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Sagen aus Westfalen

Sagen aus Westfalen

Titel: Sagen aus Westfalen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Flüche folgten ihm in sein Grab. Allein kaum war er begraben worden, als man in dem Schlosse zu Nordkirchen bemerkte, daß Schenkewald spuken gehe. Des Nachts hörte man ihn die Treppen auf und ab laufen und entsetzlich heulen, andre sahen ihn an einem Tische sitzend Geld zählen, und wenn sie näher kamen, war er plötzlich verschwunden.
    Die Einwohner des Schlosses Nordkirchen waren dieser Spukereien so müde, daß sie mehrere Messen lesen ließen und Gott baten, den Geist aus dem Schlosse zu verbannen. Als dies geschehen war, hörte man in einer finstern stürmischen Nacht den Schenkewald ärger als jemals umherpoltern. Plötzlich wurde die Hausklingel gewaltig gezogen, alle Bedienten sahen zum Fenster hinaus und siehe, es hielt eine prächtige Kutsche mit vier kohlschwarzen Pferden vor der Tür. Darin saßen zwei Kapuziner, welche ausstiegen, mit ruhigen Schritten stillschweigend in das Schloß gingen und alsbald mit Schenkewald, welchen sie in der Mitte führten, wieder herauskamen. Alle drei stiegen in den Wagen. Schenkewald saß zwischen den Kapuzinern, eine Peitsche knallte, und mit Blitzesschnelle fuhr der Wagen von dannen, welcher den Weg nach der Davert verfolgte. Seit Schenkewald in dieser Art abgeholt war, wurde auf dem Schlosse Nordkirchen alles still, in der Davert aber fährt er seitdem bis auf den heutigen Tag mit den beiden Kapuzinern und in demselben Wagen Tag und Nacht umher. Eine Menge Leute haben ihn fahren sehen und beschreiben ihn bis auf den kleinsten Umstand, wie er aussieht. Auch ist es schon mehreren begegnet, daß sie den Wagen für eine herrschaftliche Kutsche hielten und sich hinten aufsetzen wollten. Kaum hatten sie ihn aber berührt, so flog der Wagen mit den Pferden hoch durch die Lüfte davon.

Der Sarg in der Küche
    In der Nähe von Horstmar ist der Sohn eines Bauern krank gewesen. Da mußte er des Nachts öfters aufstehen. Einmal nun stieß er auf eine Leiche. Die stand dort in der Küche. Weil er wissen wollte, wer das sei, hat er dem Toten mit der Schere etwas von dem Haar abgeschnitten und dieses in die Kofferlade gelegt. Den andern hat er nichts gesagt, weil er befürchtete, sie könnten sich ängstigen. Als der Sohn sich dann am folgenden Morgen das Haar vor dem Spiegel kämmte, ist er blaß wie der Tod geworden. Dem er was von dem Haar abgeschnitten hatte, das war er selbst. Es sollte das aber mit seiner Leiche nicht wahr werden, deshalb ging er fort nach Altenberge, wo er auf einem Gut die Stelle als Verwalter annahm. Nach langen Jahren nun passierte es, daß der Verwalter schlimm krank wurde. Da haben die Angehörigen absolut gewollt, daß er sich zu Hause pflegen lasse. Der Sohn sträubte sich mit aller Gewalt dagegen. Schließlich aber hat er sich doch bereden lassen und ist nach dem Elternhofe zurückgekommen. Und da nimmt die Geschichte das bekannte Ende. Die Leiche kam wirklich in der Küche zu stehen.
    Der das erzählt hat, ein Kötter bei Horstmar, von dem ich überhaupt eine ganze Reihe von Sagen aufgeschrieben habe, verbürgt sich dafür, daß alles so gekommen ist.

Der Teufel in der Davert
    Es geht im Münsterlande allgemein die Sage, daß in der Davert außer einer Menge von andern Gespenstern und Kobolden auch der Teufel selbst sein Wesen treibe. Er läßt sich in allerhand Gestalten sehen und erscheint besonders in der Abenddämmerung als ein starker stämmiger Kerl, welcher mit großen Schritten und mit ineinandergeschlagenen Armen unter den alten Eichbäumen umhergeht. Zuweilen findet man ihn auch, wie er ganz ruhig auf einem Schlagbaum sitzt. Er tut indessen niemandem etwas zuleide und soll sogar schon mit mehreren Bauern geplaudert haben. Wer ihm aber zu Leibe geht, kommt schlecht weg. Es ist schon mehrmals begegnet, daß Bauern, die mit Knüppeln auf ihn losgehen wollten, stundenweit durch die Luft fortgeschleudert wurden und Arme und Beine zerbrachen, so daß sie ihr Leben lang Krüppel blieben. Es wird den Teufel ärgern, daß er bei der jetzigen Teilung der Davert seinen Tummelplatz in Westfalen verliert.

Der westfälische Pumpernickel
    Das schwarze, in ganz Westfalen übliche, Pumpernickel genannte Brot soll davon seinen Namen haben, daß einst ein reisender Franzose, dem es nicht schmecken wollte, dassselbe genommen und seinem Pferde mit den Worten gegeben habe: »Bon pour Nickel« d. h. gut für Nickel, d. i. mein Pferd; nach einer andern Sage hätte man unter Nickel nicht ein Pferd, sondern ein gemeines Frauenzimmer, eine Pfarrköchin etc. zu
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