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Ruth

Ruth

Titel: Ruth
Autoren: Frank G. Slaughter
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israelitischen
Speerwerfern. Beide Anführer trugen lange Fackeln, die sie in den Boden
stießen, um den Platz zu erleuchten, auf dem der Zweikampf ausgetragen werden
sollte. Eliab trug zwei Speere, Boas hatte ein Schwert, einen Speer und einen
Dolch im Gürtel.
    Hedak und Nebo besteckten die
gegenüberliegende Seite des Platzes mit Fackeln. Die gesamte Kampffläche war
jetzt hell erleuchtet.
    „Die Herausforderung kam von
mir, Hedak“, sagte Boas. „Du hast die Wahl der Waffen.“
    „Schwert und Dolch“, erwiderte
Hedak zuversichtlich, „da du eine Waffe trägst, die von der gleichen Hand wie
meine geschmiedet wurde. „
    „Einverstanden.“
    „Dann laß uns beginnen.“ Hedak
warf sein Lederwams ab und entblößte seine kräftige Brust.
    „Glaube nicht, daß ich dir
selbst im Einzelkampf traue“, warnte Boas. „Damit deine Krieger nicht in die
Versuchung kommen, mich zu überlisten, habe ich für euch alle eine Warnung.“
    Der moabitische Feldherr geriet
sekundenlang aus der Fassung, als er erkannte, daß Boas Verrat witterte. „Was
für eine Warnung?“ brauste er auf. „Du weißt, daß wir euch überlegen sind.“
    „Jeder Mann meines Heeres trägt
zwei Speere wie Eliab hier“, sagte Boas. „Und viele warten darauf, ihr Ziel zu
treffen. Damit ihr nicht in Versuchung kommt, Verrat zu üben, halte ich es für
richtig, euch zu zeigen, was mit dem geschehen wird, der es versucht. Wirf,
Eliab.“
    Während Boas sprach, hatte
Eliab sich umgesehen. Die Szene, die sich seinen Augen bot, war makaber genug.
Die moabitischen Soldaten waren hinter dem riesigen Standbild des Kamosch
versammelt, Hedak und Nebo standen davor. Neben dem Götzenbild stand ein
Priester und warf Holzblöcke in die Feuerstelle, die den Bauch des Standbildes
bildete — er speiste die ewigen Feuer des moabitischen Gottes. Als der Priester
einen der Blöcke aufnahm, erhob sich Eliab leicht im Sattel und warf einen
Speer. Er flog in hohem Bogen durch die Luft, und die Spitze traf den Block genau
und schlug ihn aus den Händen des Priesters, der erschrocken zur Seite sprang.
    Der Ausdruck auf dem Gesicht
des Priesters wirkte komisch, aber keiner lachte. Statt dessen drang ein Schrei
der Überraschung und Furcht aus den Reihen der Soldaten.
    „Du, Nebo“, rief Boas aus,
„denk daran, daß Eliab seinen Speer auf dein Herz gerichtet hat. Greif nur
einmal nach jenem Dolch, den du im Gürtel trägst, und der Speer wird dich
durchbohren.“
    Nebo erbleichte und blickte
rasch zu Hedak. Sein Feldherr konnte ihm jedoch nicht zu Hilfe kommen, denn
auch er begann die kalte Hand der Furcht zu spüren.
    „Hört zu, ihr alle!“ rief Eliab
der moabitischen Armee zu. „Ein Zeichen des Verrats wird einen Hagel von
Speeren über euch bringen. Seid sicher, daß viele sterben werden, und eure
Anführer zuerst.“
    „Genug mit diesem
Mummenschanz“, rief Hedak wütend aus.
    „Kämpfe, wenn du kämpfen
willst, Boas.“
    Boas hatte sein eigenes Wams
abgeworfen. Er stand nun Hedak gegenüber, eine Hand an seinem Schwert und in
der anderen einen Dolch. Gegenüber der massigen Häßlichkeit des moabitischen
Führers erschien Boas klein, aber sein Körper war muskulös und gestählt.
    Die beiden Männer gingen über
die offene Fläche aufeinander zu. Blitze fuhren hernieder und beleuchteten die
gedrungene Statue des Kamosch und die bleichen moabitischen Soldaten hinter
ihr, während der Donner, gefolgt von seinem Echo, immer wieder durch die
Schlucht hallte.
    „Heute nacht kämpft unser Gott
für sein Volk, Hedak“, rief Boas triumphierend aus. „Er wird die Feuer des
Kamosch ersticken!“
    Sekundenlang erschien auf
Hedaks Gesicht ein Schimmer von Angst, bevor er zu einem bösartigen Angriff
ausholte. Hedak stürzte sich auf Boas wie ein Stier, er schwang sein Schwert
wie einen Flegel und rechnete auf seine Größe und Stärke, um Boas’ Deckung zu
lösen und ihn zu der Blöße zu zwingen, die er für den Todesstoß benötigte. Boas
kämpfte gleichmäßig. Er trat zurück, wenn Hedak vorstürmte, und zwang ihn dann
erneut in die Ausgangsstellung zurück. Bald war Hedaks Brust mit Blut bedeckt,
und während Boas’ Schwert immer wieder gnadenlos aufblitzte, preßten sich die
Lippen des Moabiters zusammen. Unsicherheit zeigte sich in seinen Blicken, in
der Hektik seiner Bewegungen und der Wildheit seiner Vorstöße.
    Boas erkannte Hedaks zunehmende
Panik. Er steigerte den Kampf und zwang den Moabiter fortwährend zurück, ohne
ihm Gelegenheit zu geben,
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