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Sagen aus Bayern

Sagen aus Bayern

Titel: Sagen aus Bayern
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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einem ungebrauchten Kochlöffel heftig auf das Ungeziefer ein. Während dies geschah, bekam die Hexe eine mächtige Tracht Prügel, ganz gleich, wo sie sich gerade befand. Da erschien auch schon das böse Weib am Fenster und rief: »Hör' auf, hör' auf! Du schlägst mir dauernd auf den Kopf!« Die Mutter aber schrie zurück: »Wenn du meinem Buben noch einmal Läuse auf den Kopf setzt, so tue ich es wieder!« Daraufhin verschwand die Frau, und bis heute hat niemand mehr etwas von ihr gehört oder gesehen.

Der Aufhocker
    Eine alte Reinhartshoferin erzählte mir folgendes: Ich kam früher mit meinem Mann oft den Fußweg von Klimmach nach Reinhartshofen herunter, an der Justinaklause vorbei. Immer wenn ich nachts von zehn bis zwölf Uhr auf St. Justina zuging, erschien mir ein Geist. Sehen konnte ich ihn nie, aber er sprang mir immer auf die Fersen, als wollte er sich mir auf den Rücken setzen und reiten. Was habe ich da oft für eine Angst ausgestanden! Und mein Mann hat nie etwas davon gemerkt, dem hat der Geist nie etwas getan. Wenn wir nach zwölf Uhr vorbeigingen, habe ich nie etwas gespürt.

Der Baumläuferbub
    Ein jeder hat ihn gekannt und gefürchtet, weil er ein teuflisches Kind, ein Wechselbalg gewesen ist. Wenn man ihn um Tabak nach Hohenau geschickt hat und dachte, er könnte jetzt beim Weiher, gerade außerhalb des Dorfes sein, da war er mit dem Tabak schon wieder da. Es ist aber nicht zum Sagen, was er den Leuten für Schaden gemacht hat. Deshalb hätten sie ihn gern hingemacht, aber es hat ihn kein Mensch erwischt. Wenn er mit dem Fuß ein grünes Pflänzlein Moos hat berühren können, ist er verschwunden gewesen. Wurde es ihm im Sommer bei der Arbeit zu heiß, dann sagte er: »Ich mein', es regnet bald ein wenig«, – hat im Boden ein Löchlein gemacht, ein paar Halme darüber gelegt, seine G'schichten gemacht, und in einer halben Stunde hat es nur so geschüttet. – Mit einem einzigen Sonnenstrahl hat er ein Haus anzünden können. Den Hohenauern und den Grünbachern hat er das ganze Getreide verhageln wollen. Aber die Hohenauer haben mit ihrer hochgeweihten Glocke so geläutet, daß sie fast zersprungen wär'. Die hat das Wetter auseinandergetrieben. Da hat der Baumläuferbub einen schweren Fluch getan und hat gesagt: »Der Hohenauer Stier hat mich heruntergeworfen.« – Wie es nicht mehr zum Aushalten gewesen ist, haben sie ihn halt doch einmal erwischt, auf einen Scheiterhaufen geworfen und verbrannt.

Der bayerische Hiasl
    Der bayerische Hiasl, seiner Zeit berüchtigter Spitzbube, geboren in Kissing bei Friedberg, soll sich eine Zeitlang im Jexhof, einer Einöde mitten im Schöngeiseninger Forste, aufgehalten haben. Obwohl er den Jägern sagen ließ, sie sollten herauskommen, wenn sie den bayerischen Hiasl sehen wollten, so wagte es doch keiner derselben, und der Räuber blieb unangefochten. Bei dem Jexhof befand sich eine Höhle im Walde, genannt Kuchelschlag, welche früher Räubern zum Aufenthalt diente, in der auch der bayerische Hiasl mit seinen Leuten auf eine Zeit Quartier nahm. Der gefürchtete Räuber begab sich hierher, und wählte sich unter den Wildschweinen, welche ein eigener Wildhüter füttern mußte, die schönsten aus, die er dann in der Höhle mit seinen Leuten verzehrte, ohne daß der Wildhüter dagegen Einsprache tun konnte. Von hier aus überfielen die Räuber zu gewissen Zeiten die Bauernhöfe der Nachbarschaft. Als sie endlich, von den Gerichten verfolgt, abziehen mußten, hinterließen sie viele Schätze, welche sie in der Eile nicht mitnehmen konnten. Die hat nun der Teufel als herrenloses Gut in Verwahrung genommen. Schatzgräber haben umsonst versucht, diese Schätze zu heben. Sie sollen immer tiefer versinken.

Der Beilstein
    Einige Stunden von Orb liegt das Dorf Lettgenbrunn und zwischen diesem und dem Dorfe Villbach eine steile Bergkuppe von Basalt, der Beilstein genannt. Auf diesem Berge stand früher eine Burg. Wer sie gebaut, weiß man nicht, sie muß aber stattlich gewesen sein, denn es hatten mehrere Herren Anteil an derselben, namentlich auch die Erzbischöfe von Mainz. In der Mitte des 14. Jahrhunderts war der Mainzer Anteil am »Haus Bylstein« an Dietzen von Tungede (Thüngen), Friedrich Forstmeister und andre verpfändet. Wann und von wem die Burg Beilstein zerstört wurde, ist ebenso unbekannt, als wann sie gebaut worden. Seit vielen Jahren bezeichnen nur kaum erkennbare Mauertrümmer ihre Stätte. Man hat sie nach Schätzen durchwühlt und zwar
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