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Ruth

Ruth

Titel: Ruth
Autoren: Frank G. Slaughter
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gestürzt.
    „Was ist los?“ fragte er. Er
blickte zu der Irren hinüber, die in einer Ecke kauerte und in sich hinein
lachte. „Hat Ola dich geschlagen?“
    „Nein“, keuchte Ruth. „Nein.
Aber sie hat eben gesagt, daß ihr Sohn Cheb im Sold Hedaks steht.“
    „Bei den Zelten Israels“, rief
Abiram aus. „Ich habe diesem Cheb noch nie getraut!“
    „Ist er mit Boas gegangen?“
    „Ja. Ich hörte, wie Cheb Boas
versprach, das Heer auf einem geheimen Weg nach Moab hineinzuführen, so daß es
in den Rücken der Moabiter gelangen könnte.“
    „Er führt sie in eine Falle!“
rief Ruth aus. „Du mußt etwas tun, um Boas zu warnen.“
    Abiram ging zur Tür des
Kerkers. „Isaak!“ rief er einem der Soldaten zu, die draußen warteten. „Nimm das
schnellste Pferd und reite hinter Boas her. Sag ihm, wir haben den Beweis, daß
Cheb ein Verräter ist und das Heer in eine Falle führt.“
    „Wird er — kann er rechtzeitig
dort sein?“ fragte Ruth.
    Abiram schüttelte finster den
Kopf. „Boas wird versuchen, die Pässe möglichst rasch hinter sich zu bringen —
und sie haben einen Vorsprung von vielen Stunden.“
    „Dann tu etwas“, flehte Ruth.
„Wenn wir sie nicht aufhalten, wird Boas und das ganze Heer mit ihm
vernichtet.“
    „Wir können nichts tun“, sagte
er offen. „Außer hoffen.“
    „Und wir können beten,“ fügte
Ruth hinzu. „Nur Gott kann sie jetzt noch retten.“
     
     
     

20
     
     
    Als das israelitische Heer die
Gebirgsausläufer erreichte, wurde es von einem moabitischen Späher, der hoch oben
zwischen den Felsen saß, beobachtet. Er zählte die Reihen und schätzte danach
die Anzahl der Männer. Nachdem er sich von der Stärke des Heeres und der
Richtung, in die es sich bewegte, überzeugt hatte, rannte er zu seinem Pferd
zurück, das in einer Felsnische festgebunden war, bestieg es und galoppierte
durch eine Schlucht, die von der Ebene aus nicht eingesehen werden konnte, tief
hinein in die Berge zum moabitischen Lager. Kurze Zeit danach war Hedak über
die genaue Anzahl der israelitischen Krieger und über die Tatsache informiert,
daß Cheb, wie er es versprochen hatte, seine Landsleute in einen Hinterhalt
führte.
    Als die Dämmerung anbrach und
die Berge sich hoch über ihnen erhoben, wurde Boas’ Miene immer besorgter. Auch
Eliab neben ihm war ernst. „Zum letzten Mal, Boas“, sagte er. „ich meine, wir
sollten stehenbleiben und Späher vorausschicken, bevor wir weiterziehen.“
    „Du magst recht haben, Eliab“,
gab Boas zu. „Mir ist, als ob eine innere Stimme mich drängte haltzumachen.“
    „Es ist die Stimme der Vernunft.
Hör auf sie.“
    „Ich betete im Tempel um ein
Zeichen von Gott, ehe wir Betlehem verließen. Aber ich erhielt keines.“
    „Der Allerhöchste wird jetzt zu
dir sprechen“, drängte Eliab. „Wenn wir...“
    „Seht!“ rief ein Soldat
plötzlich hinter ihnen. „Der Busch dort steht in Flammen.“
    Mit überraschter Miene wandte
Boas sich um und folgte dem deutenden Finger des Soldaten mit seinem Blick. Ein
rötlicher Busch in ihrer Nähe wurde für einen Augenblick von den Strahlen der
untergehenden Sonne ergriffen, und es schien, als ob er in Flammen stünde. Die
Erscheinung verschwand, während Boas sie beobachtete, aber in seiner Miene lag
nun keine Unentschiedenheit mehr.
    „Halt!“ befahl er und hielt
sein Schwert hoch.
    „Gott sei Dank!“ sagte Eliab
inbrünstig und gab dem Trompeter ein Zeichen, den Befehl zum Abbruch des
Marsches ertönen zu lassen.
    Cheb sprengte nach vorn. „Warum
bleibt ihr stehen?“ fragte er. „Der Eingang zum Paß liegt direkt vor uns.“
    „Gott hat uns ein Zeichen
gegeben“, erklärte Boas.
    „Der Busch wurde nur einen
Augenblick lang von der Sonne angestrahlt“, sagte Cheb verächtlich. „Er sieht
jetzt aus wie jeder andere Busch auch.“
    „Was immer auch geschehen ist“,
sagte Boas leise, „es war das Zeichen, das ich brauchte. Laß ein Feuer machen,
Eliab.“
    Er wandte sich an den
Karawanenführer. „Bevor wir weiterziehen, werden wir herausbekommen, ob du die
Wahrheit gesagt hast, Cheb.“
    „W-wie?“
    „Durch die Feuerprobe.“
    „Die Feuerprobe?“ Chebs Gesicht
erbleichte vor Entsetzen. „Du betest zum Gott Israels, nicht wahr?“
    „Ja. Du weißt, ich bin ein
Israelit.“
    „Dann vertraust du dem
Allerhöchsten wie wir alle. Wenn du die Wahrheit sagst und uns nicht in eine
Falle führst, wird Gott deine Hand nicht verbrennen lassen, wenn du sie in das
Feuer hältst.“
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