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Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden

Titel: Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden
Autoren: Berte Bratt
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auf etwas gefaßt machen! Dann ist es Schluß mit der Schwesterliebe, ich kaufe mir eine schwarze Perücke und lasse mir eine Gesichtskorrektur machen. Übrigens, es nützt dir alles nichts. Rolf ist der einzige, der den Unterschied sieht, abgesehen von der Familie!“
    Ich dachte darüber nach, was Senta eben gesagt hatte.
    „Weißt du, Senta - ich glaube, daß nur jemand, der eine von uns. oder beide. wirklich lieb hat, den Unterschied sieht! Weißt du noch, wie Beatemutti es plötzlich wußte? Später hat sie doch erzählt, daß sie uns beide so richtig ins Herz geschlossen hatte, und als das ihr selbst ganz bewußt wurde, da kannte sie uns auseinander, und sie hat sich nie geirrt!“
    „Ja, siehst du!“ meinte Senta. „Also hat Rolf mich richtig lieb! Aber. hast du eigentlich mal einen Freund gehabt, der.“
    „Nein“, sagte ich langsam. „Das habe ich nicht. Erinnerst du dich noch an den John, der eine Zeit.“
    „Ach der! Das war wohl der Jüngling, der mir auf der Straße in Oslo plötzlich gegenüberstand und anfing, von dem schönen gestrigen Abend zu plaudern.“
    „Und der gewiß unsere süßesten Geheimnisse ausgeplaudert hätte, wenn du nicht so anständig gewesen wärest, ihn gleich aufzuklären!“
    „Ja, sei du froh, daß du eine anständige Schwester hast!“
    „Ich wäre erst recht froh, falls besagte Schwester so anständig wäre, uns irgend etwas zu Mittag zusammenzuschmurgeln! Ich komme um vor Hunger!“
    „Dann komm mit. Es gibt aufgewärmten Eintopf von gestern. Nachher Apfelkompott, mit Sahne, möchte ich bemerken. Du darfst sie schlagen!“
    Wir aßen immer in der Küche, wenn nicht zufällig Rolf bei uns war. Andere Gäste hatten wir ja nicht. Ja doch, zweimal war Peter mitgekommen. Aus ihm wurde ich nicht so richtig schlau. Er war lustig, zugegeben, er sah gut aus und war nicht ohne Scharm. Aber wenn wir ein paar Stunden zusammengesessen hatten, wußte ich überhaupt nicht mehr von ihm als vorher. Ich ahnte nicht, welche Interessen er hatte, außer seinen Studien. Ja doch - Autos! Und Autorennen! Wenn das Gespräch darauf kam, leuchteten seine Augen, dann wußte er Bescheid über Automarken, bekannte Rennfahrer, Sekunden und Zehntelsekunden.
    Aber sonst - nun ja, mir konnte es egal sein. Es war mir klar, daß Rolf ihn mitnahm, nur damit ich nicht allein dasaß, während er mit meiner verliebten Schwester Zukunftspläne schmiedete. Sie wollten sich verloben, wenn er sein Examen gemacht hatte.
    „Sage mal“, fragte ich Senta. „Sind Rolf und Peter sehr gut befreundet?“
    „Ach, sie sind eben Kommilitonen. Offen gesagt, glaube ich, daß Rolf ihn ursprünglich mitgenommen hat, weil er gut Englisch kann. Ich habe ihn auch damals in Hamburg zum ersten Mal getroffen. Warum fragst du?“
    „Ach, nur so. Das heißt, ich denke eben daran, daß sie nicht so viel gemeinsam haben. Ich mag Rolf lieber.“
    „Ich auch!“
    „Ach nee, was du nicht sagst! Übrigens, was die Sprachen betrifft: Findest du nicht, daß es schon ein bißchen besser mit meinem Deutsch geht?“
    „Und ob! Viel besser! Wenn du bloß den Mut zum Sprechen hast
    - und du sitzt ja auch immer mit der Nase in Frau von Waldenburgs Afrikabüchern!“
    „Ja, ist das ein Glück, daß sie so viele hat, und so schöne!“
    „Bist du noch afrikabesessen?“
    „Das kann ich dir flüstern. Wenn ich selbst Geld verdiene, kaufe ich mir ein Sparschwein und spare für eine Afrikareise!“
    „Dann paßt doch ein Spar-Nashorn besser. Jedenfalls ist es sehr schön, daß dein Afrikafimmel dich dazu bringt, Bücher auf deutsch zu lesen. So, holdes Schwesterlein, nun gibst du mir all deine Unterwäsche und die blaue Bluse und was du sonst hast. Ich habe die Absicht, mein Waschbärchen eine Trommel Feinwäsche erledigen zu lassen.“
    „Sag mal, haben eure sämtlichen Küchengeräte Namen?“
    schmunzelte ich.
    „Klar! Kunigunde kennst du, und das Waschbärchen, und der Tiefkühlschrank heißt Eisvogel, die Brotmaschine Schnipselchen, und...“
    „Danke, das genügt! Hoppla, da ist die Nachmittagspost!“
    Ich rannte in den Flur. Da lag ein dicker Brief mit norwegischen Marken und ein blauer Luftpostleichtbrief für Senta. Das war wohl von „der Gnädigen“.
    Der norwegische war von Beatemutti. Ich riß ihn auf und war dann eine Viertelstunde für die Umgebung verloren.
    Wenn man ein regelmäßiges Leben führt, verfliegt die Zeit. Ich habe das festgestellt, als ich in England Haustocher war, immer die gleiche Arbeit hatte und
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