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Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)

Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)

Titel: Sagen und Maerchen aus Sachsen und Thueringen (Erweiterte Ausgabe)
Autoren: Emil Sommer
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ist anzusehen wie helles, loderndes Feuer.

     

28. Der Kobold in Jena.
     

      Heller Sonderbare Merkwürdigkeiten aus der berühmten Landgrafschaft Thüringen S. 46 f.

     

    In dem Wirthshause zum gelben Engel vor dem Löberthor in Jena hielt sich vor Zeiten ein Kobold auf, dem man alltäglich ein halb Stübchen Bier und etwas Fleisch und andre Kost hinsetzte und alljährlich ein roth Kleidchen gab, wogegen er die Ställe rein hielt und den Wirthen gute Nahrung brachte. Wenn man aber an seiner Pflege Etwas fehlen ließ, mag er sich gar unruhig und widrig bezeigt haben.

     

29. Kobolde käuflich.
     

      Mündlich aus Mötzlich bei Halle.

     

    In Auerbachs Hof zu Leipzig bekommt man Kobolde zu kaufen; doch muß man sich vorsehen, daß man nicht betrogen wird. Es giebt nämlich arme und reiche Kobolde. Die reichen bringen ihrem Gebieter Geld und Speisen und was er sonst von ihnen verlangt: die armen aber besitzen selbst nichts und können darum auch nichts geben; sie zehren vielmehr nur von der Habe ihres Herrn und sind darum eine große Last, zumal da man sie nicht los werden kann, wenn man sie einmal hat.

     

30. Die Hummel.
     

      Mündlich aus Wettin.

     

    In einem Dorfe an der Saale nicht weit von Wettin hatte ein Bauer ein Dienstmädchen, das mit der Arbeit nie fertig wurde. Darum neckten es die Knechte und sprachen »Wir wollen dir Hänschen aus Halle mitbringen .« Und wie sie nach Halle gingen, fanden sie eine Schachtel; die machten sie auf, und heraus flog ein Kobold in Gestalt einer Hummel. Sie fingen ihn und gaben ihn dem Mädchen, das von nun an stets mit seiner Arbeit zu rechter Zeit fertig war. Dieser Kobold hieß Steppchen, und wenn das Mädchen noch nicht gestorben ist, hat sie ihn noch.

     

31. Der Käfer.
     

      Mündlich aus Wettin.

     

    Drei Reisende fragten den Gastwirth beim Abschied im Scherz ob sie ihm Etwas mitbringen sollten. »Ja« sprach er, »bringt mir Hänschen mit: dann werd ich sehr reich werden .« Da kauften sie eine Schachtel mit Zuckerwerk, aßen es heraus und setzten einen großen Käfer hinein, legten acht Groschen dazu und brachten die Schachtel dem Wirthe. »In der Schachtel ist Hänschen« sagten sie; »doch dürft ihr sie in den nächsten zwei Tagen nicht aufmachen .« Mit Mühe bezwang der Wirth zwei Tage seine Neugier, und als er am dritten die Schachtel öffnete, fand er acht Groschen bei dem Käfer, und am vierten Tage wieder acht Groschen, und er sagte zu seiner Frau »Sieh, nun hab ich schon sechzehn Groschen .« Und so ging es fort; der Wirth wurde ein reicher Mann und baute, wo sein kleines Gasthaus gestanden hatte, einen stattlichen Pallast. Da kehrten einst jene drei Reisenden wieder bei ihm ein, und er bedankte sich, daß sie ihm Hänschen gebracht hatten. Doch wie die drei einmal unter dem Thore des Gasthofs standen, brach das Thor zusammen und verschüttete sie, und von der Stunde an war Hänschen verschwunden.

     

32. Mönch.
     

      Mündlich.

     

    In den meisten sächsischen Dörfern kennt man die Mönche, die sich bei den Bauern und besonders auf den Edelhöfen in Dienst geben, einen Theil der Geschäfte in den Ställen, auf dem Hofe und Boden besorgen, über dem Eigenthume des Herrn wachen und die Knechte und Mägde in Zucht halten. Sie sind sehr klein, tragen einen grauen Mönchsrock, ein niedliches graues Käppchen und einen Gürtel, an dem ein Schlüsselbund hängt. Meist sehen sie alt aus, haben graues Haar und ein verschrumpftes, erdfarbenes Gesicht. Doch werden sie nicht von Jedermann gesehen, sondern können sich nach Gefallen sichtbar und unsichtbar machen. Gewöhnlich zeigen sie sich nur dem Hausherrn, bisweilen auch den übrigen Bewohnern des Hauses, doch nie den Nachbarsleuten oder den Fremden, welche ihren Herrn besuchen. Sie striegeln bei Nacht in den Ställen das Vieh, führen es auf dem Hofe umher, bis es in gelinden Schweiß geräth, und füttern es dann, weil so das Futter besser gedeiht. Wenn auf dem Amte zu Beesen bei Halle früher die Euter der Kühe einmal über Nacht zu voll wurden, so melkte sie der Mönch, der auf dem Amte diente, deckte den Melkeimer sorgsam zu, damit kein Staub hinein fiel, und dann fand man am Morgen die Milch. Obwohl die Mönche für alles Vieh auf dem Hofe sorgen, haben sie doch gewöhnlich unter jeder Gattung ein Lieblingsstück: wenn darum ein Pferd oder eine Kuh besonders gedeiht, so sieht man daran daß sie der Mönch mehr als die andern pflegt; und wenn man den Lieblingsthieren des
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