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Sagen aus Westfalen

Sagen aus Westfalen

Titel: Sagen aus Westfalen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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entsagten! Mit Freuden willigte der Herzog ein, und der Teufel versprach dagegen, den Bau in der nächsten Vollmondnacht zu vollenden. Von dieser Zeit an waren Wittekinds Waffen gegen Kaiser Karl wunderbarerweise glücklich, und sein Anhang vermehrte sich von Tag zu Tag. So kam die Zeit des Vollmonds, und der Teufel begann sein Werk. Ungeheure Felsen schleppte er aus aller Welt Enden zusammen und türmte sie zu Gewölben und Hallen von ungeheuerem Umfange übereinanden Aber als nun der Riesenternpel beinahe ganz vollendet dastand, da hat es Gott dem Wittekind plötzlich ins Herz gegeben, daß er seinen argen Wahn erkannte. Eiligst ging er hin in des starken Karls Lager und ließ sich reumütig taufen. Da das der Teufel gewahr wurde, fuhr er in großer Wut über den Tempel her und riß Säulen und Wände und Giebel mit entsetzlicher Kraft auseinander, die Felsen hierhin und dorthin zerstreuend. Das sind die Eggester Steine (Externsteine), die noch jetzt, grau und verwittert, am Eingange in den Teutoburger Wald zu sehen sind. Auf der Höhe des einen findet sich ein Gemach mit einem Opfersteine, welches der Teufel zu zerstören wohl vergessen haben muß. In viel späterer Zeit hat einmal ein christlicher Einsiedler in den Höhlen der Felsen gewohnt und in die rauhen Wände erbauliche Heiligenbilder gehauen, welche ebenfalls noch deutlich genug zu sehen sind.

Die geheime Richtstätte zu Horst
    Auf einem schroffen rechten Ruhrberge erhebt sich das stattliche Haus Horst und schaut von dort aus weit ins Land hinaus. Es ist gar fest und stark gefügt und prächtig anzusehen, und doch bedeutet es nur einen Schatten untergegangener Herrlichkeit.
    Als die Burg Horst schon längst zu Trümmern lag, trieben dort Knaben einst ihr munteres Spiel. Sie bröckelten an dem morschen Gemäuer, kletterten an den alten Türmen empor und tummelten sich in den Gewölben. Plötzlich stieß einer von ihnen auf eine geheime Tür. Sie war im Keller angebracht und dem Auge ganz verborgen. Und die Knaben zogen und zerrten daran, bis sie sich vor ihnen auftat. Siehe da! Ein dunkler Gang gähnte ihnen entgegen, und schmale Stiegen führten in die Tiefe. Da waren sie alle recht neugierig und wollten ergründen, was das bedeute.
    Sie zündeten sich Lichter an und stiegen hinab, einer nach dem andern. Der Weg war mühsam und eng. Lange waren sie in gebückter Haltung schon gewandert, als sie ein starkes dumpfes Rauschen hörten. Das mochte der Ruhrstrom sein, dem sie nun näher kamen. Ihnen allen ward geheimnisvoll zumute. Im flackernden Scheine ihrer Lichter sahen sie vor sich einen gewaltigen runden Haublock, und darauf lag das große verrostete Beil des Henkers. Als sie hintraten, um zu sehen, huschten schwarze, flatternde Gestalten durch die Nacht des Berges hin, und ringsum klang es wie Wimmern und Jammern, Seufzen und Stöhnen.
    Die Knaben schauderten. Sie wurden von einer unheimlichen Angst ergriffen. Nur der kühnste unter ihnen hatte noch Mut genug, das Beil an sich zu nehmen. Dann traten sie alle eilig den Rückweg an und erreichten glücklich wieder das Tageslicht. Bald darauf stürzte das Gewölbe ein, und seither hat niemand wieder die Stätte des Grauens betreten können.

Die Kartause bei Nottuln
    In Nottuln geht auch die Sage von der Entstehung eines Klosters. Einer aus der Weinerbauerschaft bei Ochtrup, der früher längere Zeit in der Gegend von Nottuln wohnte, hat mir die Geschichte erzählt. Nicht sehr weit von dem Dorfe, in der Richtung auf Dülmen, so berichtete er, stand einst ein adeliger Hof. Der Sohn des Herrn war in den Krieg gezogen. Siegreich kehrte er in seine Heimat zurück. Es war Nacht und Mondschein, als er dem elterlichen Gut zuritt, dem Vater die frohe Kunde zu überbringen. Dieser sah den Reiter ankommen, wie er fast die Gräftebrücke erreicht hatte. Er glaubte nun, das sei der Feind, dem ein großes Heer nachfolge, die Burg zu vernichten. Und er schoß den Reiter tot. Am folgenden Morgen ging der Burgmann nach der Stelle hin, wo der fremde Reiter gefallen war. Da erkannte er, daß es der eigene Sohn war, den er erschossen. Und aus seinen Papieren entnahm der Vater die Nachricht von dem siegreichen Kampf. Er geriet in große Betrübnis; denn er hatte bloß diesen einen Sohn. Da hatte der Adelige keine Freude mehr an dem Gut, und er machte das Gelübde, seine ganze Habe dem zu geben, der ihm zuerst in den Weg laufe. Wie gesagt, so getan. Als dem Burgherrn ein Pater begegnete, reichte er diesem freundlich die Hand
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