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Sagen aus Westfalen

Sagen aus Westfalen

Titel: Sagen aus Westfalen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Friedhof der Wewelsburg fand man am nämlichen Tage einen frischen Grabhügel, den niemand aufgeworfen hatte. Die Leute dachten es gleich wohl, wenn sie es sich auch gerade nicht merken ließen, daß hier der fromme Kaplan zum ewiglangen Schlafe ruhe.

Der Kärrner zu Gesicke in Westfalen
    In der Stadt Gesicke in Westfalen kam ein Kärrner zur Abendzeit in ein Wirtshaus und wollte gern darin übernachten. Die Wirtin aber sagte, sie könne ihn nicht beherbergen, weil für die Nacht viel vornehme Leute im Anzuge wären. Der Kärrner entschloß sich darauf, im Wirtsstalle zu bleiben und legte sich dort auch sogleich nieder. Weil er aber nicht einschlafen konnte, so merkte er, wie Teufelsgäste in altmodischen Kleidern ankamen. Denen wurden stattliche Traktamente vorgesetzt, Essen und Trinken, und waren lustig. Sie schmierten sich alle mit einer Salbe, die auf dem Tische stand, und verschwanden darauf durchs Fenster. Als sie fort waren, ging der Kärrner in die Stube, aß von der dastehenden Speise, schmierte sich auch mit der Salbe und befand sich gleich darauf im Weinkeller einer vornehmen Stadt. Da erkannte ihn die Tochter der Wirtin aus Gesicke, welche auch da war, und gab ihm eine rote Mütze, die er aufsetzen sollte. Er trank aber zu viel des Weines, vergaß der roten Mütze, die er in der Tasche hatte, und blieb im Weinkeller liegen. Am Morgen ward er ertappt und vor Gericht geführt, da erzählte er den ganzen Handel. Darauf zog er die rote Mütze hervor, setzte sie auf und flog davon.

Der Kirchturm in Gildehaus
    In dem westfälischen Ochtrup hat man eine Kirche gebaut, konnte aber die Kosten für einen Turm nicht mehr aufbringen. Man hätte jedoch gar zu gern einen Turm gehabt und war daher eines Tages versammelt, um zu beratschlagen, wie das Geld zusammengebracht werden könne. Lange hatte man hin und her beraten, da trat der Teufel in die Versammlung. Als er den Verhandlungen eine Zeitlang zugehört hatte, sagte er: »Ich will euch in kürzester Frist einen Turm verschaffen, wenn ihr euch wieder gefällig zeigt.« Hocherfreut nahmen die Ochtruper das Anerbieten an und fragten nach den Wünschen. Der Böse erwiderte: »Ihr müßt mir mit Hand und Siegel versprechen, nächstens, wenn die Pfarrer- und Küsterstelle erledigt werden, die von mir empfohlenen Kandidaten zu wählen. Dann soll noch morgen früh vor dem ersten Hahnenschrei der Turm fertig stehen.« Die leichtsinnigen Ochtruper gingen auf die Bedingung ein und drückten den Wunsch aus, einen Turm zu haben wie den in Gildehaus.
    In der folgenden Nacht erfaßte der Teufel den Gildehäuser Kirchturm mit seinen Armen und schob ihn in der Richtung nach Ochtrup den Berg hinauf. Doch kaum war er etwa vierzig Schritt weit mit ihm gekommen, da fiel das geweihte Kreuz herunter, und zwar nach der Richtung, in der der Turm fortgeschoben werden mußte. Über das Kreuz weg konnte der Teufel trotz aller Anstrengungen mit seiner Last nicht weiterkommen. Die Zeit war unterdessen vergangen; schon graute der Morgen, und der erste Hahnenschrei ertönte. Da riß der Teufel in seinem Grimm die Spitze von dem Turm herunter und schleuderte sie fort nach Ochtrup zu.
    Noch heute steht der Turm der Kirche in Gildehaus dort, wohin der Teufel ihn geschoben hat, abseits von dem Gotteshause; an die Stelle der abgebrochenen, festgefügten Spitze wurde eine neue gesetzt, die nur mit Holz und Schiefer gedeckt ist, aber das alte Kreuz wieder trägt.

Der Name der Stadt Unna
    Der Name der Stadt Unna kommt nicht, wie man angenommen hat, aus dem lateinischen (ab unitate animorum, von der Einigkeit der Gemüter der Bürger untereinander), sondern daher, weil sie der Stadt Camen zu nahe gebaut worden ist und soll soviel hießen als: Uns to nah (d. h. allzunah).

Der Rentmeister Schenkewald
    In alten Zeiten lebte auf dem Schlosse Nordkirchen ein Rentmeister namens Schenkewald, welcher die armen ihm untergebenen Bauern sehr unbarmherzig mißhandelte. Wenn ihm einer das Pachtgeld oder die schuldigen Zinsen nicht auf den Tag bezahlte, so fiel er ihn mit harten Worten an, ließ sich heimlich für seine Nachsicht Geld und Hühner bringen und ließ auch wohl den armen Schuldner von Haus und Hof werfen oder durch das Gericht auspfänden. Schon eine Menge Bauern waren durch seine Habsucht und Unbarmherzigkeit arm geworden, als er endlich an einer ganz plötzlichen Krankheit starb. Das war ein Jubel unter den Bauern, als Schenkewald tot war; nur die vornehmen Leute gingen mit seiner Leiche, und tausend
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