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Sagen aus Westfalen

Sagen aus Westfalen

Titel: Sagen aus Westfalen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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hin und redete ihn an. Der andere aber ist darob ganz verwundert gewesen. Was das zu bedeuten habe, er kenne ihn doch gar nicht. Da erzählte nun der Burgherr dem Pater, was geschehen sei und was er versprochen habe. Und ob er jetzt die Besitzung annehmen wollte. Das wollte der Pater wohl tun, und er hat daraus ein Kloster gemacht. Das ist noch jetzt die Kartause, die bei der Entschädigung der linksrheinischen Fürsten im Jahre 1803 an den Herzog von Croy kam.

Die reitenden Hexen
    Eine besondere Vorliebe hatten die Hexen für das Reiten. Sie ritten aber nicht auf Besenstielen, wie es uns aus dem Harz erzählt wird, sondern auf Pferden. Hören wir nur folgende Geschichte. Ein Bauer aus Haddorf bei Wettringen hatte die Gewohnheit, die Pferde des Nachts auf der Weide zu lassen, um mit dem Heufutter zu sparen. Er sollte aber keine rechte Freude daran haben. Jeden Morgen, wenn er die Tiere heimholte, waren ihnen die Mähnen geflochten, ihre Körper naß, daß der weiße Schaum nur so hervortrat, dazu hatten sie nichts im Leibe und konnten nicht arbeiten. Als das gar nicht anders wurde, stimmte es den Bauern verdrießlich. Da ging er eines Abends nach der Weide und verbarg sich in der Hecke, um aufzupassen, wer das mit seinen Pferden anstelle. Zuerst blieb alles um ihn still. Da um Mitternacht aber nahte ein Sausen durch die Luft. Eine Frau im Siebrand flog herbei, setzte das runde Ding in die Hecke und schwang sich auf eines der Pferde und ritt wie toll. Das ging nur immer: Katuffel, katuffel, de Wieske up un dahl. Wie der Bauer das gewahrte, rief er vor Zorn: »Ik sall di helpen, ik sall di dat endlicks afleän!« Und er nahm den Siebrand an sich. Die Hexe sollte ja schon kommen. Die war auf einen solchen Ausgang nicht gefaßt gewesen, kam ganz verlegen herbei und bat den Bauern, er möchte ihr doch das Sieb zurückgeben; denn sonst würde sie unglücklich werden, und um vier Uhr morgens müßte sie schon in Amsterdam zum Kuhmelken sein. Als der Bauer noch zögerte, versprach sie ihm hoch und heilig, nie wieder seine Pferde belästigen zu wollen. Nur solle er ihr das Sieb wiedergeben. Da gab der Bauer ihr das Sieb denn zurück. Die Hexe schwang sich hinein und sauste durch die Luft davon. Seit der Nacht passierte den Pferden des Bauern nichts mehr.

Die Sage von dem Fräulein von Rodenschild
    Einst in der Osternacht lag zu Holte auf dem Schlosse das junge Fräulein von Rodenschild schlaflos auf ihrem Lager; da hörte sie die Glocke zwölf schlagen und gleichzeitig ertönte unten im Schloßhofe, wie es noch jetzt an manchen Orten in Westfalen Sitte ist, frommer Gesang, mit welchem das Hausgesinde den Eintritt des großen Christenfestes begrüßte. Ergriffen von den feierlichen Tönen, eilte sie ans Fenster, öffnete es und schaute in den Schloßhof hinab, wo die Knechte und Mägde sich aufgestellt hatten, um ihr Lied ertönen zu lassen. Da sah sie, daß sich die Blicke aller nach dem Balkon auf der entgegengesetzten Seite wendeten, und mit Entsetzen sah sie ein Phantom, ganz so gestaltet wie sie selbst, mit ihren Gesichtszügen, im weißen Gewande, eine Lampe in der Hand die Treppe herabsteigen, durch die Reihen der ihr ängstlich Platz machenden Diener schreiten, langsam die Treppe hinaufschreiten und in die Burg treten. Sie folgte der Gestalt wie gebannt mit den Augen und sah sie durch die Scheiben mit dem Lichte in den großen Rittersaal treten. Da konnte sie sich nicht mehr halten, sie mußte wissen, wer den frechen Spuk wagte und eilte im geflügelten Lauf Treppe auf Treppe ab, durch Gänge und Hallen immer der Erscheinung nach, bis sie dieselbe endlich an der Pforte des Schloßarchivs einholte, und ihr Auge legte sie an eine Spalte der verschlossenen Pforte, weil sie drinnen ein Rauschen unter den alten Scripturen hörte. Dasselbe tat genau auch ihre Doppelgängerin an der andern Seite der Pforte, und als sie zurückfährt, tritt auch der Scheinen zurück, da faßt sie Mut und tritt ihm entgegen und sieht ihm fest ins Auge und genau so tut auch ihr Spiegelbild, da streckt sie ihm ihre Hand entgegen und fühlt eine zweite ihr ebenso entgegenkommende Rechte sie eiskalt berühren. Dann verschwindet die Erscheinung und zerrinnt in der Luft. Das Fräulein, das vor Entsetzen zu Boden sank und am Morgen von ihren Leuten hier in Ohnmacht gefunden ward, verfiel in eine schwere Krankheit, aus der sie sich jedoch wieder erholte; allein geträumt hatte sie nicht, denn die Hand, womit sie ihre Doppelgängerin berührt hatte,
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