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Sagen aus Bayern

Sagen aus Bayern

Titel: Sagen aus Bayern
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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zwischen struppigem Gebüsch verlor. Da sprach der andere Knabe: »Halt, mein Laiblein muß das deinige suchen!« und warf es ebenfalls auf die Erde. Es nahm denselben Weg wie das erste.
    Nun wollten die leichtsinnigen Knaben auch das Mädchen bereden, das Geschenk wegzuwerfen. Die Kleine aber hüllte es eilig in ihr Schürzlein und sprach: »Wie wird es meine Eltern freuen, wenn ich ihnen etwas mit nach Hause bringe!«
    Als sie aber heimkam und man das Brot aufschnitt, siehe, da war ein Klumpen Gold hineingebacken, und Reichtum zog ein, wo sonst Mangel herrschte.
    Als die beiden Knaben von dem Glück ihrer Gefährtin hörten, gingen sie zurück, um die verschmähten Geschenke des grauen MännIeins zu suchen. Allein es war vergeblich.

Das Hemdabwerfen
    Zu Coburg saßen am Weihnachtabend mehrere Mädchen zusammen, waren neugierig und wollten ihre künftige Liebhaber erkündigen. Nun hatten sie tags vorher neunerlei Holz geschnitten und als die Mitternacht kam, machten sie ein Feuer im Gemach und die erste zog ihre Kleider ab, warf ihr Hemd vor die Stubentüre hinaus und sprach bei dem Feuer sitzend:
    »Hier sitz ich splitterfasernackt und bloß, wenn doch mein Liebster käme und würfe mir mein Hemde in den Schoß! «
    Hernach wurde ihr das Hemd wieder hereingeworfen und sie merkte auf das Gesicht dessen, der es tat; dies kam mit dem überein, der sie nachdem freite. Die andern Mädchen kleideten sich auch aus, allein sie fehlten darin, daß sie ihre Hemder zusammen in einen Klump gewickelt hinauswarfen. Da konnten sich die Geister nicht finden, sondern huben an zu lärmen und zu poltern, dermaßen, daß den Mädchen grausete. Flugs gossen sie ihr Feuer aus und krochen zu Bette bis frühe, da lagen ihre Hemder vor der Türe in viel tausend kleine Fetzen zerrissen.

Das hohe Kreuz von Hessenthal
    Oberhalb der Kapelle zu Hessenthal stand ein kleines Haus. Darin wohnte eine betagte Frau, die Witwe war und kinderlos. Sie hatte ihr gutes Auskommen, gab sich aber nie zufrieden und trachtete nur, immer mehr zu erwerben. Sie gönnte weder sich, noch einem andern etwas, gab keinem Armen ein Almosen und schaffte vom Morgen bis zum Abend, an Werk- und Feiertagen, nur um des leidigen Geldes willen. Denn das war ihr Gott, um den im Himmel kümmerte sie sich wenig, und kam nur höchst selten in die Kirche, die doch nur drei Schritte von ihrer Wohnung lag. Schon oft hatte sie der kleinen Gemeinde durch ihr Schaffen während des Gottesdienstes Ärgernis gegeben, schon oft war sie gemahnt worden, wenigstens die Andacht anderer nicht zu stören, aber vergebens.
    Am Samstag vor Pfingsten tief in der Nacht war sie mit dem Flachsspinnen fertiggeworden. Sie war am darauf folgenden Tage noch so müde, daß sie ausruhen mußte, allein am Pfingstmontag schürte sie den Kessel und begann, ihr Garn zu kochen. Eine Nachbarsfrau ging vorüber zur Kirche und sah durch die offene Haustüre das Feuer unter dem Kessel und das Sieden des Garnes. Sie rief der Frau zu: »Ei, Nachbarin, wißt Ihr denn nicht, daß heute Pfingstmontag ist und schämt Ihr Euch denn nicht vor den Leuten? Gleich wird die Wallfahrt zum Herrnbilde abgehen: was werden die Leute dazu sagen, wenn Ihr da steht und Garn kocht, statt daß Ihr andächtig, wie andre, sein solltet?« »Was kümmert mich«, sprach die Frau, »Euer Pfingstmontag und Eure Wallfahrt! Wallfahrten mag gehen, wer nichts Besseres zu tun weiß; ich sage: Pfingstmontag hin, Pfingstmontag her, heute muß mein Garn gekocht sein.«
    Als die Prozession von dem Herrnbilde zurückkam, war das Häuschen der Frau mit allem, was es enthielt, in die Erde versunken; nur ein tiefer Schlund war sichtbar und in der Tiefe hörte man das Strudeln des kochenden Wassers.
    Lange Zeit war die Öffnung unbedeckt; später ward eine Mauer darüber errichtet und drei steinerne Kruzifixe mit den Bildsäulen der heiligen Mutter Gottes und des heiligen Johannes darauf gestellt. In der Mauer blieb eine viereckige Nische, die keine Öffnung nach innen hat; man hört aber daraus immer noch das Kochen des Wassers, am deutlichsten am Pfingstmontag.

Das Obernauer Kapellchen
    Zu Obernau lebte ein Mann, den Gott reichlich mit Gütern gesegnet hatte. Er genoß aber seinen Reichtum nicht mit dankbarem Herzen gegen den Geber, sondern trachtete nur darnach, immer mehr Geld aufzuhäufen; er schlief kaum, um nur früh und spät bei der Arbeit zu sein.
    An Mariä Geburt hatte er sich vorgenommen, des folgenden Tages Ohmet zu mähen. Um gewiß nicht zu
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