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Sagen aus Schlesien

Sagen aus Schlesien

Titel: Sagen aus Schlesien
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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sich schlecht zurecht finden konnte, verschwand er plötzlich über die Äste der Bäume und lachte spöttisch. Das klang dann wie das Krächzen eines Raubvogels, der im einsamen Wald plötzlich in die Höhe fliegt, wenn unverhofft ein Wanderer in seine Nähe kommt.
    Öfters hat Rübezahl arme Leute reich und glücklich gemacht. Einer armen Kräutersammlerin, die sich verirrt hatte, half er auf den richtigen Weg, nahm aber die Kräuter, die sie im Korbe hatte, heraus und legte ihr Baumblätter hinein. Doch die Frau fand später wieder die gleichen Kräuter und warf die Baumblätter weg. Einige davon aber waren am Korb hängen geblieben. Als sie dann nach Hause kam, waren alle diese Blätter aus feinem Gold. Gleich ging die Frau in den Wald zurück, um die weggeworfenen zu suchen, fand sie aber nicht mehr. Doch schon die wenigen, die ihr verblieben waren, machten sie reich.
    In alter Zeit hat man den Rübezahl voll Ehrfurcht angeredet: Domine Johannes. Leute, die höher oben im Gebirge wohnen, wissen dies noch und vermeiden auch heute die dem Berggeist verhaßte Benennung : Rübezahl, die als Spottname gilt – und wohl keineswegs ein harmloser Spott ist. Dem Herrn Johannes hat man zur Zeit der Sommersonnenwende schwarze Hähne geopfert.

Rübezahl und der Glasträger
    Die Begegnung eines Einheimischen mit dem Berggeist dagegen erzählt die folgende Geschichte: Ein Glasträger ist übers Gebirge gegangen und hat sich, müde von der schweren Last, die er auf dem Rücken gehabt, nach einem Sitze umgeschaut, worauf er ein wenig ausruhen möchte. Da trifft er am Wege einen runden Klotz und setzt sich mit frohem Mut darauf. Doch währte seine Freude nicht allzu lange. Wie er im besten Ruhen ist und an nichts Arges denkt, wälzt sich auf einmal der runde Klotz von selbst unter dem Glaser weg, so daß der arme Kerl mitsamt seiner Last zu Boden schlägt und alles in Stücke bricht. Das ist aber niemand anderes als der schlaue Berggeist gewesen, der gemerkt hat, wonach den Glaser verlangte, und sich in den Klotz verwandelt hat. Nach dem Fall aber hat sich der Glaser nicht weiter nach dem Block umgesehen, der sich schleunigst aus dem Staube gemacht und in was anderes verwandelt hat. Der Glaser hat bitterlich angefangen zu weinen und seinen Schaden beseufzt. Da ist ihm Rübezahl in Gestalt eines Menschen erschienen und hat ihn gefragt, was er denn hätte. Daraufhin hat ihm der Glaser die ganze Begebenheit erzählt und hinzugesetzt, er wüßte nicht, wie er das ersetzen sollte, das Glas hätte ihn wohl acht Taler gekostet. Das hat nun dem Rübezahl leid getan, er hat ihm zugeredet, er solle sich zufriedengeben, er wolle ihm selber dazu verhelfen, daß er alles auch was darüber dafür bekäme. Er selber sei es ja gewesen, der ihm den Streich gespielt habe. Er habe sich in den Block verwandelt und hernach fortgewälzt. Er solle nur guten Mutes sein, jetzt wolle er sich in einen Esel verwandeln, den solle der Glaser mit sich führen und unten am Gebirge an einen Müller verkaufen, aber wenn er das Geld bekommen hätte, sich alsbald fortmachen.
    Und im Nu wird Rübezahl zu einem Esel, der Glaser setzt sich darauf, reitet getrost vom Gebirge herunter und bietet ihn für zehn Taler einem Müller an. Er bekommt auch neun, denn der Esel hat dem Müller sehr wohl gefallen. Der Glaser hat das Geld ungesäumt eingesteckt und sich fortgemacht. Der Esel aber wird in einen Stall getan und eingesperrt. Wie aber des Müllers Knecht ihn besucht und ihm Heu zu fressen vorlegt, da hat der Esel angefangen zu reden und hat gesprochen: »Ich fresse kein Heu, nur lauter Gebratenes und Gebackenes.« Wie aber der Müllerknappe das gehört hat, ist er flugs davongelaufen und hat seinem Herrn die Neuigkeit gemeldet, daß er einen sprachkundigen Esel habe. Der Müller kommt zum Stall gelaufen, um sich den Gast anzuhören, aber da ist auf einmal kein Esel mehr da, und der gute Müller ist um seine neun Taler betrogen, die er vielleicht vorher den Leuten als Mehl gestohlen hat. So daß also Rübezahl hierin Abrechnung gehalten hat.

Selbstmörder
    Frau Krause in Gr.-Iser erzählte: als sich mein Onkel hing, war ich bei Kittelmanns oben waschen. Und wie wir die Wäsche auf die Leine brachten, ging ein so großer Wind los, daß kein Stück hängen blieb. Da sagte ich noch zum Kittelmann: Welches Luder mag sich ock heute wieder uffgehängt haben? Und wie ich abends heimging, sagt meine Mutter: Denk ock, der Wilhelm ist heut nicht aus 'in Pusch gekommen. Aber
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