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Sagen aus Schlesien

Sagen aus Schlesien

Titel: Sagen aus Schlesien
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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eine Schürze in der Linken, hebt mit der Rechten auf und legt hinein. – Da lag bei Diehsa ein Bauernmädchen einst um die Mittagszeit im Grase und schlief. Daneben saß der ihr im Herzen untreue Bräutigam und sann, wie er sich ihrer entledigen könne. Da kam das Mittagsgespenst und legte dem Burschen Fragen vor und soviel er auch Antworten gab, immer brachte es neue, bis es eins schlug und da stand sein Herz still. Das Mittagsgespenst hat ihn zu Tode gefragt.

Die Frau mit dem Schweinskopf
    Es war einmal eine geizige Bäuerin, die niemandem ein Almosen reichte. Eines Tages waren von ihrem Mittagsmahle Knödel übriggeblieben. Da kam ein Bettler und bat um ein Almosen. Die Magd reichte ihm schon die Schüssel mit den Knödeln, als die Frau ihr plötzlich eine Maulschelle gab und die Schüssel ihr entriß. Dabei sprach sie zur Magd: »Geh, trag die Schüssel zu den Schweinen! « Die Magd tat, wie ihr geheißen, aber die Schweine verschmähten die Speise und traten sie in den Kot.
    Des Abends war die Frau weg, und niemand wußte, wohin. Aber jedesmal, wenn die Mägde den Schweinen ihr Futter gaben, sahen sie die Frau in schauerlicher Verwandlung mit den Schweinen fressen. Sie hatte nämlich einen Schweinskopf, alles übrige an ihr war Menschengestalt.
    Später wurde sie auf die Heuscheuer bei Albendorf verbannt.

Die glühende Leiche
    Als die Totengräber zu Wünschelburg die Leiche des Totengräbers Meler, dem der Teufel den Hals umgedreht hatte, begraben wollten, fanden sie, daß sie wie ein eiserner Ofen glühte und eine gewaltige Hitze ausströmte. Erst nach einigen Tagen wurde der Versuch gemacht, die glühende Leiche zu verscharren. Sie war aber noch so heiß, daß die Männer sie dreimal wegwarfen und schließlich mit Hebebäumen der Grube zuwälzen mußten. Der Feuermann, welcher in der Umgegend häufig in der Mitternachtsstunde gesehen wurde, war natürlich der ruhelose Geist des schrecklichen Totengräbers.

Die gute und böse Stunde
    Einmal traf bei Gurschdorf auf einem Felde ein Bauer ein graues Männel. Es fragte: »Ihr sät wohl Lein?« »Ja«, antwortete Tamme. »Jetzt ist es keine gute Stunde«, erwiderte das Männlein, »ihr könnt zwar machen, was ihr wollt, aber ich sage, hört auf zu säen. Ich will jetzt bis zum Kobelsberge gehen, dort werde ich stehen bleiben und warten, bis diese böse Stunde vorüber ist. Sobald ich meinen Hut schwenke, könnt ihr fortfahren zu säen!« Das Männchen entfernte sich, blieb unter dem Kobelsberg eine Weile stehen und schwenkte dann seinen Hut. Nun säte Tamme erst weiter. Alles, was er zuletzt gesät, gedieh, während die ersten Beete das Unkraut überwucherte.

Die Männer im Zottenberg
    Im 16. Jahrhundert lebte in Schweidnitz ein Mann, Johannes Beer genannt. Im Jahr 1570, als er seiner Gewohnheit nach zu seiner Lust auf den nah gelegenen Zottenberg ging, bemerkte er zum erstenmal eine Öffnung, aus der ihm beim Eingang ein gewaltiger Wind entgegenwehte. Erschrocken ging er zurück, bald darauf aber, am Sonntag Quasimodogeniti, beschloß er von neuem die Höhle zu untersuchen. Er kam in einen engen, geraden Felsengang, ging einem fernschiminernden Lichtstrahl nach und gelangte endlich zu einer beschlossenen Türe, in der eine Glasscheibe war, die jenes wundersame Licht warf. Auf dreimaliges Anklopfen ward ihm geöffnet und er sah in der Höhle an einem runden Tisch drei lange abgemergelte Männer in altdeutscher Tracht sitzen, betrübte und zitternde. Vor ihnen lag ein schwarzsamtenes, goldbeschlagenes Buch. Hierauf redete er sie mit: »pax vobis! « an und bekam zur Antwort: »hic nulla pax! « Weiter vorschreitend rief er nochmals: »pax vobis in nomine domini!« erzitternd mit kleiner Stimme versetzten sie: Aic non pax.« Indem er vor den Tisch kam, wiederholte er: »pax vobis in nomine domini nostri Jesu Christi!« worauf sie verstummten und ihm jenes Buch vorlegten, welches geöffnet den Titel hatte: liber obedientiae. Auf Beer's Frage: wer sie wären? gaben sie zur Antwort: sie kennten sich selber nicht. »Was sie hier machten?« – »Sie erwarteten in Schrecken das jüngste Gericht und den Lohn ihrer Taten.« – »Was sie bei Leibes-Leben getrieben?« Hier zeigten sie auf einen Vorhang, hinter dem allerlei Mordgewehre hingen, Menschengerippe und Hirnschädel. »Ob sie sich zu diesen bösen Werken bekennten?« – »Ja!« –»Ob es gute oder böse?« – »Böse.« – »Ob sie ihnen leid wären?« Hierauf schwiegen sie still, aber erzitterten: »sie
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