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Sagen aus Westfalen

Sagen aus Westfalen

Titel: Sagen aus Westfalen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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blieb für immer eiskalt wie von einer Leiche, und nie trug sie dieselbe seit dieser Zeit ohne Handschuh.

Die Steine in der Davert
    In der Gegend der Davert und ebenso auf dem Wege von Münster nach dem Sauerlande findet man einzelne große Steine. Über die Art und Weise, wie diese ungeheuren Felsstücke in die hiesige Gegend gekommen sind, gehen viele Sagen, wozu auch folgende gehört:
    Als einst der Teufel mit einem großen Sack voll Steine des Weges durch die Davert kam, schrammte er mit dem Sack an einem auf der Erde liegenden Felsen vorbei, so daß der Sack ein Loch bekam. Ohne daß es der Teufel bemerkte, verlor er nun nach und nach einige Steine, die sich durch das entstandene Loch durchdrängten und noch an derselben Stelle liegen, wo sie ihm entfielen. Da er nun bis an die Grenze des Sauerlandes kam, wurde das Loch immer größer, bis endlich in der Gegend des Klusensteins der ganze Sack borst und so das sogenannte Felsmeer entstand.

Die Teufel im Wartturm bei Beckum
    Bei der Stadt Beckum im Münsterlande steht eine alte Warte, drin ist der Teufel gebannt, der in der Nacht oft erbärmlich heult. Eines Abends ist ein Bürger der Stadt neben die Warte gesessen, da hat der Teufel plötzlich aus einem Fenster derselben gekuckt, ohne Hörner, aber mit einem sehr langen Bart. Wie der Bürger nun vor Angst ganz still zusammenkauert, kömmt ein zweiter Teufel, kohlschwarz, aber in weißes Zeug gekleidet, mit weißer Mütze und Schürze, ganz wie ein Koch und überher mit Tiegeln, Töpfen und Kochlöffeln behängt, der frägt den Teufel im Turm: »Sind se feer (fern)?«, der andre antwortet: »Lot se so feer syn aße se wilt, ick will doch wull kocken, wat se fretten söllt«, darauf ist er schnell weitergegangen, der im Turm hat erbärmlich gewimmert und ist in das Fenster gestiegen, um dem anderen nachzufliegen, so oft er sich aber hinausgebeugt hat, ist er mit einem elenden winseligen Gebrüll zurückgestürzt, und wie nun der Bürger in seiner Not endlich ein Herz faßt, von dem Turm Wegrennt, und der Teufel ihn sieht, hat er ein Rad über sich geschlagen, in den Turm hinein, der Bürger aber ist zwar sehr erschreckt, doch sonst glücklich nach Hause gekommen.

Die ungetaufte Glocke
    Vor langen Jahren wurde zu Warendorf auf dem Turme der alten Kirche eine neue Glocke aufgehangen. Die Glocke hatte man aber nicht getauft. Als man nun mit derselben zu läuten anfing, da kam mit einem furchtbaren Heulen und Geschrei der Teufel durch die Luft geflogen, holte die Glocke von dem Turme und warf sie eine halbe Stunde von der Stadt in die Eins, in einen tiefen Kolk, der der grundlose Kolk heißt. In diesem liegt sie noch; der Kolk ist aber so tief, daß noch kein Mensch bis auf den Grund hat fühlen können. Daß aber die Glocke noch darin ist, kann man an den vier hohen Festtagen hören, denn wenn dann des Abends in der Stadt mit allen Glocken geläutet wird und man wirft einen Pfennig in den Kolk, so fängt auch die ungetaufte Glocke tief unten an zu läuten.

Die Westfalen
    Als Satan einmal vor den Herrn trat, fragte ihn der Herr, woher er käme. Satan antwortete, er habe sich auf der Erde umhergetrieben. Sprach wiederum der Herr: »Hast du auch das Westfalenvolk gesehen, das harte, unbekehrbare und allen Gläubigen so lästige?« Und Satan: »Ei, ja wohl hab ich es gesehen; wenn du es aber mir gäbest, dann sollte es dir nicht mehr zur Last fallen! « – »Nun, ich geb es dir, doch unter der Bedingung, daß du es aus der Welt hinausschaffest.« Da ging Satan vergnügt und froh hinweg und richtete einen großen Sack her, in den er alle Westfalen steckte und dann in die Luft flog, um dieselben aus der Welt fortzuschaffen. Als aber diesen die Sache verdächtig vorkam, begannen sie zu knurren und bereiteten ihrem Träger so viel Last, daß er vor Müdigkeit auf einem Berge den Sack niedersetzen mußte. Kaum fühlten dieselben sich wieder auf festem Boden, als sie alsbald den Sack zerrissen und davonflohen, daß keiner seines Nächstes gedachte, und so ist es gekommen, daß sie in alle Welt zerstreut wurden. Als aber Satan wieder zum Herrn kam, machte dieser ihm Vorwürfe und sprach: »Nun, was hast du tun wollen? Ich hatte dir die Westfalen gegeben, damit du sie aus der Welt fortschaffen solltest, und du hast sie im Gegenteil über die ganze Welt zerstreut! « jener aber: »Halt es mir zugute Herr! Du kennst ja das Volk, wie hartnäckig es ist; weder auf mich, noch auf Dich wollen sie hören. Siehe, ich geb sie zurück
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