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Sagen aus Westfalen

Sagen aus Westfalen

Titel: Sagen aus Westfalen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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daß sie mit ihren sechs Kindern Hunger und Kälte ertragen mußte, denn sie war eine hilflose Witwe, welche nur von Almosen lebte. Viele Jahre lang hatte die reiche Schwester mit unbarmherzigen Augen den Jammer und die Armut ihrer unglücklichen Verwandtin angesehen und noch immer wurde ihr hartes Herz nicht erweicht; denn Schimpfworte und eine schmähliche Zurückweisung war jedesmal das Los der armen Schwester, wenn sie kam, um für ihre hungrigen Kinder um eine kleine Gabe zu bitten. Mit Geduld ertrug indessen die arme Frau ihre Not und nahm sich fest vor, ihre mitleidlose Schwester niemals mehr um etwas zu bitten. Eines Tages aber konnte sie das Jammergeschrei ihrer hungrigen Kinder nicht mehr ertragen; überwältigt von Mutterliebe entschloß sie sich, noch einmal zu ihrer Schwester zu gehen und dieselbe um ein Stückchen Brot anzuflehen. »Ich habe kein Brot«, war die Antwort, und als nun die arme Schwester mit Tränen noch inniger in sie drang, antwortete sie mit kreischender Stimme: »Das Brot, das ich im Hause habe, mag zu Stein werden!« und trostlos kehrte die bedrängte Mutter zu ihren hungrigen Kindern. zurück. Als nun am anderen Morgen die böse Schwester den Schrank öffnete, um das Brot herauszunehmen, siehe, da war es gänzlich zu Stein geworden, und vor Schrecken stürzte sie zu Boden und war tot. Das versteinerte Brot wurde zum Andenken an diese Begebenheit und zum warnenden Beispiel an einer eisernen Kette hinter dem Hochaltar zu Hellinghausen aufgehangen, wo es noch gegenwärtig zu sehen ist.

Die Braut als Hexe
    In einem westfälischen Dorfe war einmal ein Mädchen und ein Junggesell, die liebten einander und wollten Hochzeit halten. Das Mädchen aber war eine heimliche Hexe. Nun gingen sie zur Stadt und wollten ihr Brautzeug kaufen. Als sie nun bei einem Bauernhause vorbeigingen, wo die Frau in der Tür stand und butterte, da sagte das Mädchen: »Bernd-Henrichs, nun will ich mal ein Kunststück machen, nun will ich machen, daß der Frau ihre Butter sogleich hier kommt.«
    »Ja«, sagt er, »das tu mal«, und meint, es sei ein Scherz, und die Butter kommt gleich herangeflossen auf dem Wasser, das nebenan war. Sie nimmt sie mit zur Stadt und verkauft sie. Als sie nun das Brautzeug gekauft und nach Hause gehen, da steht die Frau noch und buttert, und der Bräutigam ruft sie allein und sagt: »Buttert doch nur nicht mehr, eure Butter ist längst fort gewesen.« Darauf gehn sie weiter. Sagt sie: »Geh ein wenig voran! « Er tut es auch. Da kommt ein Hund auf ihn zu und beißt ihn in den Rock, und all sein Schreien hilft ihm nichts. Auf einmal verschwindet der Hund, und seine Braut steht wieder bei ihm. »Mein Gott, wie ist's mir übel ergangen«, sagt er, »wo bist du so lange gewesen?« – »Ich hatte da in einem Kötterhause etwas zu tun.« – »Du hast ja die Wolle von meinem Rock zwischen den Zähnen sitzen, ich glaube, du bist 'ne Hexe; das freut mich recht, denn ich möcht auch gerne hexen lernen. Kannst du auch ein Gewitter machen? Das sch ich so gern.« – »Ja, das kann ich wohl«, sagt sie, »wenn's Hans (Teufel) nur will, den muß ich bitten: o, so mach doch ein Gewitter.« –
    »Weißt du auch, in welchen Baum es einschlagen will?« – »Ja, in den krausen Eichbaum«, und sie ruft: »Hans, schlag ein! « – »Aber«, sagt er, »wenn du das Gewitter hast, kannst du es gleich wieder stillen?« – »Nein, das geht nicht an. «
    Da nimmt er sie und bindet sie an die Eiche, und als das Gewitter kam, da schlug es in die Eiche, und die Eiche und das Mädchen wurden in tausend Stücke zerschlagen.

Die Eggester Steine
    Die alten Helden, welche einst unser Vaterland bewohnten, waren beinahe alle vom starken Kaiser Karl besiegt und gezwungen worden, sich taufen zu lassen. Herzog Wittekind war mit den Seinen allein noch übrig. Aber auch er konnte sich nicht mehr lange halten, und seine Macht wurde alle Tage schwächer. Da erschien ihm einmal bei Nacht der Teufel und versprach ihm, einen Heidentempel zu bauen, der so gewaltig sein solle, daß ihn der starke Karl wohl müßte stehen lassen. Um dieses Heiligtum sollten sich dann alle, die noch den alten Göttern treu wären, in fester Einigkeit scharen. Selbst viele, ja die meisten der Neubekehrten würden wieder umkehren, da in ihrem Herzen der christliche Glaube nur erst schwache Wurzel getrieben habe. Und dafür, versicherte der Teufel, wolle er nichts anders, als daß nur Wittekind und die Seinen dem väterlichen Glauben nimmer
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