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Sagen aus Bayern

Sagen aus Bayern

Titel: Sagen aus Bayern
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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spät zu kommen, stand er lange vor Tags auf und begab sich hinaus auf seine Wiese, die an den Wald stieß. Unter einer Eiche dängelte er im hellen Mondscheine seine Sense. Es war noch nicht Mitternacht vorbei, und es wurde der Feiertag durch seine Habsucht entweiht.
    Als er noch bei dem unheiligen Werke war, kam ein Nachbar vorüber, mit dem er in langer Feindschaft lebte. Der Nachbar hatte bis spät in die Nacht in einem nahen Dorfe gezecht, und der Kopf war ihm warm. Da war der Streit schnell entbrannt; sie warfen sich rauhe Worte und Schimpfreden zu, von Worten kam es zu Tätlichkeiten, und der Nachbar erschlug den reichen Mann mit seiner eigenen Sense.
    Zur Sühne der doppelten Untat stifteten die Verwandten des Erschlagenen ein Muttergottesbild, welches an dem Eichbaum, dem Zeugen des Mordes, aufgestellt wurde. Keiner ging vorüber, der nicht ein Vaterunser für die Seele des Erschlagenen betete. Als der Jahrestag der Tat herannahte, hörten die Frommen in der Nähe des Bildes von unsichtbaren Händen dängeln und dieses wiederholte sich jedes Jahr acht Tage vor und acht Tage nach Mariä Geburt. Es wurde nun ein Kapellchen unter der Eiche erbaut und das Muttergottes-Bild dort aufgestellt. Das ist das Obernauer Kapellchen an dem Wege von Obernau nach Geilbach – und dort hört man das wundersame Dängeln noch jedes Jahr acht Tage vor und acht Tage nach Mariä Geburt.

Das Spatzenbild
    Eines Tages ging ein Bauer von Hessenthal aus der Stadt nach Hause und nahm seinen Weg über die hohe Wart. Er hatte den Weg schon oft gemacht, achtete deshalb nicht darauf und ging in seinen Gedanken hin. Auf einmal hört er in der Luft ein fürchterliches Geschrei, blickt auf und sieht zwei Raben in einem verzweifelten Kampfe miteinander. Sie steigen auf und sinken nieder, lassen sich aber nicht aus und zerfleischen sich mit ihren starken Schnäbeln. Der Bauer bleibt stehen und will abwarten, was aus der Geschichte wird. Es dauert nicht lange, so wird der Kampf immer schwächer, und der eine Rabe fällt unfern von dem Bauer tot zur Erde und gleich darauf auch der andere. Der Bauer will sich die toten Raben besehen, die nur ein Paar Schritte von ihm auf der Heide liegen müssen: sie sind aber beide verschwunden. Da fällt dem Bauer ein, daß er an der Stelle ist, wo sich vor vielen Jahren zwei Männer in der Hitze des Streites erschlugen; dahingeschieden in ihren Sünden ohne Reue und Buße mochten sie keine Ruhe im Grabe gefunden haben. Der Bauer ließ zu dessen Gedächtnis und daß die Wanderer ein frommes Gebet für die Erschlagenen beten möchten, einen Bildstock dorthin setzen, welcher die Aufschrift hat:
    HANS H
ENRICH S
PATZ
VON HE
SLENDA
HL 1745.
    Das Spatzenbild steht an dem Wege von Dörmersbach in die hohe Wart unfern der letztern.

Das Taubenbrünnlein zu Feuchtwangen
    Die Volkssage erzählt die Entstehung des Klosters Feuchtwangen also. An den Abhängen des Sulzbachtales, in dichten Fichtenwäldern, soll Kaiser Karl der Große einstmals Jagd gehalten haben. Vom Fieber überfallen habe er sich matt und müde auf einen Fichtenstock gesetzt. Durstig zum Sterben konnte er kein Wasser bekommen, wie sehr es sich seine Jagdgenossen und die ausgesendeten Boten angelegen sein ließen. Sieh da! Sei eine Wildtaube aus dem Gesträuch aufgeflogen. Sie suchten den Ort auf und fanden da reines frisches Quellwasser im Busche aus verborgenem Gestein herausfließen. Dem müden kranken Kaiser war geholfen: er trank nach Herzenslust und wurde heil und munter. Zum Danke habe er eine Kirche und ein Kloster da zu bauen gelobt. So entstand im feuchten Gelände der Sulzach Feuchtwangen. Noch immer hat das Taubenbrünnlein am Fuße des Klosterberges klares Wasser und nach der Volksmeinung liegt auch der Fichtenstock, auf dem der Kaiser saß, vom Alter versteinert, unter dem Hochaltar der Stiftskirche zu Feuchtwangen. Eine neuere Steinplatte bei dem Brunnen enthält diese Sage in wenigen Zeilen eingemeißelt.

Das Weib mit den Läusen
    Vor Jahren ging in Wernfeld ein zehnjähriger junge in den Garten seiner Eltern und wollte Salat für seine Mutter holen. Da kam eine ältere Frau auf ihn zu und setzte ihm eine Menge Läuse auf den Kopf. Der Junge lief sogleich ins Haus zu seiner Mutter und berichtete ihr alles. Sofort erkannte sie, daß diese Frau eine Hexe war, und wußte auch, wie man sich an ihr rächen konnte. Sie suchte den Kopf ihres Buben ab, entfernte die Läuse, legte drei davon auf den Deckel eines nagelneuen Kochtopfes und hieb mit
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