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Sagen aus Franken

Sagen aus Franken

Titel: Sagen aus Franken
Autoren: unbekannter Verfasser
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St. Sebald und St. Lorenz stiften wolle, als nötig sei, um jeden Abend um 9 Uhr die Glocken läuten zu lassen. Mancher Wanderer im Reichswald hat seitdem die Glocken gehört und dadurch den Weg in die Stadt gefunden.

Welche Blume ist es gewesen?
    Von Matthäus Landauer wird aber noch eine Geschichte erzählt:
    Landauer ist ein armer Kupferschmiedsgeselle gewesen und hat nicht viel Gutes gehabt. Er stand bei einem geschickten Meister für geringen Lohn in Dienst konnte aber auch das bißchen, das er verdiente, nicht zusammenhalten. An einem Sonntag war er wieder nach Mögeldorf gegangen und hatte, wie schon oft, seinen ganzen Wochenlohn vertrunken. Auf dem Heimweg schlief er auf einer Wiese ein, und da träumte ihm von einer Blume, die alles zu Gold machen konnte. Auf der Wiese um ihn herum – so träumte er – wuchsen solche Blumen zu Hunderten und Tausenden. Als Landauer aufgewacht war, pflückte er viele Blumen, die um seinen Schlafplatz herum wuchsen, und schmückte sein Hutband damit.
    Dann ging er heim und, weil es schon Morgen war, gleich an seine Arbeit. Wie er sich über den Kupferguß beugte, fielen ihm ein paar Blumen hinein. Und sieh, – als der Guß kalt geworden war, war er zu lauter Gold geworden. Er ging schnell damit zum Meister, aber der verstand mehr von Kupfer als von Gold, jammerte über den verdorbenen Guß und verlangte von Landauer, daß er ihm den ganzen Guß ersetze. Das mute er auch tun: Landauer aber ging mit ein paar Pfund zum Goldschmied; der fand, daß es reines Gold war. Darauf ließ der arme Kupferschmiedsgeselle Roß und Wagen kommen und fuhr mit seinem Gold vors Rathaus und ließ Geld daraus schlagen. Da sprach die ganze Stadt von seinem Glück; aber nachmachen konnte es keiner, nicht einmal er selber. Denn er wußte ja nicht, welche von den Blumen, die damals von seinem Hut fielen, daran schuld waren.

Wer trägt da eine Kanone spazieren?
    Erich Rinköping hat der Mann geheißen, von dem ich heut erzählen will. Er war ein Schwede und kam im Jahr 1632 mit König Gustav Adolf nach Nürnberg.
    Damals wurden rings um die Stadt herum große, feste Schanzen aufgeworfen, so auch die Sternschanze an der Brückenstraße. Alle Soldaten und die ganze Bürgerschaft, außer Geistlichen mit Ratsherren, halfen fleißig mit. Ringsherum wurden schwere Kanonen in die Schanzen gestellt. Die zwei kunstvollsten und festesten Schanzen waren die ›Sternschanze‹ und die ›Bärenschanze‹ genannt. In der Sternschanze stand auch eine schwere Kanone. Und der Mann, der diese Kanone bediente, der sie putzte und lud, der mit ihr zielte und schoß, war eben Erich Rinköping.
    Eimal war in einer Wirtschaft beim Jakobsplatz eine lustige Gesellschaft von schwedischen Soldaten beisammen; die sangen und lachten und erzählten und fanden kein Ende. Erich Rinköping saß dabei und vergaß ganz, daß er von 10 bis 12 Uhr in derselben Nacht noch an seiner Kanone in der Sternschanze Wache stehen sollte. Er hatte aber auch allen Grund zu solchem Vergessen; denn ein neuer Söldner war aus Schweden angekommen und hatte ihm nicht nur Nachricht von seiner Braut Jutta, sondern auch eine weiche duftige Locke von ihr mitgebracht. Als zehn Uhr herankam, konnte er nur noch mit Mühe stehen und gehen; und seine Kameraden mußten ihn zu seiner Wache führen. Draußen war es stockfinster, kein Mond schien; nur die Sterne glitzerten kalt und hämisch herunter. Erich wurde es bald langweilig. Er wehrte sich lang gegen die Müdigkeit, indem er hin und her ging an seiner großen Kanone. Als die Müdigkeit immer stärker wurde, fühlte er in seiner Tasche eine Flasche Enzianschnaps aus seiner Heimat. Er nahm einen tüchtigen Schluck und noch einen, dann wieder einen, und bald darauf lag er auf der Lafette des Geschützes in tiefem Schlaf. Um zwölf Uhr sollte er abgelöst werden. Die Runde kam und fand Erich schlafend, und ehe er noch richtig wach geworden, hatte man ihm schon die Hände gefesselt. Die Disziplin im schwedischen Heer war über alle Maßen streng. Am andern Tag wurde der Gefangene an seine Kanone geführt und dort, wo er seine Pflicht vergessen hatte, erschossen und an derselben Stelle gleich begraben.
    In der nächsten Nacht kam von 10-12 Uhr ein riesiger, starker Finnländer am gleichen Platz auf Posten. Der war ein tapferer Soldat und hatte in mancher Schlacht seinen Mut bewiesen aber, noch eh' es Zwölf Uhr ausgeschlagen hatte und die Runde zur Ablösung zu ihm gekommen war, rannte der alte Soldat wie besessen
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