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Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde

Titel: Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde
Autoren: Berte Bratt
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Gepäckraum holte Douglas Kleinholz und Grillrost, Allana packte Würstchen, Koteletts und viele verheißungsvolle Dosen aus. Das Grillen war Männerarbeit, das Tischdecken und Salatmachen besorgte Allana. Wie schmeckte das Essen herrlich, in dieser schönen Umgebung! Vor uns lag ein spiegelblanker kleiner See mit Ruderbooten und Kanus - dahinter erhob sich ein Berg mit leuchtend grünen Bäumen und Büschen.
    „Hier könnte ich den ganzen Tag bleiben!“ - Es war Tante Helene, die vor lauter Wohlbehagen dies seufzte.
    „Das geht aber nicht! Wir haben nämlich noch etwas mit euch vor, ihr dürft eben nur den Kaffee trinken, dann geht es wieder los!“
    Nie werde ich das vergessen, was sie „noch mit uns vorhatten“.
    Das war - ein Koalapark.
    Es waren auch andere Tiere da, ich erinnere mich an ein schneeweißes Känguruh und ein goldbraunes Wallabykind, das bei seiner Mutter saugte. Es waren viele bunte Vögel, es waren Baumkänguruhs und Kuskus und Vombats - aber vor allem Koalas.
    Wir wurden erwartet. Douglas Little hatte anscheinend eine gute Vorarbeit geleistet, denn wir wurden von einem freundlichen jungen Mann gleich mit Namen begrüßt, es sei ihm eine besondere Freude, die Leiterin und die geschätzten Mitarbeiter der Mary-Green-Stiftung willkommen heißen zu dürfen!
    Dann führte er uns direkt zu einem Koalagehege, wechselte ein paar Worte mit einem Wärter - er machte ein Gittertor auf - und dann standen wir im Gehege, drin bei den kleinen grauen Kobolden.
    Der Wärter legte die Hände behutsam um eines der Tiere, lockerte den Krallengriff um den Zweig. Das Tier ließ es geschehen, es war anscheinend so was gewohnt. Es kuschelte sich zufrieden in die Arme des Wärters.
    Dieser sah uns an, es lag ein kleines Lächeln um seinen Mund. Sein Blick blieb an mir hängen. Er kam einen Schritt näher, lockerte den kleinen grauen Arm, der um seinen Hals lag - dann legte er das Tier in meine Arme.
    Ich habe mir sagen lassen, daß es Menschen gibt, die vor Glück und Bewegung weinen, wenn sie zum ersten Mal dem Matterhorn gegenüberstehen oder dem Petersdom, oder den Victoriafällen oder der Mona Lisa. Ob ein solcher Mensch mich in diesem Augenblick verstehen würde? In diesem Augenblick, als ein kleiner, warmer Tierkörper sich in meinen Armen zurechtkuschelte, als ein kleines schwarzes Schnäuzchen meinen Hals streifte - würde jemand verstehen, warum zwei Glückstränen über meine Wangen kullerten und in dem warmen, weichen Fell des Koalas verschwanden?
    Der schönste Augenblick von dieser Reise war die Sekunde, wo ich Heiko in Adelaide traf und begriff, daß er durchaus nicht in Lebensgefahr schwebte. Den zweitschönsten erlebte ich jetzt.
    Vielleicht gibt es ein paar Menschen, die mich verstehen würden. Und wenn nicht, ist es auch egal. Heiko verstand mich, Tante Helene verstand mich, und Douglas und Allana taten es auch!
    Ich mußte zuletzt das Tierchen weitergeben. Tante Helene wartete mit ausgestreckten Armen. Dann zog Heiko seinen verletzten Arm aus dem Dreiecktuch und nahm das Tierchen entgegen.
    Der blütenweiße Verband wurde dreckig, und es tat bestimmt dem Arm nicht gut, ein zehn Pfund schweres Tier zu halten. Aber in diesem Augenblick schimpfte ich nicht.
    Einen schöneren Schlußakkord der Reise hätten wir nicht erleben können.
    Dann kam der Augenblick, wo wir uns im Flughafen von Tante Helene und den beiden Littles verabschiedeten.
    „Ich danke dir, daß du mitgekommen bist, Kind“, sagte Tante Helene und streichelte meine Wange. „Nun seid vorsichtig, paß gut auf meinen Nachfolger auf, Sonja! - Viel Spaß in Hawaii!“
    „Tante Helene.“, sagte ich, „ich weiß nicht, womit ich anfangen soll. Ich kann nur danke sagen und nochmals und tausendmal und millionenmal danke. Und was ich weiter zu sagen habe, darf ich das in fünf Tagen sagen? In deinem Eckzimmer beim Tee, mit Rafiki und Sita und Saba?“
    „Das darfst du, mein Kind! Ich freue mich darauf!“
    „Und wir erst“, sagten Heiko und ich.
    „Passengers to Nandi and Honolulu, please to gate four.“
    Wir drehten uns um und winkten so lange, wie wir Tante Helene sehen konnten.

Eine weiße Taube
    Es war Nacht. Die Stewardessen hatten unsere Eßtabletts weggeräumt und leichte Decken verteilt. Das Licht wurde ausgemacht. Die meisten Passagiere lehnten sich zurück und versuchten zu schlafen. Nur hier und da brannte eine Leselampe.
    Ein paar der Fluggäste hatten sich Kopfhörer geben lassen und wollten sich wohl von Musik in den
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