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Sagen aus Franken

Sagen aus Franken

Titel: Sagen aus Franken
Autoren: unbekannter Verfasser
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vielen Sünden der Menschen und die ganze Last fiel auf ihn. Bittere Tränen vergoß er. Nicht über sich, sondern über die sündige Welt. Die heißen Tränen des Laurentius wurden an den Himmel verpflanzt als fliegende Sterne. Du kannst sie jedes Jahr am 10., 11. und 12. August sehen, wie sie vom Himmel fallen. Die glühenden Funken sind die Tränen des hl. Laurentius, die er bei seinem Tod über die sündigen Menschen geweint hat.«

Vom Männlein laufen
    Kaiser Karl IV. hatte auf dem neuen Marktplatz in Nürnberg der »Lieben Frau«, der Jungfrau Maria, eine schöne Kirche bauen lassen. Als sie fast fertig war, hielt der Kaiser einen großen Reichstag in Nürnberg. Das war Im Jahr 1356. Der Reichstag verlief glänzend. Die Fürsten und Herren und Vertreter der Städte einigten sich, und es wurde die große neue Verfassung für das deutsche Reich beschlossen. Die neuen Bestimmungen über die Kaiserwahl, über die Rechte der Kurfürsten und über die Regierung des ganzen Reiches wurden aufgeschrieben in der »Goldenen Bulle«, nach der die neue Reichsverfassung ihren Namen bekam. Als das Werk zu Ende gebracht war, und der Reichstag entlassen werden konnte, stiftete der Kaiser zur Erinnerung an dieses Werk eine große kunstvolle Uhr für die Frauenkirche auf dem Marktplatz. Über dem Hauptportal sollten die Kurfürsten und der Kaiser in einem künstlichen Uhrwerk dargestellt werden. Der Schlossermeister Heuß erdachte und baute das Werk, und Lindenast lieferte kupfergetriebene Figuren dazu. Auf dem Thron :saß Kaiser Karl in voller Pracht. Wenn es mittags 12 Uhr war, dann ging oben an der Uhr ein Tor auf; da erschien erst ein Herold; dann folgten vier Posaunenbläser und darauf kamen die sieben Kurfürsten mit den Reichskleinodien. Die Posaunenbläser setzten die Posaunen an den Mund, die Kurfürsten nahmen vor dem Kaiser zierlich ihre Hermelinmützchen ab, dann kam der Tod mit einer grossen Sense und schlug an der Glocke die Stunden an. Darauf verschwand der ganze Zug wieder im Innern der Uhr.
    Im Laufe der Jahrhunderte verrostete die Uhr; die Figuren zerbrachen und mußten durch hölzerne ersetzt werden, die viel steifer waren und ihr Mützchen nicht mehr abnehmen konnten. Aber bis heute in der Nürnberger Altstadt stehen viele Bewunderer, die gerade vorbeigehen jeden Mittag um 12 Uhr auf dem Marktplatz und sehen hinauf zum Kaiser Karl, der noch immer dort droben sitzt, und schauten zu, wie die Männlein laufen.

Vom Siechenkobel
    In der alten Zeit, als noch die Pest alle zehn Jahre in Nürnberg wütete und jedesmal Hunderte von Einwohnern ins Grab brachte, als noch der Aussatz im Land war und den Menschen langsam die Gliedmaßen wegfraß, da wußte man noch keine andere Hilfe gegen solche schweren Krankheiten und ihre Ansteckung, als die Menschen draußen vor der Stadt unterzubringen, damit ihre Berührung und ihr Atem möglichst weit von den andern Menschen weggebracht wurden.
    Deshalb baute man draußen, mehr als tausend Meter vor dem Neutor, einen Siechenkobel, d. h. ein Haus, in dem die Kranken schlecht und recht untergebracht waren, in dem sie von frommen Männern und Frauen, die der Welt abgesagt hatten, verpflegt und versorgt wurden, und von wo sie bei Todesstrafe nicht mehr in die Stadt kommen durften. Sie bekamen ihr eigenes Kirchlein, das dem heiligen Johannes geweiht war, die St. Johanniskirche. Der Siechenkobel wurde immer wieder zu klein und mußte erweitert und neu aufgebaut werden. Auch die Kirche von St. Johannis war erst ein kleines Kapellchen und mußte allmählich immer größer werden, um die Kranken aus dem Siechenkobel aufnehmen zu können. Damals war der Weg nach St. Johannis gemieden. Kein Mensch ging ohne Not dort hinaus; denn keiner wollte sich eine Krankheit holen, die durch den Hauch und durch die Luft übertragen wurde.

Von der närrischen Gusterti
    Die erste Köchin im Nürnberger Spital hieß mit Nachnamen Gustert. Wie sie mit Vornamen geheisen hat, weis niemand mehr. Sie war geizig, kommandierte die alten und kranken Leute herum und gönnte ihnen nichts Gutes. Dafür nannten sie die Leute »die närrische Gusterti«. Ihr Geiz wurde mit der Zeit immer schlimmer und machte sie zur Betrügerin: sie lies sich neben dem Löffel, mit dem sie auf Ratsbefehl an die Alten und Kranken die Speisen austeilen sollte, einen zweiten Löffel machen, der viel kleiner war. Einmal kamen ein paar Ratsherrn in das Spital und gingen in die Küche. Dort fanden sie den kleinen Löffel. Der Stadtpfleger
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