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Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender

Titel: Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender
Autoren: Berte Bratt
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großen C saß ein Koalabärchen mit einem Jungen auf dem Rücken.
    „Mrs. Brunner! Nun sagen Sie, wer hat diese Karten gezeichnet? Sie, Miß Xenia! Zeigen Sie her!“ Schnell sammelte Mr. Connor die Tischkarten ein. Da waren lauter australische Tiere, alle geschickt in die Anfangsbuchstaben der verschiedenen Namen hineingezeichnet. „Das ist ja phantastisch! Sie sind Zeichnerin von Beruf?“
    „Nein“, antwortete Xenia in ihrem langsamen, gepflegten Schulenglisch. „It is just my hobby.“
    „Ich muß nachher mit Ihnen sprechen“, sagte Mr. Connor. „Diese Fähigkeit müssen Sie ausnützen, und ich werde Ihnen dabei behilflich sein!“
    Nach dem Essen sah ich, daß Mr. Connor Xenia in eine ruhige Ecke entführte. Als ich den Kaffee servierte, sagte er gerade: „Haben Sie mehr Zeichnungen, Miß Xenia? Kann ich sie sehen?“
    „Ja, aber ich habe sie nicht hier. Sie sind drüben im Institut, im Hauptgebäude.“
    „Ach, das ist ja nicht weit, bitte, holen Sie sie doch nach dem Kaffee!“
    „Das macht sie!“ rief Bill Nicol. „Ich werde Xenia begleiten, verlassen Sie sich darauf!“
    Die beiden brauchten erstaunlich viel Zeit für das kleine Stück zum Institut und zurück. Aber endlich erschienen sie, Xenia mit einem Skizzenbuch in der Hand und einem neuen Glanz in den Augen.
    Ich guckte über Mr. Connors Schulter, als er das Heft durchblätterte. Da waren unzählige Zeichnungen von Bicky, zu einem Knäuel zusammengerollt, dann beim Spielen, beim Essen, beim Männchenmachen und noch viel mehr.
    „Liebe Zeit, diese Zeichnungen hier in England, wo man pudelverrückt ist.“ Mr. Connor blätterte weiter. Da eine Reihe schnelle Studien über die beiden Siamkatzen, da der Neufundländer, auch in verschiedenen Stellungen, und zuletzt kamen etliche Skizzen von Sonjas Zwillingen. Mrs. Connor saß neben ihrem Mann und guckte mit. Sie rief laut vor Bewunderung, als sie die Babyskizzen sah.
    „Karten für Tauffeiern“, rief sie. „Nicht wahr, Darling? Und für Geburtsanzeigen!“
    „Miß Xenia“, sagte Mr. Connor und reichte das Skizzenbuch an das nächste gierige Händepaar. „Ich muß mit Ihnen sprechen. Sie wissen wohl nicht, daß ich eine große Druckerei habe. Tischkarten und Glückwunschkarten sind bei uns sehr wichtige Artikel. Können Sie irgendwann in den nächsten Tagen nach London kommen?“
    „Ja, am Mittwoch.“
    „Ausgezeichnet. Hier ist meine Anschrift.“
    Xenia stand da mit einer geschäftlich aussehenden Karte in der Hand, und ihre Augen leuchteten.
    Lady Robinson wandte sich zu Mr. Connor: „Sind Sie auch sonnabends in Ihrem Büro, Mr. Connor? Ich muß nämlich Sonnabend in die Stadt, dann könnte ich Xenia mitnehmen.“
    „Je eher, desto besser, Mylady! Ich bin im Büro bis dreizehn Uhr.“
    „Und meine Tochter Helene?“ fragte Sonja.
    „Die bleibt bei Heidi.“
    „Gut, einverstanden“, sagte ich. „Aber dafür schicke ich morgen früh Beate mit zu Xenia!“
    „Aha“, kam es von Sonja. Sie lächelte Bernhard und mir verschmitzt zu.
    „Mylady“, sagte Bill Nicol. „Erinnern Sie sich zufällig an den Tag am Ayers Rock?“
    „Und ob ich das tue! Ich vergesse nie, daß Sie unter den fünf Teilnehmern waren, die zwei Stunden opferten und mit uns
    zurückflogen!“
    „Wollen Sie etwas für mich tun, weil ich damals so lieb war?“ „Ganz bestimmt!“
    „Fein. Dann geben Sie am Sonnabend Xenia den ganzen Tag frei. Ich hole sie von Mr. Connors Büro ab und bringe sie irgendwann abends heil zurück.“ Mylady lächelte.
    „Ja, wenn es Xenia recht ist, wie ist es, Xenia?“
    „O ja“, sagte Xenia leise. „Das ist mir schon recht!“
    Am folgenden Morgen war ich um sechs auf. Bevor Sonja und Heiko aufwachten, hatte ich alle Spuren von der Party beseitigt, hatte abgewaschen und die Zimmer in Ordnung gebracht. Beide Kinder waren versorgt, Windeln und Flaschen für den Tag waren schon in dem breiten Zwillingswagen eingepackt.
    Eine Stunde später war ich allein im Haus.
    Ein gemütlicher Frühstückstisch war für zwei gedeckt. Ich hatte das hübsche, von Beate geerbte Kleid angezogen und hatte mir furchtbar viel Mühe mit meinen Haaren gemacht.
    Alles war parat. Bernhard durfte kommen. Und er kam.
    Zum erstenmal saßen wir in einem netten Zimmer zusammen, zum erstenmal aßen wir eine Mahlzeit in häuslicher Umgebung. Zum erstenmal hatten wir viel Zeit und absolute Ruhe. Das brauchten wir.
    Wir sprachen uns alles von der Seele, wir räumten mit Dummheiten und Mißverständnissen
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