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Sagen aus Schlesien

Sagen aus Schlesien

Titel: Sagen aus Schlesien
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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geworden. Da merkte sie, daß es Rübezahl gewesen war.
    c) Am Abhange des Brunnberges, der Schneekoppe gegenüber, liegt das Teufelsgärtchen, auch Rübezahls Lust- oder Würzgarten genannt. Dort wächst die Springwurzel, die niemand graben darf.
    Einmal kamen vier Wallonen (Walen) zum alten Krebs, der unter dem Gebirge wohnte, und baten ihn, er solle mit ihnen ins Gebirge gehen, er solle dafür haben, was er wolle. Er fragte sie, was sie dort suchen wollten. »Wurzeln und Edelsteine, unter anderem auch die rechte Springwurzel.« Da hat der alte Krebs ihnen zugeredet und sie gewarnt, sie möchten suchen, was sie wollten, aber die Springwurzel sollten sie in Frieden lassen, Rübezahl behalte sich diese vor und keinem gebe er sie, dem er nicht wolle. Da antwortete sie, deswegen eben hätten sie die weite Reise gemacht und sie wollten es wagen auf ihre Verantwortung und Gefahr. Als sie oben angekommen waren, warnte er sie noch einmal treulich, aber sie wollten nicht folgen, sondern einer von ihnen nimmt die Hacke. Aber als er den ersten Hau tut, fällt er stracks nieder, ist kohlschwarz und sofort tot. Die drei anderen erschrecken, lassen ab von ihrem Vorhaben, begraben ihren Gefährten und begnügen sich, mit dem alten Krebs nur noch Edelsteine zu suchen.

Rübezahl-Legenden
    Im Riesengebirge wissen die Leute von mehreren Orten zu erzählen, die nach dem Berggeist benannt sind. Da ist Rübezahls Garten, in dem wertvolle Heilkräuter wachsen. Rübezahl wacht sorgfältig über sie und hat schon manchem Wurzelsammler oder gelehrten Botaniker übel mitgespielt, der in seinen Bereich eingedrungen ist, um kostbare Kräuter oder Wurzeln zu holen. Dann trifft man Rübezahls Schatzkammer, seine Kanzel, seine Kegelbahn, seinen Teich, seinen Rosengarten. Dieser hat eine aus Felsblöcken aufgemauerte, kreisrunde Einfriedung. Von seiner Entstehung erzählt man: Eine Komtesse wurde von einem Bären angefallen, aber durch einen Jäger gerettet. Sie verliebte sich in den Jäger. Da aber zwang sie ihr Vater, ins Kloster zu gehen. Aus Gram darüber starb der Jäger. An der Stelle, wo er begraben wurde, legte darauf die Komtesse den Rosengarten an.
    Viele fremde Leute kamen ins Riesengebirge, besonders Venetianer, um Gold oder wertvolle Metalle zu suchen. Wenn sie die Schätze nicht auf natürliche Weise erlangen konnten, suchten sie sie durch Zauberkünste und Teufelsbeschwörungen vom Berggeist zu erzwingen. Aber sie mußten seinen Zorn in schrecklicher Weise spüren: unter gewaltigem Donnern und Blitzen wandte er sich gegen sie, und oft konnten sie nur mit Müh, und Not unter großem Schrecken ihr Leben retten.
    Rübezahl aber zeigt sich auch als gutartiges Wesen. Ein Bauer war einst in große Geldnot geraten. In seiner Bedrängnis wagte er es, sich an Rübezahl zu wenden. Er wanderte ins Gebirge, um den Berggeist aufzusuchen. Dieser erschien dem Bauern und fragte ihn was sein Anliegen sei. Darauf antwortete der Bauer: »Ich möchte den Beherrscher des Riesengebirges untertänigst bitten, ob er mir nicht etwas Geld vorstrecken wollte.«
    »Gern«, erwiderte der Berggeist, »wieviel brauchst du denn eigentlich?«
    Darauf der Bauer: »Großmächtiger Herr, könntet Ihr mir hundert Taler borgen? Ich will sie Euch als ein redlicher Mann übers Jahr hier wieder zustellen.«
    Hierauf entfernte sich Rübezahl und kam nach einem Weilchen wieder zurück. Er brachte einen Beutel mit vielem Geld, das er dem Bauern lieh.
    Nach einem Jahr erschien der Bauer von neuem im Gebirge, am gleichen Ort wie im Vorjahr. Dort traf er einen Mann, der ganz anders aussah als jener, der ihm das Geld geliehen hatte. Daher stutzte der Bauer und war nicht sicher, ob es Rübezahl sei. Auf die Frage des Mannes: »Wo willst du denn hin, Bauer?« antwortete er daher »Ich wollte zum mächtigen Herrn des Riesengebirges und ihm, wie ausgemacht, die Taler zurückbringen, die ich im Vorjahr von ihm geliehen bekam.«
    Darauf erwiderte der verkleidete Geist: »Mein lieber Bauer, der Rübezahl ist schon lange tot; geh mit deinem Geld wieder nach Hause und behalte es.« Wer war da fröhlicher als unser Bauer!
    Gerne trieb Rübezahl mit den Leuten seinen Schabernack. Oft, wenn jemand sich im Walde nicht gut auskannte, begleitete er, als Mönch verkleidet, den Wanderer ein Stück Weges. Im Gespräch bemerkte er dann, der andere könne sich auf ihn verlassen, denn er kenne sich hier im Wald gut aus. Wenn er den Fremden dann auf einen Seitenpfad geführt hatte, von dem aus man
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