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Sagen aus Schlesien

Sagen aus Schlesien

Titel: Sagen aus Schlesien
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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in einem Buche las; auf dem Kopf trug sie einen Kranz von schwarzen Rosen.
    Immer heftiger tobte der Sturm, er fauchte und raste in alle Winkel und wehte der geängstigten Frau kalt ins Angesicht. Aber sie ließ sich trotzdem nicht beirren und legte mit dem Gespenst auf dem Rücken den Weg um den Altar dreimal zurück. Als sie das drittemal vor der Jungfrau stand, erglänzte diese in weißem Licht und streckte sich aus, der Sargdeckel fiel über ihr nieder. Gleichzeitig wurde der Ritter auf dem Rücken der Witwe immer leichter und leichter, bis nur mehr ein Häufchen Asche übrig blieb. Der Sturm in der Kirche legte sich, und der Mond ging auf. In Schweiß gebadet, trat die Witwe den Heimweg an.
    Zu Hause traf sie die Burschen, wie sie sich über die Tische und Bänke lümmelten; denn sie glaubten sich schon im Besitz der Wirtschaft, da die Frau drei Tage weggewesen war. Als sie nun gesund und heil bei der Tür hereintrat, fielen die beiden Gauner vor Schreck zu Boden.
    Die Witwe aber lebte nun mit ihrem Josel in Frieden und wurde sehr alt. Die Schenke stand noch mehr als hundert Jahre; ein Blitzstrahl hatte sie schließlich eingeäschert.

Gestorbene Mutter holt ihr Kind nach
    Als ich ein kleines Mädel war, erzählt eine Patschkauerin, da saß ich einmal, mit meinem kleinen Bruder auf dem Schoße, in der Helle am Ofen. Es war eigentlich mein Stiefbruder, und die Mutter war ihm gestorben; der Vater hatte zum zweiten Male geheiratet, und meine Mutter hatte mich mit in die Ehe gebracht. Wie ich so sitze, da sehe ich auf einmal eine Helligkeit und eine unbestimmte Erscheinung im Herrgottswinkel (das ist die Ecke, wo das Kruzifix angebracht ist). Der Kleine auf meinem Schoße streckt die Händchen aus und schreit: »Da, da!« weil er auch die ungewöhnliche Lichterscheinung sah. Dann war alles wieder wie vorher. Als dann der Vater hereinkam, da habe ich ihm erzählt, was wir bemerkt hatten. Da hat er gleich gesagt: »Es wird die Mutter gewesen sein, sie wird den Kleinen holen!« Kaum 14 Tage nachher ist der Knabe wirklich gestorben. Es war also so, die verstorbene Mutter hatte sich ihn geholt.

Graue Männel
    Überall spuken graue, schwarze und weiße Männel; ja im Lusdorfer Hegewald soll sich sogar ein blaues zeigen. Im Glogauer Dom befindet sich einer Herzogin Grabmal. Zu ihren Füßen zeigt man ein graues Männel; das war ihr früherer Narr. Das graue Männel geht heute noch um. Einmal erschiens dem Küster, da schlug drei Tage später der Blitz in den Dom. Ein andermal zeigte es auch den Brand des Turmes an.
    Im Eilauer Dominium begannen, wenn alles ruhig war, auf einmal die Schafe wild durcheinanderzulaufen. Da machte der Schäfer mal Licht und sah ein kleines, graues Männel ohne Kopf, das hinter den Schafen herlief und die geängstigten Tiere hin- und herjagte. Dazu huschten überallhin noch luftige Spukgestalten, welche unheimliche Klagetöne von sich gaben.
    An der alten Steinauer Fähre hat das Graumännel den Fährmann oft so gefoppt, daß es den Kahn aufs andre Ufer rief, das Boot beinahe bis zum Versinken belastete oder auch den Verkehr ganz hinderte, indem es den Ruderer stundenlang arbeiten ließ, ohne daß er vom Flecke kam.

Hexen als Katzen
    Von mancher Mieze weiß kein Mensch recht, was für ein Tier sie ist. So ist einst ein Mann beim Brechhause von Klein-Bielau vorbeigegangen, aus dem ertönte ein unheimliches Konzert. Aus Furcht gelähmt blieb er stehen; plötzlich rief man ihn bei dem Namen und er vernahm: U. U., wenn du nach Breslau kommst, grüß mir den Meermauer in der blauen Marie (ein Gasthaus Ecke Breite Straße und Neumarkt). Und weiter ging es im höllischen Konzert, das, wie er jetzt erkannte, von einer Menge Katzen herrührte, die auf den Flachshürden saßen. Nach einiger Zeit kam der Mann nach Breslau und ging auch in die blaue Marie, um seinen unheimlichen Auftrag auszurichten. Er fragte den Wirt, wo der Meermauer sei. Lachend wies dieser auf einen am Ofen sitzenden Kater. Siehe, da sprang der »Feuer speiend« zum Fenster hinaus und ward nicht mehr gesehen.

Lauf eines Hingerichteten
    Der Küster der katholischen Kirche zu Neustädtel beraubte den Altar und verbarg das gestohlene Gut im Reisighaufen seines Nachbars, eines redlichen Bürgers, namens Konrad. Man suchte Haus und fand die geraubten Kirchengeräte, worauf Konrad trotz aller Beteuerung seiner Schuldlosigkeit zum Richtplatz geführt und enthauptet wurde. Aber als das Haupt gefallen war, hob es der kopflose Leichnam wieder
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