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Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender

Titel: Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender
Autoren: Berte Bratt
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Aber du mußt lernen, daß es auch Leute gibt, denen man mit Vorsicht und Mißtrauen begegnen muß.“
    „Und mit dir ist es also umgekehrt“, meinte ich. „Du hast das Pech gehabt, ziemlich viele solcher Menschen zu treffen.“ Xenia nickte.
    „Ja. Ich habe das lernen müssen, was du zur Vollkommenheit kannst: meinen Mitmenschen mit Vertrauen und Freundlichkeit zu begegnen!“
    Xenia und ich bekamen gleichzeitig unseren „Ausgangstag“. Jeden Mittwoch blieb Sonja zu Hause, und Lady Robinson ließ sich von ihrer Köchin und ihrem Chauffeur versorgen. Xenia und ich fuhren dann mit dem ersten Morgenzug nach London. Erlebnishungrig und freudig aufgeregt lernten wir Dinge kennen, von denen wir bisher nur gelesen hatten. Tower, Westminsterabtei, St.-Pauls-Kathedrale - wir standen vor dem Haus Downing Street 10, wir gafften nach bester Touristenart vor dem Buckingham-Palast.
    Es war sehr schön, diese Dinge mit der klugen, aufgeweckten Xenia zu erleben. Trotzdem ertappte ich mich oft dabei, daß ich dachte: Dies alles wollten ja Bernhard und ich einmal zusammen erleben! Wie wäre das schön gewesen!
    Es stimmte nicht, daß die Zeit alle Wunden heilt. In der ersten Zeit nach der Auseinandersetzung hatte mir die Wut geholfen. Die war aber jetzt verweht, verdampft, verschwunden. Zurück blieben die schönen Erinnerungen, eine furchtbare Sehnsucht. und Selbstvorwürfe.
    Ich hatte verlangt und erwartet, daß Bernhard mich verstehen sollte. Aber hatte ich den geringsten Versuch gemacht, ihn zu verstehen?
    Warum hatten wir uns nicht wiedergetroffen - warum war ich nicht noch einmal morgens zur Weißen Brücke gegangen, dann hätte ich ihn getroffen, und wir hätten noch einmal in Ruhe alles durchsprechen können.
    War unsere Liebe denn wirklich so zerbrechlich, daß sie dieser allerersten Auseinandersetzung nicht standhalten konnte?
    Ich versprach mir selbst, daß ich, wenn wir wieder in Kiel waren, ihn treffen wollte und versuchen, mit ihm zu reden. Ich wollte wieder morgens mit ihm Spazierengehen, mit ihm und Hasso. Ja, nach Hasso sehnte ich mich auch!
    Ich legte meinen Kopf an das weiche Fell des vorhandenen Hasso. Er wedelte freundlich mit dem Schwanz und leckte meine Hand.

Das Wunder meines Lebens
    „Täntchen“, sagte Sonja. „Kannst du norwegische Super-Butterbrote streichen?“
    „Ja, wenn ich eine ganz große Auswahl an Aufschnitt habe!“
    „Das kriegst du. Arbeitsruhe sollst du auch haben. Ich bleibe zu Hause, einen ganzen Tag, und kümmere mich um die Nachkommenschaft und bringe alles auf Hochglanz.“
    „Gehe ich recht in der Annahme, daß du Gäste erwartest?“ „Täntchen, deine Fähigkeit, Schlußfolgerungen zu ziehen ist enorm. Ja, paß mal auf. Du weißt doch, daß wir vor anderthalb Jahren in Australien waren?“
    „Ja, so was schwant mir.“
    „Da waren wir mit sehr netten Menschen zusammen, und ich versprach ihnen, sie einzuladen, wenn wir nach England kämen und ihnen all unsere Australien-Dias und Heikos Film vorzuführen. Ich rechnete damals nicht damit, daß ich inzwischen Zwillinge und Vollbeschäftigung kriegen sollte! Aber jetzt soll es geschehen! Am Mittwoch fährst du bestimmt mit Xenia nach London. Ich gebe euch einen Haufen Geld mit, und ihr seid so lieb und kauft alles ein für die Butterbrote. Nur keine Gänseleber und keine gekochten Hummern.“
    „Und kein Kalbfleisch“, ergänzte ich. „Gut, machen wir.“
    „Und dann lade ich die Bande für Donnerstag abend ein. Weißt du, die Engländer sind wild auf norwegische Butterbrote! Ja, sie wohnen alle in London oder in der nächsten Umgebung, wahrscheinlich haben sie auch Autos. Ich hänge mich heute an die Strippe, dann werden wir mal sehen!“
    Am Abend konnte Sonja mir mitteilen, daß alle zugesagt hätten. „Wie viele sind es?“ fragte ich und fing schon an, die Aufschnittmengen zu berechnen.
    „Acht!“
    „Dann My lady. und du und Heiko. also elf.“
    „Und du und Xenia, Mensch, wir werden dreizehn zu Tisch sein!“
    „Dann müssen wir eben Hasso eine Serviette um den Hals binden und ihn an den Tisch setzen“, schlug ich vor. „Oder ich sitze nicht am Tisch, sondern übernehme das Servieren.“
    „Denkste! Na, irgendwie kriegen wir es schon hin, wir müssen
    eben einen extra Katzentisch machen, falls jemand in der Gesellschaft abergläubisch ist. Aber, also. Butterbrote für dreizehn Personen. Spitzenbrote!“
    Dann stand ich ein paar Tage später mit pfundweise Brot, Butter und Aufschnitt in der Küche und
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