Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Russen kommen

Russen kommen

Titel: Russen kommen
Autoren: Eva Rossmann
Vom Netzwerk:
möglich.
    »Ja«, sagt Sonja und lächelt ein wenig. »Ich kann es noch nicht glauben. Es sind zwei Männer gekommen, sie haben mich entführt. Sie haben gesagt, ich brauche keine Angst haben und mein Freund vom Internetcafé habe nur einen leichten Schlag auf den Kopf bekommen. Stimmt schon, er ist kein Sportler, der geht schnell zu Boden. Dann haben sie mir einen Sack über den Kopf gezogen, ich habe mich gewehrt, es hat nichts genützt. Sie müssen mich mit irgendetwas betäubt haben. Ich weiß nur, ich bin aufgewacht, als wir geflogen sind. Und am Flughafen bin ich in eine Kiste gekommen, sie haben gesagt, ich bin in Wien. Es waren auch Russen, aber andere als die, die mich in Moskau gefunden haben. Ich habe ihnen nicht geglaubt. Man hat mich mit der Kiste irgendwo eingeladen, ein Auto ist gefahren, dann hat man mich wieder ausgeladen. Man hat mich aus der Kiste gelassen und den Sack vom Gesicht genommen. Die Gegend … Sie hat ein wenig ausgesehen wie bei uns daheim. Flach. Steppengras. Dann bin ich in ein Auto gesetzt worden, gefahren ist ein Mann, der seltsame enge Hosen angehabt hat. Radfahrhosen, habe ich mir später gedacht. Er hat versucht, mich zu beruhigen. Und dann habe ich das Ortsschild von Wien gesehen.«
    Ich nehme mein Mobiltelefon, tippe eine SMS und sende sie an Dolochows Nummer: »Danke.«
    Sollten wir uns noch einmal sehen, wird er mehr erfahren. Oder weiß er schon alles, was Sonja weiß?
    »Haben die Männer gefragt, was du über ›Direktinvest‹ und den Mord weißt?«
    Sonja schüttelt den Kopf.
    »Erzähle«, sage ich mit heiserer Stimme. »Du hast die russischen Verträge übersetzt, nicht wahr?«
    Sonja nickt. »Ich habe immer noch Angst …«
    »Hier bist du in Sicherheit. Und je früher du redest, desto besser für alle«, sagt Vesna ungeduldig.
    »Das waren sehr juristische Verträge. Ich habe mir die beiden Banken, um die es ging, nicht gemerkt, ich hätte sie dir schon in Ismajlowo gesagt«, murmelt Sonja und schaut mich an.
    Mir kommt eine Idee, die mir gar nicht gefällt: »Heißt das, du weißt gar nicht mehr? Du hast bloß so getan, damit du aus Russland herauskommst?«
    Stopp, Mira, es muss reichen, dass sie gehetzt wurde. Das ist Grund genug, sie von Moskau wegzuholen.
    Sonja schüttelt den Kopf.
    »In Ismajlowo hat mich ein Mann verfolgt, klein, dünn, Wieselgesicht. Ist das einer, der auch hinter dir her war?«, will ich wissen.
    Sonja nickt. »Ich habe ihn ein paarmal gesehen. Deshalb … Als ich in Ismajlowo davongelaufen bin, hatte ich schon bald das Gefühl, er ist nicht mehr da. Das war also, weil er sich an dich gehängt hat.«
    Vesnas Telefon. Fran. »Ja. Ja, beobachtet ihn einfach. Lasst ihn nicht aus den Augen.«
    Vesna sieht mich an. »Welser ist wirklich am Flughafen. Aber er ist noch zu keinem Schalter gegangen. Es sieht aus, als wartet er auf irgendetwas.«
    Ich nicke. Wenn ich bloß mit Zuckerbrot reden könnte.
    »Welser?«, sagt Sonja und starrt Vesna an. »Professor Welser?«
    Vesna nickt.
    »Er darf nicht entkommen, man darf ihn nicht über die Grenze lassen«, schreit Sonja. Sie ist kreideweiß.
    »Was weißt du?« Ich sage es ganz ruhig.
    »Ich wollte zu Dolochow in die Wiener Wohnung. Ich habe einen Schlüssel gehabt. Ich wollte eigentlich nur eine Tasche holen. Mir ist etwas seltsam vorgekommen, ich habe zuerst nicht gewusst, was. Ich bin leise gegangen. Da ist dieses große Wohnzimmer. Ich habe gesehen, auf der Dachterrasse sind Leute. Ich habe zuerst gedacht, Dolochow redet mit ihnen, aber die beiden haben nur miteinander geredet und Dolochow ist in einem Liegestuhl gelegen und hat nichts gesagt. Ich kann mich nicht erinnern, worüber sie gesprochen haben, der eine hat gesagt, ›du wirst es uns schon noch verraten‹ oder so, und dann hat Dolochow aufgestöhnt, obwohl ich nicht gesehen oder gehört habe, dass sie ihn schlagen. Ich habe Angst gehabt, bin nur einen Schritt weiter nach vorne. Was, wenn sie mich bemerken? Dann habe ich es gesehen: Flemming hat eine Zigarette gehabt, die hat er Dolochow auf den Arm gedrückt. Das war es auch, was mir seltsam vorgekommen ist gleich an der Tür: Es hat nach Rauch gerochen und nach etwas Verbranntem. Dolochow war Nichtraucher. Der andere ist wütend geworden und hat den Liegestuhl geschüttelt. ›Sag sofort, wo unser Geld ist‹, hat er geschrien. Flemming hat ihn kaum beruhigen können.«
    »Welser«, sage ich.
    Sonja nickt. »Ich habe mich davongeschlichen, was hätte ich tun können? Sachow war noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher