs das »Hafer abzucken« das meiste Vergnügen macht, indem man dem Haferbräutigam ein Büschel Hafer nach dem andern während des Tanzens abzureißen sucht und er sich dagegen sträubt, bis er ganz kahl dasteht und von Allen ausgelacht wird.

    Derselbe Gebrauch findet sich in Möllendorf, Kloster Mansfeld, Siebigerode, Vatterode, Annerode und andern Dörfern zu Pfingsten mit der Abweichung, daß man nicht zum Gutsherrn zieht, sondern wie bei andern Pfingstgebräuchen Gaben bei den Bauern einsammelt.

     

Martini.
     

    Am Martinstage stellen die Kinder der Halloren Krüge mit Wasser in die Saline. Die Eltern gießen heimlich das Wasser aus und füllen die Krüge mit Most, legen auf jeden ein Martinshorn, verstecken sie und heißen die Kinder den »lieben Martin« bitten daß er ihr Wasser in Wein verwandle. Dann gehen die Kinder Abends in die Saline und suchen die Krüge, indem sie rufen

     

    »Marteine, Marteine,

    Mach das Wasser zu Weine .«

Andreasnacht.
     

    Um den künftigen Geliebten zu sehen decken die Mädchen in der Adreasnacht zwischen elf und zwölf den Tisch, legen Messer und Gabel darauf und machen ein Fenster auf, so muß er vor das Fenster kommen und sich ihnen zeigen.

    Auch heißt es, wenn man in der Andreasnacht zwischen elf und zwölf Kirschen- und Fliederzweige pflückt und sie ins Wasser stellt, so blühen sie am Neujahrstage; doch werden sie auch nur einen Tag früher oder später gepflückt, blühen sie nie.

     

Die zwölf Nächte.
     

    In den zwölf Nächten, welche in einzelnen Dörfern, wie in Beesen bei Halle, die krummen Tage heißen, spinnt man nicht, weil sonst Frau Holle
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