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Sagen aus Schlesien

Sagen aus Schlesien

Titel: Sagen aus Schlesien
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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wie ich zur Tante kam, sagt die: Mein Regulator ist heut' nachmittag stehn geblieben! rührte sich aber sonst weiter nicht. Der Großvater, zu dem ich ging, meinte: Wu wird a ock sein, gefrass'n wird s'n hon! Und wie wir ihn suchten, da hing er richtig oben im Jüngicht. Hanshenners-Wilhelm hat ihn abgeschnitten; vorher gab er ihm eine Ohrfeige, da tut es einem nichts.

Toter verteidigt seine Grabstätte
    Dem Bauer X. in einem Dorfe bei Glatz war, wie es schien, das Glück durchaus feindlich gesinnt. Was er angriff, um seine Lage zu verbessern, das mißglückte, und was er fürchtete, das traf sicher ein. Schließlich starb er auch noch eines jähen Todes. Kaum war er begraben, da tauchte das Gerücht auf, er habe sich das Leben genommen. Da dieses Gerede immer allgemeiner wurde, so beschloß der Pfarrer auf Fordern der Gemeinde trotz des Protestes der Witwe, daß die Leiche aus dem geweihten Acker herausgenommen und an die Stelle der Selbstmörder gelegt würde. Der Totengräber, mit der Ausführung dieses Beschlusses betraut, begann seine Arbeit, ließ jedoch bald wieder davon ab; denn eine unerklärliche Angst befiel ihn, er machte sich neuen Mut und stieß den Spaten nochmals in die Erde – aber nie wieder, denn eine unsichtbare Gewalt schleuderte ihn samt seinem Werkzeuge ein großes Stück fort. jetzt hatte der Begrabene lange Zeit Ruhe. Erst nach Jahren, als jener alte Totengräber längst die letzte Ruhestatt erhalten hatte, und ein neuer an seine Stelle getreten war, da versuchte es dieser, das unheimliche Grab zu öffnen. Indessen kam auch er nicht tief hinein. Denn kaum hatte er einige Schaufeln vom Hügel abgestochen, da erhielt er von unten aus einen Stoß, daß er betäubt niedersank und mehrere Stunden ohne Besinnung liegenblieb. Seitdem hat niemand den Schlummer des unglücklichen Verleumdeten gestört.

Vom Eber erwühlt
    Im Kriege zwischen Polen und Böhmen vergruben die Glatzer einst ihre Glocke auf den Comturwiesen. Die Zeugen jedoch verstarben und man vergaß die Glocke. Einst hütete nun ein Hirt auf jenen Wiesen und als er eintrieb, blieb ein Schwein auf dem Weideplatz zurück. Es wühlte mit seinem Rüssel in der Erde, als es der Eigentümer am nächsten Tage fand. Man schaute genauer hin und fand in der entstandenen Vertiefung den oberen Teil einer Glocke; freudig hoben die Bürger der Stadt den Fund. Aber kein anderes Zugtier als ein Stier vermochte den Wagen mit der Glocke zur Stadt zurückzubringen. Darum hing man in der Pfarrkirche zu Glatz als Weihegeschenk einen Ochsenkopf auf. In Tharnau bei Grottkau wühlte ein Eber aus dem Kirchhübel eine Glocke und eine Sau half ihm dabei. Darum brummt die Tharnauer Glocke noch heute beim Läuten: Bör (Eber) wühl! Sau findt! Auch die verschwundene Pawonkauer Glocke wühlte ein Borg, als eben der Hirte ein frommes Lied während des Hütens sang, heraus und auch sie klingt noch heute: Wieprz mie wyrot (Der Borg hat mich herausgewühlt).

Von den Irrlichtern bei Alt-Bielitz
    Bei Alt-Bielitz war ein Sumpf, in dem es früher sehr viel Irrlichter gab. Über sie erzählte ein Mädchen: »Die Irrlichter waren so kleine Dingerchen, und wir haben ihnen oft vom Fenster aus zugesehen. Manchmal war das sehr schön, besonders wenn sie getanzt haben, zu zweien, zu dreien und manchmal auch ein ganzer Kreis. Aber diese Lichter sind noch schlimmer als die Menschen; denn sie, können niemals im Frieden auseinandergehen, und immer hat es eine Rauferei unter ihnen gegeben. Das ist dann schrecklich gewesen. Man hat nur die kleinwinzigen Lichtlein auf einem Knäuel beisammen gesehen; sie sind aufeinander losgefahren, und manchmal hat man einen lauten Schrei gehört, und eins der Lichtlein ist verloschen. Daraufhin sind gewöhnlich die andern Lichter auf und davon geeilt und es ist eine Weile still gewesen, bis sie wieder zusammengekommen sind.«
    Bei einem Bauern stand ein Kuhhirt im Dienst, den hatte es in allen Fingern gejuckt, die Irrlichter einmal zu ärgern. Eines Abends, gerade als die Lichtlein so schön tanzten, stellte er sich vor die Haustür hin und pfiff ihnen. Da mußte er sich aber beeilen, denn im Hui waren die Irrlichter allesamt vor dem Haus. Sie tobten und schrien, daß den Leuten drin angst und bange wurde. Die halbe Nacht konnten sie nicht schlafen, und kein Mensch wagte sich auch nur einen Schritt aus dem Haus, ein solches Getobe gab's draußen. Der Kuhhirt traute sich von da an niemals mehr am Abend ins Freie hinaus, sondern blieb nunmehr im
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