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Sagen aus Schlesien

Sagen aus Schlesien

Titel: Sagen aus Schlesien
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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eingerichteten Räumen wird hier dem Sommer ein leckeres Mahl vorgesetzt, und er erblickt voller Verwunderung neben seinem Teller das Messer, das er in den Heuwirbel geschleudert hatte. Auf Sommers Ausruf: »Wie kommt mein Messer hierher?« erwiderte der Welsche in freundlich-ernstem Tone: »Ich habe dir Gutes erweisen und dir die Schätze in deinem Gebirge zeigen wollen. Anstatt mir zu folgen, hast du dein Messer nach mir geworfen und mich am Beine verletzt. Das tue künftig nicht wieder.« Trotz seines gütigen Wesens flößte aber der Welsche dem Sommer Furcht ein, und er verlangte dringend heim nach Agnetendorf. Da breitete der Welsche abermals seinen Mantel aus, sie flogen durch die Lüfte bis zum Sommerschen Häuschen zurück. Dann flog der gefürchtete Fremdling mit den Abschiedsworten: »Wenn du etwas finden willst im Gebirge, so denke an mich und rufe mich« auf seinem Zaubermantel wieder davon.

Die Zwergenhochzeit auf Schloß Bünau
    Die Schloßherrin auf Bünau lag einst ganz allein in ihrem Schlafgemach. Da sprang plötzlich die Tür auf, und ein kleines Männchen trat zu der Frau ans Bett und fragte bescheiden, ob sie erlauben wolle, daß die Zwerge hier in der Stube Hochzeit hielten; sie würden nicht viel Lärm machen und wenig Raum in Anspruch nehmen; sie wollten zufrieden sein, wenn sie sich nur unter dem Ofen aufhalten dürften. Die Öfen standen nämlich auf geschnitzten Reinen, so daß unter jedem ein hohler Raum war.
    »Ja, ja, kommt nur und haltet eure Feier!« erwiderte die Frau. Darauf zog das kleine Völklein mit Musikanten, mit dem Brautpaar und den Hochzeitsgästen in das Gemach, und alle aßen, tranken und tanzten unter dem Ofen. Als sie damit zu Ende waren, schritt das kleine Männchen wieder zur Schloßfrau ans Bett, bedankte sich höflich, gab ihr drei Brötchen und sagte:
    »Solange die Brötchen im Besitz deiner Familie bleiben, wird es dir und allen deinen Nachkommen gut gehen.«
    Die Frau ließ die Brötchen im großen Turm des Schlosses einmauern, und es ist der Familie mehrere Jahrhunderte gut gegangen. Als der Turm aber bei einer Feuersbrunst zerstört wurde und die Brötchen mit verbrannten, änderte sich alles. Es ging der Familie immer schlechter, das Schloß verfiel und öde blickt es heute in die Lande.

Dr. Kittel
    Um einen Urahnen des Dichters Leutelt, den Schumburger Dr. Kittel hat sich ein ganzer Sagenkreis geschlungen, so daß man ihn nicht mit Unrecht einen nordböhmischen Faust nannte. Mit List erregte der Böse des ,Doktors Begier nach dem Lebenskraute, das Hirsch und Natter kennen, mit dem sie ihre Wunden heilen. Kittel wollte das Kraut und andere Naturgeheimnisse gern erwerben, aus Wissenslust und um den Kranken helfen zu können – er schloß mit dem Teufel einen Vertrag auf 50 Jahre. Durch gottgefällige Werke wollte er seine Seele dem Bösen entreißen. Der brachte, als Kittels Famulus, Zaubergeräte und eine Menge teuflischer Bücher in sein Haus; auch einen Mantel, auf dem der Arzt durch die Lüfte fuhr, während ihn sieben Raben trugen. Und nun begann der Doktor seine berühmten Kuren. Daß die nicht allein auf dem Wissen desselben beruhten, erfuhr der Feixpater, der einmal bei ihm zu Besuch gewesen und, als er das Kabinett aufsuchen wollte, in einen geheimen Verschlag geriet, den niemand betreten durfte und den Kittel heut aus Versehen offen gelassen. Um Mitternacht war dies Kabinett erleuchtet und um die Zeit beriet sich Kittel mit seinen Geistern über die Kranken und ihre Heilung. Da hat der Feixpater auf einem Seziertisch sich selbst tot liegen sehen. Von da an hatte er sich nicht mehr in Kittels Haus getraut und war in Jahresfrist gestorben. – Einmal ward in der Nähe von Schumburg ein toter Soldat gefunden; er war in einem verrufenen Puschborn ertrunken. Kittel brachte durch Zaubersprüche das Bornwasser zum Sieden und zog ein paar Stunden später das blanke Gerippe heraus, das er in seinem Kabinett aufbewahrte. Der Born ist verschüttet worden. – Noch mehr vermochte der Doktor.
    Kein Wunder, daß jeder ihm aus dem Wege ging, außer den wenigen freilich, die selber nach solchen Künsten gierten. Ein Schlosser hat ihm einmal ein Buch entwendet und es im Tuch, in dem er sein Handwerkszeug trug, mitgenommen. Als er es wiederbrachte – er mußte wieder an Türen und Schlössern Reparaturen vornehmen – hatte er schon soviel gelernt, daß er selbst Kittels Geist beschwor, der auch zu ihm als Schafjunge kam. Von da an wurde er täglich reicher. Die
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