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Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden

Titel: Rywig 03 - Meine Träume ziehn nach Süden
Autoren: Berte Bratt
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jeder Tag wie der andere verlief.
    So war es auch jetzt. Ehe wir uns versahen, war Dezember.
    Wir hatten Bicky eine wunderbare Wurfkiste zurechtgemacht und behielten sie stets im Auge. Sie war munter und vergnügt, aber ihr Bäuchlein war jetzt sehr rundlich. Es würde bald soweit sein.
    „Daß Frau von Waldenburg es überhaupt fertigbrachte, gerade jetzt Bicky zu verlassen!“ sagte ich.
    „Nun ja, trotz allem ist ihr wohl das Enkelchen wichtiger“, meinte Senta. Ich nickte. Ich wußte, daß Frau von Waldenburg zu ihrer Tochter, die in Argentinien verheiratet war, geflogen sei. Die Tochter erwartete ihr erstes Kind im Dezember.
    Es war Sonntag. Wir hatten gut gegessen, und jetzt brachte meine tüchtige Schwester eine große herrliche Torte und eine Kanne duftenden Kaffee.
    „Wir haben einen anstrengenden Nachmittag vor uns, wir müssen uns stärken“, erklärte sie. „Mach mal das Fernsehen an, erstes Programm.“
    „Was ist denn los?“
    „Ziehung in der Fernsehlotterie. Frau von Waldenburg hat mir ein Los geschenkt, vielleicht gewinne ich!“
    „Ja, einen Zentner Kartoffeln oder eine Wochenendfahrt nach Oslo!“
    „Hast du eine Ahnung! Weltreisen, mein liebes Kind, haufenweise Autos, Einfamilienhäuser...“
    „Auch Afrikareisen?“
    „Bestimmt, und Reisen nach Japan und Indien. Natürlich auch Reisen nach Skandinavien und überhaupt innerhalb Europas -Familienreisen nach Bayern und so - paß mal auf.“
    Ich hatte nie etwas Ähnliches gesehen. Die Riesen Ziehungstrommel sei die größte auf der Welt, erzählte meine allwissende Schwester. Als ich die unglaubliche Menge Zahlkartenabschnitte sah, die darin gemischt wurden, sah ich für uns sehr schwarz.
    „Gewiß! Aber irgend jemand muß ja gewinnen“, sagte Senta mit unwidersprechlicher Logik.
    Nach ziemlich viel Reden und Vorbereitungen auf dem Bildschirm war es endlich soweit: Eine bildhübsche junge Dame steckte eine wohlgepflegte Hand in den Kanal der Riesentrommel und zog ein Los... noch eins... noch eins... noch zwei... Ich mußte lachen. Da saß ich nun und war gespannt für Senta! Für mich selber aber auch. Denn wenn Senta ein Auto gewönne, durfte ich mitfahren, und falls ihr eine Reise in den Schoß fallen sollte. nein, da war ich nicht so sicher. Am liebsten führe sie bestimmt mit Rolf. Selbstverständlich.
    Das waren Gewinne! Meine Augen wurden kugelrund. Da zeigte man uns Bilder von den verschiedensten Reisezielen - indische Tempel, amerikanische Wolkenkratzer, herrliche Alpengipfel - so etwas wäre mir schon recht!
    Menschen aus Städten und Gemeinden, von deren Dasein ich nichts ahnte, wurden verlesen. Die konnten lachen! Glückspilze!
    Da - ein wunderbares Auto.
    „Du! Wenn du den Wagen gewinnst, dann verkaufen wir ihn und kaufen uns Flugkarten nach Afrika!“ flüsterte ich.
    Wieder Reisen. Die jungen Herren und die hübschen, lächelnden Ansagerinnen, die die Resultate vorlasen, plauderten und erzählten und würzten das Vorlesen mit lustigen kleinen Nebenbemerkungen. Es war direkt unterhaltsam, wenn ich auch einsah, daß Sentas Gewinnaussicht winzig klein war!
    „Unser nächster Gewinn“, sagte die Ansagerin, „ist eine sehr schöne Reise. Eine Woche Badeaufenthalt am Indischen Ozean, anschließend eine Woche Fotosafari durch die Serengeti. Sie fliegen in einer modernen Düsenmaschine, die Reise ist selbstverständlich für zwei Personen - ein deutschsprachiger Reiseleiter nimmt Ihnen alle Probleme ab, und für Taschengeld ist gesorgt. Diese wunderbare Reise hat gewonnen...“
    Meine Daumen waren blau und grün, so drückte ich sie.
    „Herr Heinz.“ Ich hörte nichts mehr. Wie Herr Heinz mit Familiennamen hieß, interessierte mich keine Spur. Ach, warum hatte nun das Schicksal nicht ein bißchen Einsicht? Ich war hundertprozentig überzeugt, daß es keinen einzigen Menschen unter den Zuschauern gab, der sich brennender eine Afrikareise wünschte als wir beide!
    Weiter, weiter. „Das Land der Fjorde“, verlas nun der Ansager. „Eine dreiwöchige Reise nach Norwegen.“
    „Paß auf, Senta, die gewinnst du bestimmt!“ sagte ich.
    „Dann schenke ich sie dir zu Weihnachten“, sagte Senta trocken.
    „Und nach Norwegen fährt demnächst Frau oder Fräulein Hilde Müller.“
    „Gute Reise“, sagte ich. „Die Norwegenfahrt sei Hilde Müller gegönnt.“
    Dann wurde ein Einfamilienhaus verlost. Es kam ein bißchen Unterhaltung, und es ging weiter... und wir gewannen nichts.
    „Mach kein so bananenhaftes Gesicht“, sagte
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