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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum
Autoren: Simon Toyne
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wieder Punkte, die weitere Konstellationen darstellten.
    Gabriel holte das Handy aus der Tasche und fotografierte beide Seiten des Steins. Dann fotografierte er den Raum, die Karten und die Dokumente auf dem Tisch, und schließlich machte er noch ein Bild des Dragonfields Logo. Anschließend packte er die Bilder in einer Datei zusammen und schrieb eine Mail mit der Datei als Anhang. Zu guter Letzt ging er wieder hinaus, wo der Empfang besser war, und wartete, bis die Nachricht gesendet war.
    Drüben, an einem der Auffangbecken, trank ein Pferd Wasser, wo vor wenigen Augenblicken nur Öl gewesen war. Es war eine Szene, wie man sie vom Anbeginn der Zeit hatte sehen können. Am Himmel war der Mond inzwischen vollends verschwunden, vertrieben vom hellen Licht des Tages. Gabriel atmete tief ein und füllte seine Lunge mit der feuchten Luft. Es roch nicht mehr nach Öl. Es roch natürlich und frisch … wie Orangen.
    … innerhalb einer vollen Mondphase , hatte es in der Prophezeiung geheißen, und bei Gott, sie hatten es geschafft … wenn auch nur knapp. Niemand wusste, was sie gerade abgewendet hatten … oder fast niemand.
    Gabriel hielt die Hand über das Handy, um es vor dem Regen zu schützen, und wählte eine Nummer.

113
    Athanasius war gerade in den Gemächern des Prälaten und wusch die verdreckte Soutane aus, als das Handy in seiner Tasche vibrierte. Er schaute zu der Gestalt, die ans Bett gefesselt war. Dragan war ins Delirium gefallen, nachdem das Wehklagen ihn befallen hatte. Von Zeit zu Zeit war der Sanctus aber wieder klar, und dann brach sein Hass sich erneut Bahn. Athanasius musste vorsichtig sein.
    Athanasius legte das Tuch beiseite und durchquerte rasch den Raum zu dem Fenster, aus dem man in den Garten blicken konnte. Da der Garten noch immer gesperrt war, konnte ihn niemand von dort aus sehen. Die Bewohner der Zitadelle arbeiteten entweder in einer der provisorischen Isolierstationen oder waren an ein Bett gefesselt, damit sie sich nicht zu Tode kratzen konnten. Trotzdem ließ Athanasius erst einmal seinen Blick über den Garten schweifen, bevor er den Anruf annahm.
    »Hallo?«
    »Sie ist daheim«, sagte Gabriel.
    Athanasius schloss erleichtert die Augen. Es war vorbei. »Gott sei Dank«, seufzte er. »Ich hatte schon Angst, alles sei verloren, als ich die Karte nicht finden konnte. Sagen Sie mir: Wie sieht der Garten Eden aus?«
    »Definitiv nicht so, wie Sie ihn sich vermutlich vorstellen.«
    »Aber Sie sind sicher, dass Sie am richtigen Ort sind, ja?«
    »Absolut.«
    Ein Heulen hallte durch den Raum, als Dragan an seinen Fesseln zerrte.
    »Was war das denn?«, fragte Gabriel.
    »Eine arme Seele, die von der Plage niedergestreckt worden ist.«
    Es folgte ein kurzes Schweigen am anderen Ende der Leitung. »Was für eine Plage?«
    »Das ist eine Art … Infektion. Der erste Fall trat vor ungefähr achtundvierzig Stunden auf, und seitdem hat es fast stündlich neue gegeben. Bis jetzt hat niemand überlebt. Wir haben versucht, sie durch eine Quarantäne einzudämmen. Inzwischen wissen wir, dass ein Infizierter ansteckend wird, sobald sich die ersten Symptome zeigen. Deshalb werden sie isoliert. Auf diese Weise ist es uns wenigstens gelungen, die Ausbreitung zu verlangsamen. Aber jetzt ist das Sakrament zurückgekehrt, und laut der Prophezeiung wird die Plage nun nicht länger gedeihen. Ich werde hierbleiben, eingesperrt in der Zitadelle.«
    »Was sind das für Symptome?«
    »Jedes Opfer hat von einem starken Orangenduft berichtet gefolgt von plötzlichem und heftigem Nasenbluten.«
    Schweigen am anderen Ende der Leitung.
    »Hallo?« Keine Antwort.
    Athanasius schaute auf das Handy. Das Display war schwarz. Der Akku war leer. Er steckte es in die Tasche seiner Soutane, und ein Stöhnen rief ihn zum Bett zurück.
    Dragan träumte. Seine Augen bewegten sich unter den geschwärzten Lidern. Und er schien im Schlaf zu reden. Athanasius beugte sich vor, um ihn zu verstehen. Er erkannte Bruchstücke des Vaterunsers, die endlos wiederholt wurden.
    … vergib uns unsere Sünden … wie auch wir vergeben …
    … vergib uns unsere Sünden … wie auch wir vergeben …
    Athanasius nahm ein feuchtes Tuch aus der Schüssel neben dem Bett und legte es Dragan auf die heiße Stirn. »Ich vergebe dir«, sagte er.
    Die roten Augen öffneten sich beim Klang seiner Stimme. »Du«, sagte Dragan. »Immer du. Das Sakrament wird zurückkehren … Dann werden wir sehen.«
    Athanasius schüttelte den Kopf. »Das Sakrament ist in
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