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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum
Autoren: Simon Toyne
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sein rechtmäßiges Heim zurückgekehrt«, sagte er. »Es wird nie wieder in die Zitadelle kommen.«
    Dragan starrte ihn an; dann schien sein Gesicht förmlich in sich zusammenzufallen. »In dem Fall ist es vorbei«, stöhnte er. »Du hast das Ende der Welt heraufbeschworen.«

114
    Gabriel starrte in den Regen hinaus und ging noch einmal das Telefonat durch.
    Der erste Fall trat vor ungefähr achtundvierzig Stunden auf.
    Als er in der Zitadelle gewesen war, hatte die Plage bereits zugeschlagen.
    Gabriel erinnerte sich an den furchtbaren Schrei aus den Tiefen des Berges und wie Athanasius losgeeilt war, um zu helfen.
    Nun fragte er sich, ob seine unendliche Müdigkeit und sein schmerzender Körper nicht nur auf seine Erschöpfung zurückzuführen waren und ob er vielleicht alles angesteckt hatte, was er berührt hatte.
    Er schaute zum Hauptgebäude zurück und stellte sich Liv auf dem Untersuchungstisch vor: zerbrechlich, verwundbar …
    War er infiziert? Hatte er sie infiziert?
    Nichts wünschte Gabriel sich sehnlicher, als wieder hineinzugehen, sich an ihr Bett zu setzen und ihre Hand zu halten, bis sie wieder aufwachte; aber er wusste, dass das nicht ging. Ihre Sicherheit ging über alles.
    Wir haben versucht, sie durch eine Quarantäne einzudämmen. Inzwischen wissen wir, dass ein Infizierter ansteckend wird, sobald sich die ersten Symptome zeigen … Jedes Opfer hat von einem starken Orangenduft berichtet, gefolgt von plötzlichem und heftigem Nasenbluten.
    Gabriel wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. Da war kein Blut, aber der Orangenduft war geradezu überwältigend. Allerdings roch er das erst seit kurzem. Das Symptom war noch frisch; also konnte die Infektion noch eingedämmt werden.
    Ohne weiter darüber nachzudenken, ging Gabriel zum Transporthangar und machte dabei um jeden einen großen Bogen. Er schnappte sich ein paar Feldflaschen mit Wasser sowie eine Paket Notfallrationen und ging wieder hinaus und zu dem inzwischen mit Wasser gefüllten Ölbecken.
    Das Pferd hob den Kopf, als er näher kam. Er streichelte es und redete sanft auf es ein, während er die Rationen in der Satteltasche verstaute und Hydes M4 in den Holster steckte. Er dachte an seinen Vater, der neben Liv auf der Krankenstation lag, und nun verstand er endlich, was für ein Opfer er gebracht hatte und warum. Gabriel hoffte, dass Liv ihm eines Tages genauso vergeben konnte, wie er nun seinem Vater vergab.
    Das Pferd trabte durch Schlamm und Pfützen, bis es schließlich wieder trockenen Sand erreichte.
    Gabriel schaute zum Horizont. Er blickte nicht zurück.
    Das traute er sich nicht zu.
    Er ritt nach Norden, und der Orangenduft folgte ihm, bis er in der Wüste verschwand.

115
    Arkadian saß hinter seinem Schreibtisch im vierten Stock des Polizeipräsidiums. Er wusste, dass alles, woran er gearbeitet hatte, schon bald allgemein bekannt sein würde; also sah er auch wenig Sinn darin, weiter Vorsicht walten zu lassen. Er beendete seinen Bericht und las ihn sich noch einmal durch.
    Dank Gabriels E-Mail hatte er nun die letzten Informationen, die ihm noch gefehlt hatten. Jetzt konnte er die Kirche in Verbindung zu Dragonfields bringen, die Karte in Verbindung zur Lage des Garten Edens und den riesigen Kredit in Verbindung zu der ganzen verdeckten Operation. Sie hatten tatsächlich nach antiken Schätzen gesucht, doch nicht nach den legendären Schätzen Alexanders des Großen oder von König Krösus. Sie hatten nach wesentlich moderneren Reichtümern gesucht. Alle unterirdischen Ölreserven waren irgendwann einmal aus prähistorischen Pflanzen entstanden. Aufgrund seiner Größe, seines Alters und des Geheimnisses, das ihn umgab, war der Garten Eden im Laufe der Zeit zum größten Ölfeld der Welt geworden. Die Kirche hatte nicht ob seiner spirituellen Bedeutung nach dem Garten Eden gesucht, sondern um seine Vergangenheit auszubeuten – jedermanns Vergangenheit – und so ihre eigene Zukunft zu sichern.
    Arkadian fügte den Bericht als Anhang einer Mailinglist hinzu, die er schon vorbereitet hatte und die alle größeren Nachrichtenagenturen der Welt mit einschloss sowie mehrere unabhängige, politische Blogs. Auch Interpol stand auf der Liste, die Pressestellen verschiedener Regierungen … und der Vatikan. Außerdem hatte Arkadian keine Adresse verborgen, sodass jeder sehen konnte, wer sonst noch die Information bekommen hatte. So war jedem sofort klar, dass man hier nichts mehr vertuschen konnte. Er hatte den Wind gesät, und
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