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Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender

Titel: Rywig 09 - Ich zähl die Tage im Kalender
Autoren: Berte Bratt
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war ganz feierlich, in der großen Düsenmaschine Platz zu nehmen, sich anzuschnallen, von netten Stewardessen betreut zu werden. Ich glaube, wir hatten beide Herzklopfen. Bis jetzt kannten wir ja Flugzeuge nur von der Außenseite!
    Der Flug war viel zu kurz! Eine knappe Stunde, dann mußten wir uns wieder für die Landung anschnallen!
    Ich fühlte mich furchtbar ungeschickt, als ich bei der Kontrolle englisch sprechen mußte. Aber Xenia drückte sich klar und korrekt aus. „Wo in aller Welt hast du so gut Englisch gelernt?“ fragte ich neidisch.
    „Ich habe doch schließlich eine Eins zum Abitur“, schmunzelte Xenia. „Außerdem dürfte es dir bekannt sein, daß ich jetzt Englisch als Hauptfach habe!“
    Was war es für ein Gefühl, in dem großen Flughafen zu stehen! Wer würde uns wohl abholen? Heiko wahrscheinlich. Aber wie sollte er uns finden und wir ihn?
    Aber da war gar kein Heiko. Wir ließen uns mit den anderen Fluggästen sozusagen treiben, kamen zu einer Sperre, und da sah ich ein liebes und bekanntes Gesicht!
    „Nein, Sonja! Bist du selbst hier!“
    „Ja, da kannst du staunen! Lady Robinson hütet meine Kinderschar. Als ich wegging, stand sie mit einer Windel in der einen Hand und einem Schnuller in der anderen. Laß dich nun umarmen, Mädchen, du siehst strahlend aus - kannst du schon Zähne plombieren? Hallo, Xenia, herzlich willkommen, ich bin selig, daß du kommen konntest. Aua, nun habe ich schon wieder ,du’ gesagt, ich vergesse es immer, weil ich ja gewöhnlich englisch spreche, aber das macht doch nichts? Ich heiße Sonja, nun kommt, wenn wir Glück haben, finden wir meine Karre auf dem Parkplatz, ich habe vergessen, wo ich sie hinstellte, es war irgendwo hinter einem Riesen-Lastwagen. Habt ihr einen schönen Flug gehabt? Schafft ihr das Gepäck selbst, oder wollen wir optimistischerweise einen nicht vorhandenen Träger suchen? Gib mir jedenfalls die Tasche, Xenia. Nein, tatsächlich, da steht ja unser Gefährt, nicht zu glauben, husch, husch, rein mit euch, ich muß zusehen, daß wir nach Hause kommen, bevor Tante Helene einen Nervenschock erleidet. Tante Helene ist also Lady Robinson.“
    Es war ulkig, sich auf deutsch mit Sonja zu unterhalten und das sagte ich ihr auch.
    „Ach, darüber denke ich gar nicht nach, ich bin es gewohnt, von der einen Sprache in die andere zu hopsen, und ich bin ja auf deutsch verheiratet. Wenn wir allein sind, Heidi, werden wir schon in unserer Muttersprache quasseln. Aber jetzt muß ich mich aufs Fahren konzentrieren, ich möchte euch nicht zu Mus fahren und Heiko nicht zum Witwer machen!“
    Dann saßen wir da und guckten rechts und links, und Xenia sagte leise: „Ist es nicht unglaublich, Heidi? Wenn jemand mir vor drei Monaten gesagt hätte, ich sollte eines Tages in England sein, und bei Sonja, von der Jessica doch erzählt hat. ich glaube, du mußt mir die Arme kneifen, ich kann nicht fassen, daß es wahr ist.“
    „Daß du wirklich bei Linksverkehr fahren kannst, Sonja“, sagte ich, als wir die Stadt hinter uns hatten und auf der Landstraße waren. „Ich würde wahnsinnig werden!“
    „Und ich würde bei Rechtsverkehr wahnsinnig werden, ich bin ja nur in Kenia und England gefahren. Mein Göttergatte stellt sich mühelos um von rechts auf links und umgekehrt, aber er ist ja auch ein Genie. Jetzt aber aufpassen! Da links ist ein Bahnhof, da steigt ihr ein, wenn ihr mal mit dem Zug nach London fahrt. ja, ihr müßt ja anstandshalber ab und zu Ausgang haben. dann sind wir gleich da. ach wie herrlich, das Tor ist offen. so, da wären wir!“
    Sonjas und Heikos Haus lag dicht neben dem Tor. Dahinter streckte sich ein großer Park, hinter dessen Bäumen man eben noch einen Flügel von dem großen Haupthaus sehen konnte. „Dort ist das Institut untergebracht, in dem Lady Robinson wohnt.“
    Ein großer Hund kam uns schwanzwedelnd entgegen, begrüßte Sonja mit Begeisterung, schnüffelte schnell bei mir und ging dann zu Xenia. Da stellte er sich auf die Hinterbeine, legte ihr die Vorderpfoten auf die Schultern und leckte ihr Gesicht.
    „Aber Hasso!“ rief Sonja. Xenia wischte sich lächelnd das Gesicht. und ich die Augen.
    „Nanu, Täntchen, weinst du?“
    „Nein, wie käme ich dazu, mir ist nur etwas ins Auge geflogen“, stammelte ich und wischte noch eine Träne weg.
    Warum mußte das Tier nun ausgerechnet Hasso heißen?
    Das Haus war reizend. Ein großes Wohnzimmer, ein kleineres Eßzimmer, dann das Schlafzimmer, und daneben ein schöner Raum
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