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Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)

Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)

Titel: Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)
Autoren: Emil Sommer
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Halle, zwischen dem Geist-und Steinthore, liegt ein kleiner Teich, welcher der Gütchenteich oder die Gütchengrube heißt. Aus diesem stammen die Kinder, die in Halle geboren werden. Auch kam zu ihm einst bei Nacht eine Gräfin in schwarzer Kutsche gefahren und verschwand darin. Nach Einigen ist er ohne Grund; doch nach Andern stand an dem Platze früher ein Schloß, welches in die Erde versunken und an dessen Stelle der Teich getreten ist, und bei hellem Wetter soll man noch jetzt die Thurmspitze des Schlosses in der Tiefe schimmern sehen.

    Die Kinder, welche zu Glaucha geboren werden, kommen aus dem Teich am rothen Thor (hinter dem Waisenhausgarten); und auch hier soll einst eine Gräfin in schwarzer Kutsche bei Nacht versunken sein.

     

21. Kornengel.
     

      Mündlich.

     

    Um Wettin, Halle, Eisleben, Eilenburg und wohl in ganz Sachsen warnt man die Kinder, wenn das Getreide reift und sie Kornblumen pflücken wollen, nicht zu tief ins Korn hineinzugehen, weil sonst der Kornengel komme und sie forttrage. Wer von ihm geraubt wird kehrt nie wieder zu den Menschen zurück.

     

22. Der Kobold in Stedten.
     

      Mündlich aus Helfta.

     

    Als man zu Stedten bei Schrauplau ein Haus baute, fand man im Füllemund eine eiserne Lade, und wie man sie aufmachte, sprang ein kleines, rothes Männchen heraus, welches fröhlich im Kreise umher tanzte und immer rief »Nun bin ich erlöst! Nun bin ich erlöst !« Und es erzählte, es sei ein Kobold und sei vor vielen hundert Jahren in diese Lade verwünscht worden, und wenn das neue Haus fertig sei, wolle es darin wohnen. Als nun das Haus gebaut war, kam das Männchen alle Nacht, machte das Vieh im Stalle los und trieb es auf dem Hofe umher, sprang die Treppen im Hause auf und ab und lärmte so viel, daß bald Niemand mehr in dem Hause wohnen wollte.

     

23. Der Kobold in Bischdorf.
     

      Mündlich aus Diemitz.

     

    In Bischdorf wohnt eine alte, steinreiche Frau, die einen Kobold hat. Der sitzt den ganzen Tag in ihrer Stube auf dem Heerd, und sie unterhält sich mit ihm. Da haben die Nachbarn, die manchmal unter den Fenstern stehen bleiben und horchen, denn gehört wie der Kobold sprach »Nun, Alte, wünschst du dir nichts ?« »Ach ja, Söhnchen« sagte sie dann, »ich wünsch mir eine recht schöne goldne Kette« oder »ich wünsch mir einen Beutel mit Dukaten« oder was sie sich sonst gewünscht hat. Dann ist der Kobold nur zum Schornstein hinaus geflogen und bald zurückgekehrt und hat das Verlangte gebracht.

     

24. Der Kobold in Schmalzeroda und Bischofsroda.
     

      Mündlich aus Helfta.

     

    Zu Schmalzeroda lebte ein Bauer, der einen Kobold hatte. Und weil er geizig war, forderte er immer mehr von ihm; doch jeder Kobold kann nur ein bestimmtes Maaß von Geld, Getreide und dergleichen auf einmal bringen, der eine mehr, der andere weniger: wenn man Etwas von ihm fordert was über seine Kraft geht, so muß er einen neuen Herrn suchen. So mußte auch der Kobold zu Schmalzeroda auswandern, weil der Bauer einst zu viel von ihm verlangte; und er ging zu einem Vetter des Bauers nach Bischofsroda, schlich sich in dessen Zimmer, als es eben leer war, legte sich auf das Bett, und als der Bauer herein trat, rief er ihm zu »Nimm mich an! Nimm mich an !« Der Bauer aber wollte ihn nicht annehmen, sondern schlug mit einem Stock nach ihm; doch wenn er ihn zu treffen meinte, stand der Kobold schon in der entgegengesetzten Ecke der Stube, lachte ihn aus und rief wieder »Nimm mich an! Nimm mich an !« Bald war er anzusehen wie ein zweijähriges Kind, bald wie ein alter, eisgrauer Mann, doch immer klein. Zuletzt versprach der Bauer ihn zu behalten, wenn er das Blut Jesu Christi mit ihm beten könne. Der Bauer betete langsam vor, und der Kobold hielt immer inne und sprach dann einen ganzen Satz rasch hinter einander: als sie aber an die Worte »das Blut Jesu Christi« kamen, setzte er mehrere Mal an und sprach »das Blut –, das Blut –«; dann sprang er verdrießlich auf, stampfte mit dem Fuße und rief »Ach was, das Blut zicke zacke, zicke zacke,« bleckte die Zähne und lief aus der Stube, und er ist nicht wieder gekommen.

     

25. Der Bauer und der Kobold.
     

      Mündlich aus Gutenberg.

     

    Ein Bauer hatte einen Kobold zu seinem Dienste gezwungen, daß er ihm täglich Speisen, Geld und was er sonst bedurfte zutrug. Wenn er mit einer Bürde in die Thür trat, rief der Bauer ihm jedesmal zu »Lad ab und hol mehr;« und wenn auch oft dem Kobold vor
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