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Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde

Titel: Rywig 08 - Sonjas dritte Sternstunde
Autoren: Berte Bratt
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an, irgendwie forschend.
    „Und Sie? Möchten Sie nicht Kinder haben?“
    „Doch, ich möchte schon! Aber man kann nicht alles auf einmal haben. Mit den Kindern werde ich noch zwei Jahre warten.“
    Der Ober brachte den Nachtisch, und leider Gottes entdeckte Lady Robinson eine Bekannte an einem Tisch in der Nähe. So wurde unser Gespräch unterbrochen, und über mein Kinderproblem sprachen wir vorläufig nicht mehr.
    „Ich habe übrigens Heikos Flugkarte bestellt“, erzählte Lady Robinson auf dem Heimweg. „Mit Ihrer eilt es ja nicht, wir können das telefonisch tun, wenn der Abreisetag festliegt, nicht wahr? Ihre Familie erwartet Sie doch nicht zu einer bestimmten Zeit?“
    „Nein, gar nicht! Wenn sie zu Hause am Tage vor meiner Ankunft Bescheid kriegen, haben sie immer noch Zeit, den roten Teppich auszurollen und die blumenstreuenden Jungfrauen zu mobilisieren!“
    Als wir die Halle betraten, wo Betty gerade einen Teewagen Richtung Eckzimmer rollte, kam Mr. Morgan aus seinem Büro mit einem geöffneten Telegramm in der Hand.
    „Oh, Mylady, wie gut, daß Sie kommen - hier ist ein Telegramm aus Sydney, von Mr. Little.“
    „Bitte, lesen Sie es mir vor!“
    Mr. Morgan las: „Empfehle Dr. Brunner zusätzlich Neuguinea, kann fünftägige Fahrt arrangieren falls Ankunft Port Moresby zwanzigsten Oktober möglich stop erbitte umgehend Antwort stop Little.“
    Lady Robinson blieb einen Augenblick mit offenem Mund stehen. Als sie sprach, kam es in ihrer Muttersprache. „Du heiliger Strohsack!“ sagte unsere Lady in unverkennbarem Hamburgisch.
    Heiko war willig. Natürlich wollte er auch Neuguinea mitnehmen.
    „Paradiesvögel und Leierschwänze!“ rief Heiko. „Opossums und Kuskus! Ich, mit meiner Schwäche für Kleingetier!“
    „Und mit Menschenfressern“, ergänzte ich. „Paß bloß auf dich selbst auf, Heiko, ich möchte nicht, daß du dein Leben als Zoologenfrikassee beendest.“
    „Oder als Doktorragout“, schlug Heiko vor. „Keine Angst, Liebling, der Kannibalismus ist ein zurückgelegtes Kapitel unter den Papuas.“
    Lady Robinson wandte sich an Mr. Morgan.
    „Bitte, geben Sie gleich das Telegramm auf: ,einverstanden’ genügt. Und lassen Sie Doktor Brunners Flugkarte umbuchen.“
    „Wird sofort gemacht, Mylady.“
    „So, Kinder, nun wollen wir aber Tee trinken! Es gibt warme Wecken mit Himbeermarmelade und Schlagsahne!“
    Die Katzen und der Neufundländer erschienen gleichzeitig mit dem Tee. Im Kamin brannte ein schönes Feuer. Es war urgemütlich in dem netten kleinen Ecksalon.
    „Nun, Heiko“, lächelte Lady Robinson und reichte ihm die Tasse. „Was sagten Sie, als das Telegramm kam?“
    „Genau dasselbe wie Sie, Mylady“, schmunzelte Heiko. „Wörtlich.“
    „Und bestimmt auch in Hamburger Dialekt“, fügte ich hinzu.

Die dritte Sternstunde
    Es folgten ein paar hektische Tage. Heiko hatte lange Gespräche mit Mr. Morgan, mit unserer geliebten Mylady und mit einem Australienexperten, den Lady Robinson mobilisierte. Ich mußte mich um die praktischen Sachen kümmern, das heißt, ich mußte für Heiko Hemden und Unterwäsche kaufen. Nach diesen drei Jahren war seine Garderobe genauso verschlissen wie meine eigene. Der gute Burns fuhr mich von Geschäft zu Geschäft, denn es war ein Problem, leichte Sommersachen zu kriegen. Wer verkauft schon im Oktober Shorts und kurzärmelige Hemden?
    Als gut gedrillte Arzttochter und erfahrene Tropenreisende konnte ich auch ein halbwegs vernünftiges Medizinkästchen zusammenstellen. Ich war es auch, die Heikos Koffer packte.
    Und ich war es, die ihn - mit Burns’ Hilfe - an einem grauen, regnerischen Oktobernachmittag zum Flughafen brachte.
    Es war nicht leicht, von ihm Abschied zu nehmen. Zum ersten Mal seit unserer Heirat mußten wir uns trennen. Es wäre eine Lüge, wenn ich behaupten würde, daß es ohne Tränen meinerseits verlief.
    Auf dem Heimweg setzte ich mich vorne neben Burns. Er hatte eine so nette, väterliche Art zu plaudern, er erzählte mir so allerlei vom täglichen Leben im Dienste der Mylady und auch von ihrem verstorbenen Mann. Er berichtete über ulkige kleine Episoden, von all den Haustieren, die Lady Robinson diese Jahre gehabt hatte, sprach von ausländischen Gästen - oft braune oder schwarze - , die er abgeholt und gefahren hatte. Durch all seine Erzählungen ging wie ein Unterton die Verehrung und Liebe zu seiner einmaligen Brotgeberin.
    „Ich bin so unsagbar glücklich und so dankbar, daß mein Mann und ich Mylady
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