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Sagen aus Schlesien

Sagen aus Schlesien

Titel: Sagen aus Schlesien
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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wo die Sibylle mit ihren Schwestern, von denen eine die Melusine war, wohnte.
    Die polnischen Oberschlesier behaupten, daß die Sibylla jede Nacht einen Stich an ihrem Totenhemde nähe, daß aber die Dienerinnen am Tage alles wieder auftrennen. Ist das Gewand erst fertig, dann ist der jüngste Tag auch da. – Die Jungfrau in der Heuscheuer arbeitet nun schon am letzten Ärmel; das hat ein junger Mensch aus dem Leierdörfel gesehen, der in der Christnacht, in der sie jedes Jahr einen Stich tut, in die Heuscheuersäle drang. Auch in der Barzdorfer Ringelkoppe näht eine verzauberte Jungfrau den letzten Ärmel ihres Erlösungshemdes.

Die sieben Riesen im Spitzberge zu Schwiebus
    Das Haus eines reichen Ratsherrn zu Schwiebus wurde einst vom Blitz getroffen; seine ganze Habe fiel dem ausbrechenden Brand zum Opfer, so daß er nun als armer Mann dastand. Wohl borgten ihm die Schwiebuser Geld zum Bau eines neuen Hauses, aber ein Unglück kommt selten allein; er verdiente fortan so wenig, daß er nicht einmal die Zinsen des geborgten Geldes aufbringen konnte.
    Verzweifelt wanderte der Ratsherr eines Abends nach den Spitzbergen hinaus, wo er sein trauriges Leben beweinte.
    Aber während er mit düsterer Miene unter den dunklen Bäumen dahinschritt, gebot ihm plötzlich eine mächtige Stimme halt, zugleich umlohte ein Feuerschein den Platz, wo er stand. Erschrocken sah sich der Unglückliche nach allen Seiten um. Wie erstaunte er aber, als er im Berg ein mächtiges Tor erblickte und eine wohl sechs Meter hohe Gestalt ihm winkte hineinzukommen. Er tat es. Drinnen fand er alles wohnlich und schön eingerichtet; zuletzt traf er in einem weiten Saal sechs ebenso große Gestalten, wie sein Führer war. Sie luden ihn freundlich ein, Platz zu nehmen, und als sie seine Erlebnisse gehört hatten, beschenkten sie ihn mit einem großen Sack voll Goldstücke, wohl an die vierhundert Taler.
    Von nun an glückte dem Ratsherrn wieder alles, was er unternahm; er besuchte noch oft seine Wohltäter, die ihn immer freundlich aufnahmen und nur zum Stillschweigen verpflichteten. Das hielt er denn auch; erst auf seinem Totenbette offenbarte er seinem Sohn, wie er zu seinem Reichtum gekommen war. Dieser aber war leichtsinnig und plauderte beim Leichenschmaus das Geheimnis aus. Sofort fühlte er von unsichtbarer Hand einen Schlag gegen seinen Kopf und sank tot zu Boden.
    Am nächsten Morgen aber erzählten die Bauern, sie hätten auf der Straße nach Norden sieben ungeheuer große gespenstige Männer gesehen, die schwer beladen klagend und jammernd fremdes Gut fortschafften.

Die tapferen Weiber zu Gleiwitz
    Tm Jahre 1626 wurde die Stadt Gleiwitz schwer belagert. Im August rückte Ernst von Mansfeld vor die Tore, mußte aber nach mehrtägiger Belagerung wieder abziehen. Daß bei der Belagerung der Stadt auch die Frauen wacker mitgeholfen haben, wird durch mehrere Berichte bestätigt, die Art und Weise ihrer Teilnahme ist allerdings sagenhaft ausgestaltet worden.
    Als die Schweden gegen die Stadt vorrückten, waren beide Tore verschlossen, mit Balken verrammelt und innen stark mit Dünger belegt, damit die Kugeln nicht durchdrängen. Auch die Seitenpforten waren gut versperrt. Als nun die Schweden einen Boten in die Stadt schickten, der beim südlichen Pförtchen Einlaß fand, bemerkte dieser auf dem Weg zum Rathaus in jedem Hausflur einige Tonnen mit Hirse, auf dem Ringe aber waren bewaffnete Männer versammelt, die dem Bürgermeister in Gegenwart des schwedischen Abgesandten mit mutiger Miene erklärten, daß sie sich nie ergeben würden, sie hätten Lebensmittel genug, und die Heilige Jungfrau Maria werde durch ihre Fürbitte bei Gott die Stadt beschützen und ihnen im Kampf beistehen.
    Nun begann der Angriff. Die Schweden brachten eine Menge Leitern an die Stadtmauer heran; als sie aber aufstiegen, wurde ihnen kochender Hirsebrei samt den irdenen Töpfen auf die Köpfe geschüttet, daß sie mit schrecklichen Brandwunden von den Leitern herabstürzten. Da sich die Bürger der Leitern bemächtigt hatten, versuchten die Feinde, von der Nordseite her der Stadt beizukommen, und zogen am Stadtwall beim weißen Tor vorbei. Vom Tor herab hat damals ein Bürger den Hauptmann der Schweden mit einem silbernen Rockknopf erschossen.
    Nun wurden die Schweden mißmutig; denn sie glaubten, daß die Gleiwitzer viel Lebensmittel hätten, und da sie auf eine lange Belagerung nicht eingerichtet waren, zogen sie nach wenigen Tagen ab.
    Nachdem sich die Feinde
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