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Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin
Autoren: Berte Bratt
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hoffentlich nie gezweifelt?“ Katrin schluckte und schluckte.
    „Ihr sagtet aber gar nichts - und ich dachte - ich meinte -.“, jetzt bebte ihre Unterlippe so sehr, daß sie nicht weiterzusprechen vermochte.
    „Ach, du kleine, dumme Katrin! Oder richtiger: Dumme Beate, daß ich nicht darüber gesprochen habe. Kind, das betrachten wir doch als selbstverständlich. Wir haben nicht einmal untereinander darüber gesprochen. Aber mein Mann sagte erst gestern, vom Herbst an könntest du ihn täglich fahren, weil ihr dann beide morgens früh in die Stadt müßtet - und Hans Jörgen möchte unbedingt, daß du ihm ein Vogelbrett baust, so eins wie dieses hier. Ich habe ihm bloß verboten, dich jetzt in der Examenzeit damit zu quälen, und deshalb wollte er bis zum Herbst warten. Und Sonja erwähnte doch im letzten Brief, daß sie sich in England eine antike Kommode gekauft hat; du könntest also ihre auch fürs nächste Jahr behalten.“
    „ Ach, Beatemutti - Beatemutti - ich freu mich so, ich freue mich ja sooo!“
    Beate lächelte listig. „Bernt hat sich allerdings in dieser Hinsicht noch gar nicht geäußert“, sagte sie. „Aber den kannst du ja selber fragen.“
    Die Freude und diese wunderbare Sicherheit verliehen Katrin neue Kräfte. Die Vorbereitung auf das mündliche Examen war hart, aber sie hatte die große Befriedigung, daß sie das Schriftliche gut bestanden hatte. Sie bekam in Norwegisch und Englisch ein „Gut“ und das „Sehr gut“ in Mathematik war ein Pflaster auf die Wunde, die das „Befriedigend“ in Deutsch ihr geschlagen hatte.
    Als das letzte Fach überstanden war, kam eine müde und abgespannte Katrin nach Hause.
    „Du hast besser abgeschnitten als ich damals“, sagte Senta. „Du mit allen deinen ,Gut’ im Mündlichen. Ich hatte in Mathematik und Physik ,Befriedigend’.“
    „Aber über eine Zensur könnte ich mich kugeln“, sagte Katrin. „In Handarbeit habe ich ,Sehr gut’ bekommen. Ich und Handarbeit. Das habe ich Beatemutti zu verdanken.
    Ich kriegte ein Stück Stoff in die Hand gedrückt und sollte eine Krause und eine Schrägblende arbeiten!“
    „Siehst du“, sagte Beate. „Denk nur, wie schön es ist, daß du das kannst. Wenn du einmal Kinder bekommst, laufen sie allesamt in Kleidern mit süßen Kräuseln herum.“
    „Beatemutti“, sagte Katrin feierlich. „Hiermit möchte ich eine heiliges Gelübde ablegen: Ich habe die letzte Krause in meinem Leben genäht. Und sollte ich auch zwölf Kinder bekommen, so werden sie in fertigen Kleidern herumlaufen plus denen, die Lena und Anja und du und Senta und Sonja ihnen stricken.“

Sonne über dem Oslofjord
    Nun hatte alle Mühsal ein Ende.
    Katrin schickte sich langsam an zu packen. In ein paar Tagen sollte sie nach Eschenheim aufbrechen. In wenigen Tagen wollte dann die ganze Familie Rywig mit Kind und Kegel einrollen, das große schöne Zelt auf Katrins Grundstück aufschlagen, und sich für den Sommer dort einrichten.
    Nur Senta war nicht so hundertprozentig glücklich. Ihre „gnädige Frau“ auf einem Gut, zehn Kilometer von Kiel, wollte gern, daß sie schon am ersten Juli ihre Stellung als Haustochter antreten sollte. So würde Senta nicht nach Eschenheim mitkommen können. „Aber nächstes Jahr komme ich!“ versicherte Senta. „Und natürlich freue ich mich wahnsinnig auf Kiel und Deutschland und -.“ Sie schwieg und errötete. Dann fuhr sie fort: „Sich vorzustellen: ein großes Gut! Sie holen die Eier gleich aus dem Hühnerstall und die Milch bekommen sie aus dem Kuhstall - sie haben achtzig Kühe.“
    „Dann werden es von da an einundachtzig sein“, sagte Hans Jörgen und wehrte sich gegen die schwesterliche Faust, die schon seinen Haarschopf gepackt hatte.
    „Aber zehn Kilometer“, sagte Katrin, als sie allein waren. „Das ist ja ein ganzes Ende von der Stadt weg.“
    „Ach, was denkst du“, strahlte Senta. „Rolf hat doch einen Motorroller.“
    Nun sollte in der nächsten Woche Sonja nach Hause kommen. Dann wollte die ganze Familie losfahren.
    Der letzte Sonntag vor Katrins Abreise brachte strahlendes Sommerwetter, und halb Oslo und Umgebung zog mit Kind und Kegel hinaus, um zu baden.
    Bei Rywigs stand das ganze Haus kopf. „Senta, wo in aller Welt hast du mein Sonnenöl gelassen? Bernt, steht der Campingtisch noch auf dem Boden? Kannst du ihn mal bitte holen? Ja, ja, Stephan, Mutti wird deinen Schwan suchen, nein, wir können ihn nicht aufpusten, bis wir am Strand sind. Ach Gerhard, denkst du an
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