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Sagen aus Bayern

Sagen aus Bayern

Titel: Sagen aus Bayern
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Gedanken die Wallfahrt mitmachen und in dieser Zeit sich besonders dem Gebet und Fasten widmen. Sie vereinbarte mit dem Abt, daß sie zur gleichen Zeit, zu der er in Rom die Messe lese, ein Amt in der Klosterkirche feiern lasse.
    Während des vereinbarten Gottesdienstes kniete die Edelfrau in inbrünstigem Gebet an der untersten Altarstufe und hielt ein Linnentüchlein in der Hand, mit dem sie sich zuweilen eine Träne von der Wange wischte. Als nun das Silberglöcklein zur Wandlung ertönte, spürte sie plötzlich einen feurigen Händedruck, und wie sie das Tüchlein anschaute, sah sie darauf die Konturen einer Hand bräunlich eingebrannt. Nach etwa einem Monat kehrte der Abt aus Rom zurück, und als er von dem wunderbaren Ereignis erfuhr, erklärte er der Gräfin mit Freuden, der Graf habe ihr zum Dank für ihr unablässiges Gebet und als Zeichen für seine gerade erfolgte Rettung während der heiligen Wandlung die Hand gereicht.
    Die Gräfin aber zog sich für den Rest ihres Lebens in die Einsamkeit zurück, erbaute in Pflochsbach ein Kirchlein, und so ist das Tüchlein dorthin gekommen.

Das Eichenberger Kapellchen
    Bei Eichenberg steht eine kleine Kapelle mit einem gnadenreichen Muttergottesbilde. Das Bild stand früher unter freiem Himmel; als sich aber die Zahl der Andächtigen mehrte, wollte man eine Kapelle bauen und das Bild darein setzen. Es wurde ein gelegener Bauplatz ausgewählt und dort das Bauholz aufgefahren; am andern Morgen hatten die Ameisen das Holz fortgetragen und an die Stelle des Gnadenbildes gelegt. Dort wurde nun auch die Kapelle errichtet.

Das Geistermahl
    Eine lustige Gesellschaft war noch bis tief in die Nacht beim Pfarrer von Berneck versammelt. Schon gingen die Flaschen zur Neige, die Kerzen waren tief herabgebrannt, auch der Nachtwächter verkündete schon die elfte Stunde. Aber die Gäste des Pfarrherrn zogen es vor, sitzenzubleiben. Da winkte dieser seiner Magd und meinte, da nun der Wein ausgetrunken sei, so sollte sie ihr Glück einmal oben auf dem alten Schloß versuchen, dort zechten die Geister allnächtlich, und die könnten ihm wohl einige Flaschen aus ihrem Keller zukommen lassen.
    Die Magd sah ihren Herrn betroffen an, der aber wiederholte ernstlich sein Zumuten, sie sollte nach Wallenroden hinauf. Also faßte die treue Dienerin einen festen Entschluß und machte sich auf den Weg. Als sie sich dem Schloß näherte, riß ein Wirbelwind das Tor vor ihr auf. Wankenden Schrittes ging sie hinein und kam in einen weiten Saal, da saßen wirklich die verstorbenen Ritter im Kreis bei einem Gastmahl zusammen. Sie waren von aschgrauem Aussehen und hatten Totenschädel als Pokale.
    Als die Magd eintrat, erhob sich einer der finsteren Männer von seinem Sitz und fragte die Zitternde, was ihr Begehren sei, worauf diese mit bebenden Lippen ihren Auftrag vorbrachte. Darauf nahm der Ritter einen Krug, füllte ihn und gab ihn der Magd mit den Worten: »Deiner Einfalt sei verziehen, die Schuld haftet auf deinem Herrn. Aber laß dich niemals wieder hier sehen, wenn dir Leib und Leben teuer sind.«
    Leichenblaß griff die Magd nach dem Krug und eilte damit, so schnell sie konnte, durch das offene Schloßtor hinaus in die finstere Nacht. Im Pfarrhaus angelangt, setzte sie den Krug auf den Tisch und erklärte mit kurzen Worten, daß sie diesmal – aber zum letzten Mal – dem Gebot ihres Herrn getreu auf das alte Schloß gegangen sei. Die Gäste aber spotteten über solche Kunde und schlürften mit Behagen den vortrefflichen Geisterwein. Plötzlich entstand ein wildes Brausen, der Sturm heulte fürchterlich, und Blitze auf Blitze durchzuckten den Saal. Unter Zittern und Beben waren die Gäste einer nach dem anderen verschwunden. Als aber der nächste Morgen tagte, fand man den Herrn des Hauses tot.

Das Goldlaiblein
    Einst hüteten am Ochsenkopfe zwei Knaben und ein Mädchen die Schafe. Die Knaben waren Kinder wohlhabender Landleute; des Mädchens Eltern aber waren arm. Die kleinen Gefährten erzählten sich allerIei Geschichten. Da gesellte sich zu ihnen ein graues Männlein, das aufmerksam ihren Gesprächen zuhörte. Endlich sprach es: »Ihr seid gute Kinder. Darum will ich auch nicht von euch gehen, ohne euch zu beschenken.« Es zog aus der Tasche drei Laiblein Brot und gab jedem Kind eines. Darauf entfernte es sich.
    Die beiden Knaben lachten über das ärmliche Geschenk und achteten es nicht wert. Der eine nahm sein Laiblein und warf es auf die Erde. Es hüpfte den Berg hinab, bis es sich
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