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Sagen aus Franken

Sagen aus Franken

Titel: Sagen aus Franken
Autoren: unbekannter Verfasser
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taufen lassen und hat dazu Kurfürsten und Bischöfe und viele Geistliche eingeladen aus aller Welt. Ein Reichsfürst hatte den kleinen Wenzel auf einern blauseidenen Kissen in die Kirche tragen müssen; das Kissen hatte goldene Franzen und das Taufbecken war neu gegossen, zum ewigen Andenken an den Wenzel; und es hat eingeweiht werden sollen mit der Taufe des kleinen Prinzen. Aber wie man den Kleinen ausgewickelt hatte und ihn in das Wasser hineinsteckte, das wohl ein wenig gewärmt war, da – passierte dem kleinen Wenzel ein kleines Unglück! Der Bischof, der den Kleinen taufte, erklärte, daß man in einem solch beschmutzten Wasser den Prinzen nicht taufen könnte, und verlangte ein neues Taufwasser. Die Amme aber, die den Kleinen trug, verlangte, daß das Wasser gewärmt werde. Der Kaiser war zornig und verlangte, dass das warme Wasser so schnell wie möglich herbeigeschafft werde. In der Kirche es war in den ersten Märztagen und noch reichlich kalt – stand einstweilen die erlauchte Gesellschaft um den Neugeborenen Taufstein herum und wartete und fror. Da war man beim Anheizen in der Pfarrerswaschküche etwas hastig und unvorsichtig – kurz die Waschküche fing Feuer, und gleich darauf stand der ganze Pfarrhof von St. Sebald in Flammen. Mit grosser Mühe wurde das Feuer am Weitergreifen gehindert und schließlich gelöscht nachdem das ganze Gehöft niedergebrannt war. Endlich brachte man doch das nötige warme Wasser daher und die Taufe konnte stattfinden. Schließlich war der Kaiser wieder zufrieden und draußen auf dem Marktplatz und in den Nürnberger Strassen war am Nachmittag ein grosses Fest. Die adeligen Herren führten ein Turnier vor mit ihren prächtigen Panzern und geschmückten Pferden.
    Die Bürger bekamen Wein, soviel sie wollten, und mächtige Ochsen wurden auf den Plätzen für das Volk gebraten. Acht Tage lang durfte in Nürnberg damals nichts gearbeitet werden, und die ganze Zeit sorgte Kaiser Karl IV. für gutes Essen und Trinken. Aber mancher der dabei war, hob den Finger, zuckte die Achseln und machte ein sorgenvolles Gesicht. Bei der Taufe des kleinen Wenzel hat es ein Unglück gegeben! Das bedeutet nichts Gutes für den Wenzel und nichts Gutes für das deutsche Reich!"

Wie der Teufel den Schusserbuben geholt hat
    Auf dem Lorenzer Platz gegenüber der grossen Kirche, nach Norden zu, stand bis zum 2. Weltkrieg das Lorenzer-Schulhaus. Grosse Treppen waren vor der Tür, auf denen sprangen die Jungen und Mädchen hinauf und hinunter. Nach der Schule wurde auch in alter Zeit auf den Strassen geschussert. Da liefen die Buben hinter den kleinen Steinkugeln her und jeder paste genau auf, daß der andere nicht »beschummelte«.
    Da war einmal ein Bub, der hat auch nach der Schule – Buch und Tafel hatte er unter dem Arm gehabt – mit seinen Kameraden auf der Strasse geschussert. Es war ein böser Bub, der immer gleich geflucht und geschimpft hat, wenn nicht alles nach seinem Kopf gegangen ist. Und beschummelt hat er auch, wo er gekonnt hat. Einmal haben ihn seine Kameraden dabei erwischt. »Nein«, hat er gerufen, »ich hab nicht beschummelt! Es war alles richtig! Wenn's nicht wahr ist, soll mich gleich der Teufel holen!« Da war auf einmal ein Brausen in der Luft; alle Buben haben den Kopf eingezogen. Der Teufel kam daher gefahren. Er hat den kleinen, frechen Kerl am Kragen gepackt und davon getragen. Seine Tafel, sein Buch sind ihm aus den Händen gefallen, und droben auf dem Nassauer Haus, auf einer von den grossen Stangen, da siehst du noch sein Hütlein, das ist dort droben hängen geblieben. Am Brünnlein neben dem Nordturm kannst du das Bild von dem bösen Schusserbuben anschauen, wie ihm der Teufel beim Kragen hat!

Wie die große Linde in den Burghof kam
    Kaiser Heinrich II. war ein gar frommer Kriegsmann. Er tat niemand Unrecht, nicht Freund und nicht Feind, und jedermann wußte, dass er nur zu Felde zog, wenn es zur Hilfe für sein Volk und zur Wiederherstellung des Rechts im Reich nötig war. Der Krieg war ihm verhaßt, dagegen liebte er die Jagd, und drum kam er gern nach Nürnberg, weil es in den tiefen Wäldern um die Burg herum viel Wild gab, Hirsche, Rehe und Sauen, Bären und Wölfe in Mengen. Einmal war wieder eine große Jagdgesellschaft hinausgezogen, diesmal in die Wälder südlich der Stadt. Gedankenvoll ritt der Kaiser dahin; denn seine Gemahlin, die fromme Kunigunde, die er innig liebte, hatte ihn flehentlich gebeten: »Reit heut nicht hinaus, sondern bleib daheim in
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