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Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio

Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio

Titel: Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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unheimlichen Podest saß. Der schwarze Steinaltar, den die eingetrockneten Blutbahnen in Streifen zu schneiden schienen, war mit einem weiten Mantel aus schwarzen Federn bedeckt. Dieser Mantel war in die Form der vier Flügel eines Chyyans gelegt und bedeckte den ganzen Altar und etwas, das darauf lag.
    Als ich in Autonne in ähnlicher Situation einen Gottesdienst des Schwarzen Chyyan beobachtete, hatte ich eine Vorahnung gehabt. Hier nun war die Wirklichkeit. Diese Versammlung hatte mit der ersten nicht mehr viel zu tun. Hier sangen die langen Reihen der schwarzgefiederten Priester in vollkommenem Rhythmus ihre bösen Lieder. Hohe Kerzen flackerten zwischen den Fackeln und erzeugten Spiegelungen auf Waffen und Rüstungen. Schwarze Arme hoben sich in rituellen Gesten. Eine Gruppe Hohepriester auf einem umgestürzten Steinblock an der Seite führte den Gesang an. Ich blickte über die Szene und nahm dabei eigentlich nur eines wahr – die riesige Gestalt eines Chyyan, der mit silbernen Ketten festgehalten war und seine vier Flügel über der Krötenstatue schüttelte.
    Ein echter Chyyan. Die struppigen schwarzen Federn offenbarten den wahren Schrecken der Situation; das Tier bewegte die Flügel und zischte bösartig, den roten Schnabel geöffnet, die roten Klauen heftig durch die Luft bewegend. Und der Schrecken lag in der Frage, wie ein vernünftiger Mensch diesen Himmelsmörder als Gott verehren konnte. Welcher Unterschied bestand zwischen dem lebendigen und atmenden Chyyan und dem verfallenen Stein-Götzenbild des Krötenwesens?
    Halbnackte Mädchen, zum Teil mit schwarzen Federn bedeckt, tanzten wild und wirbelten schwarzgefiederte Fächer. Weihrauch stieg auf und verwirrte die Sinne. Die Priester priesen den Großen Chyyan in endlosen Gesängen, priesen seine unsterbliche Verbindung zu Makfaril. Übelkeit wallte in mir empor.
    Der Chyyan schlug mit den Flügeln und versuchte sich von der Kette zu befreien, die um seinen Hals lag. Die Kette führte zu einer kleinen Winde, die im Steinboden befestigt war. Der Chyyan war gefangen – ja! –, aber nur gebunden an den zweifelhaften Willen Makfarils.
    An den Wänden standen Masichieri, wachsam, aufmerksam, angespannt. Wozu sie hier in den übelriechenden Tiefen unter Vondium aufgezogen waren, wußte ich nicht; jedenfalls waren sie in voller Rüstung und trugen Thraxter, ovale Schilde und Bögen.
    Als der Gesang zu Ende ging, trat ein Hohepriester auf das Podest unterhalb der Statue. Er hob die Arme. Der Chyyan über ihm fauchte und spuckte und hieb mit kräftiger Bewegung nach unten, und sein roter Schnabel zuckte dicht an dem Kopf des Priesters vorbei.
    Himet der Mak und die anderen Hohepriester standen in einem seitlichen Schatten. Der Hohepriester vor der Versammlung begann mit schriller Stimme eine zornbebende Predigt, in der er den Anwesenden versprach, Vallia werde der Plünderung offenstehen, Makfaril würde aus allen neue Männer und Frauen machen.
    »Der Schwarze Tag zieht herauf! Makfaril, der Geliebte Freund des Großen Chyyan, wird uns den erwählten Tag verkünden! Auf die Knie, erweist unserem Anführer die Ehrerbietung, dem Zwillingsgeist des Großen Chyyan! Makfaril! Makfaril! «
    Federn raschelten, als sich die ganze Gemeinde zu Boden warf. Fasziniert verfolgte ich das Schauspiel. Hier wurde Macht ausgeübt, eine Macht, die ich verstand, eine Macht, gegen die ich immer wieder gekämpft hatte.
    Der scheußliche Kopf des Krötenwesens bewegte sich, hob sich. Das steinerne Maul klaffte immer weiter auf. Der Kopf fuhr hoch, und das Maul öffnete sich, und ein Strahl goldenen Lichts schoß aus der Öffnung. Vor dieser Strahlung zeichnete sich eine Gestalt ab, eine große kräftige Gestalt, die nur eine Silhouette war.
    »Erhebt euch, mein Volk und dankt dem Großen Chyyan!«
    Die Stimme dröhnte und rollte in unheimlichen Echos durch die weite Höhle.
    Der Mann trat aus dem scheußlichen Maul der Kröte. Über und über in schwarze Federn gekleidet, die ihm das Aussehen eines Chyyans geben sollten, war nun Makfaril im goldenen Licht deutlich zu erkennen.
    »Da soll mich doch Zim-Zair holen!« flüsterte ich und nahm den Bogen zur Hand. »Dich spieße ich auf, du Rast, mit einem Pfeil, der deine eigenen Schwarzen Federn trägt!«
    Der kurze Bogen, eine zusammengeleimte Konstruktion aus Holz und Horn, mit Sehnen verstärkt, hatte nicht die kraftvolle Reichweite eines Langbogens, würde aber hier genügen. Ich zog einen Pfeil heraus und legte ihn auf. Den
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