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Safari

Safari

Titel: Safari
Autoren: Alan Dean Foster
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reizender, wenn nicht gar bezaubernder Abend gewesen. Während er den Durango in den Vierradantrieb schaltete, wurde ihm klar, dass er wirklich Glück gehabt hatte. Angenommen, Schlangenauge und die blonden Brüder wären nicht in der Kneipe aufgetaucht? Angenommen, er hätte die hübsche Janey nach Hause begleitet, um sich von ihren Installationsfertigkeiten zu überzeugen und Bruder Brüsk und seine Genossen hätten plötzlich an die Tür geklopft, um sie an den Termin mit ihrem Lieblings-Gyn zu erinnern? Ja, es hätte leicht schlimmer kommen können.
    Stattdessen hatte er sich schnell und sauber aus etwas herausgewunden, was in eine außerordentlich unangenehme Situation hätte ausarten können. Als er den See erreichte und nach Osten abbog, um am Südufer entlang zu fahren, pfiff er schon vor sich hin.
    Soweit er sich erinnerte, hatte er den ganzen See mindestens einen Tag lang für sich allein gehabt. Die letzten Camper, ein fröhliches älteres Ehepaar aus Grass Valley, hatten zusammengepackt und waren am Dienstag in ihrem betagten Wohnmobil weggerollt. War ihm die Abwesenheit menschlicher Gesellschaft bislang als Mangel erschienen, freute er sich nach der heutigen Begegnung auf eine einsame Nacht und vielleicht einen ebensolchen darauf folgenden Tag. Nur er und die Vögel, die Fische, die Blumen und ab und zu ein äsendes Reh.
    Sein Zelt am See war unversehrt, das Zubehör darin unberührt. Das war das Angenehme an versicherter Mietausrüstung, sagte er sich, während er den Allrad zum Stehen brachte, den Motor abstellte und heraussprang. Man konnte auf eine Wanderung oder einen Angelausflug gehen und alles da lassen. Das hier war nicht der Yosemite oder der Sequoia. Der Cawley-See war ziemlich abgelegen, selbst für die zentrale nördliche Sierra. Deshalb hatten er und seine Freunde diesen Ort auch als Schauplatz für ihre kleine Wette ausgewählt.
    Das kleine Propanheizgerät hatte das Innere des Kuppelzeltes bald mollig erwärmt, und die batteriebetriebene Laterne spendete genug Helligkeit, dass er ein Taschenbuch lesen konnte. Weil er nicht zu der Sorte Leute zählte, die sich gerne einschränkten, wenn es nicht nötig war, hatte Walker ein selbstaufbauendes Zelt gemietet, das groß genug war, um drei Personen und ihn selbst vergleichsweise komfortabel zu beherbergen. Da er sich in der Stadt mit Thekenknabbereien vollgestopft hatte, beschloss er auszulassen, was zu diesem Zeitpunkt ein unangenehm spätes Abendessen gewesen wäre. Nach der Anspannung angesichts des drohenden Kampfes lächelte ihn der Mikrofaser-Schlafsack verführerisch an.
    Er gestattete sich einen importierten Schokoriegel (vielleicht aus Kakao, auf dessen Bohnen er schon selbst gebissen hatte) und etwas kaltes Wasser; dann stieg er aus den Kleidern und in den Schlafsack. Er langte nach oben und schaltete das Licht und den Propanheizer aus. Es würde zwar kühl im Zelt werden, aber nicht im Schlafsack. Morgen würde er das Heizgerät wieder anschalten, bevor er aufstand. Die Kälte störte ihn ohnehin nicht besonders. Er kam aus Chicago.
    Die örtliche Nachteule machte wieder Schuhuhu, und er dachte über ihre Spezies nach. Jedenfalls klang sie freundlicher als die Nachteulen, mit denen er zu Hause fertig werden musste. Ab und zu knackten Zweige oder raschelte das trockene Laub vor dem Zelt. In den ersten paar Nächten hatten ihn diese verstohlenen Geräusche wach gehalten. Aber die Berglöwen und Bären seiner besorgten Fantasien hatten schließlich Kojoten und Bibern, dann Mäusen und Erdhörnchen Platz gemacht. Nichts knabberte an seinen Zehen. Er stand nicht auf dem Speiseplan der heimischen Raubtiere, versicherte er sich, und sein Zelt war nicht die Art Bau, in die sie gewöhnlich auf der Suche nach Beute eindrangen.
    Auf der Rückfahrt war er dank Adrenalin hellwach gewesen. Jetzt, da er sich entspannte, gewann die Wirkung der russischen Limonade die Oberhand. Rasch verschwammen seine Gedanken und mit ihnen etwaige zurückgebliebene Sorgen.

2
     
    Ein Knirschen weckte ihn. Noch im Halbschlaf in seinem Schlafsack, versuchte er, seine benebelten geistigen Fähigkeiten wiederzubeleben. Hatte er sich das Geräusch eingebildet? Hatte er es geträumt?
    Sss-knirsch – da war es wieder. Er stützte sich, plötzlich hellwach, auf einen Ellbogen. Dieses Geräusch hatte keine Maus verursacht und auch keine der aufdringlichen Packratten, die seinen Lagerplatz stehlfreudig heimsuchten. Es war laut und deutlich und wies nachdrücklich auf ein
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