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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin
Autoren: Robin Gates
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Pfoten sich tief in den Sand graben. Gleich darauf ertönt ein Donnerschlag, so laut, dass er die Wölfin schier zu Boden streckt. Den Kopf dicht am Boden, die Ohren in Panik angelegt, starrt sie von ohnmächtigem Schrecken ergriffen hinauf zu der Festung auf den Klippen. Die dunkle Wolkenmasse über den Mauern wächst schneller und schneller um sich drehend an, als besäße sie den Willen, das dunstige Licht des Tages mit seiner bleiernen Farbe zu ersticken. Ein weiterer fahlgelber Blitz fährt aus der Spitze des schwarzen Turms wie der Finger eines Gottes und bohrt sich in die Wolken. Erneut hallt ein Donnerschlag über die Bucht und verwandelt das Rauschen der Brandung vor seinem dröhnenden Widerhall in ein Flüstern.
    Die Wölfin hält es nicht mehr auf ihrem Platz. Von wilder Panik gepackt, springt sie über den Strand. Sie muss weg, fort von dem Grauen dort auf den Klippen. Was immer dort oben in jener Festung der Zweibeiner haust, es ist nicht menschlich, sondern so uralt und unbeeindruckt von den Zielen und Wünschen der lebenden Wesen dieses Landes wie ein berggroßer Riese, der sich einen Weg durch den Wald bahnt, ohne einen Gedanken an die Tiere zu verschwenden, die seine Füße zertreten.
    Immer neue Blitze schießen aus dem Turm in den Himmel empor, dessen tief hängenden, finsteren Wolken schon beinahe bis zum Rand des Horizonts reichen. Die Wölfin rennt mit weit aufgerissenen Augen am Ufer entlang, hin und her, bald in die eine Richtung, bald in die andere, doch nirgends führt ein Weg aus diesem Albtraum. Der dunkle Himmel ist überall. So weit sie sehen kann, erstreckt sich vor ihr nichts anderes als Meer und Strand, ohne jeden Schutz, ohne jede Deckung. Was kann sich der Macht entgegenstellen, die der Festung auf der Klippe entströmt? Was kann vor den Augen von Göttern bestehen, die das Land und den Himmel ergreifen und alles Geschaffene mit der Gewalt ihrer Hände würgen, bis das Leben selbst schwächer und schwächer wird, verrinnend wie Wasser in ausgetrocknetem Boden, als wäre es niemals da gewesen?
    Ein Sturm ist aufgekommen. Er peitscht die See und wirbelt der Wölfin den Sand am Ufer schmerzhaft in die Augen. Sie versucht zu fliehen, doch die Wellen türmen sich überall um sie herum auf, und der Boden bebt, als wären Land und Meer lebendig geworden und kämpften miteinander unter diesem finsteren Gewitterhimmel. Noch nie hat die Wölfin ein solch lähmendes Grauen verspürt. Dies hier ist die Macht eines Jägers, der gewaltiger ist als der Tod selbst, der ein Teil des Lebens ist, der immer ein Teil des Lebens war. Den Tod hat sie nie gefürchtet, denn sie hat immer gespürt, dass in der Wildnis ihrer Jagdgründe niemals etwas wirklich verloren ging, sondern es nur seine Gestalt wechselte. Die Lebenskraft einer getöteten Beute lebte in ihr weiter, so wie ihr eigenes Leben sich eines Tages in ein anderes Leben ergießen würde. Jenes pulsierende Gebilde aus zahllosen Pflanzen und Tieren, das ihre Welt darstellte, würde für immer ganz bleiben, ohne dass daraus etwas entschwände. Doch die Macht, vor der sie nun zu fliehen versucht, hat die gesamte Welt in ihrer Faust gepackt. Was diese Faust zerdrückt, entschwindet auf immer. Die Macht, die jenem Turm entströmt, um Himmel und Land auseinander zu reißen, greift das Leben selbst an und hinterlässt eine grauenhafte Leere, die zu entsetzlich ist, um sie länger als für einen Augenblick zu betrachten.
    Die Wucht der Wellen wirft die Wölfin von den Beinen. Todesangst packt ihr Herz, als die Brandung über ihr zusammenschlägt und nasse, lähmende Kälte sie umgibt. Sie spürt, wie sie ein pechschwarzes Loch hinabstürzt, mitten hinein in ein eisiges Nichts, das entsetzlicher ist als der Tod, weil es jeden ihrer Sinne auflöst und nutzlos macht, sie dazu verdammt, wie ein hilfloses Blatt in einem Sturm weiterzutreiben, bis die Zeit selbst endet.
    Plötzlich finden ihre Beine wieder harten Boden. Es ist festes Gestein. Die Dunkelheit, die sie umgibt, ist die der Höhle des Wächters. Talháras steht dicht vor ihr. Die Wölfin fühlt seine roten Augen besorgt auf ihr ruhen.
    Hab keine Furcht, mein Kind! Es ist dir nichts geschehen. Du bist hier in Sicherheit.
    Seine Stimme senkt sich beruhigend auf ihren Verstand, doch ihr ganzer Leib zittert noch immer vor Anspannung und Angst, so heftig, dass es ihr schwer fällt, stillzustehen. Das namenlose Grauen hat die Wildheit und den Mut der Wölfin gepackt und erdrückt.
    Talháras drängt sie
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