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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin
Autoren: Robin Gates
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Gefährten, dem Dunklen König, der über die Seelen der Toten im Sommerland herrscht und sie in die Welten zurückschickt, wenn es Zeit für sie ist. Aber die Erstgeborenen wissen, dass sie keiner Verehrung bedarf und keine Opfer verlangt, weder Früchte noch Fleisch, denn alles, was sie träumt, ist ihr gleich wertvoll, das Schreckliche wie das Schöne, und es ist nicht bekannt, ob sie jemals in den Lauf der Dinge eingreift, die sie träumt. Manche glauben, dass sie es war, die das Tor zwischen den Welten öffnete, durch das die Menschen aus ihrer sterbenden Heimat in die Welt von Runland flüchten konnten. Doch niemand weiß es genau, denn wer außer einem könnte sagen, dass er jemals Carn Wyryn betreten und der Träumenden von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hätte?

1
    An einem regnerischen Morgen kurz vor dem Vellardinfest rannten drei Jungen durch den Innenhof der Festung Carn Taar . Schon an den beiden vorherigen Tagen hatte es fast ständig geregnet, und auch jetzt wollte sich das Wetter offenbar nicht ändern. Die Sonne war bereits seit einigen Stunden aufgegangen, doch sie versteckte sich noch immer wie schlaftrunken hinter einer grauen Wolkenwand am östlichen Himmel, und die Luft trug den kühlen Atem des Vorfrühlings mit sich.
    Carn Taar war eines der ältesten Bauwerke in Runland. Niemand wusste zu sagen, welches Alter die Festung besaß, wie viele Wildlandwinter Schnee auf die Zinnen ihres äußeren Verteidigungsrings gehäuft hatten, in wie vielen Sommern die scheuen Eidechsen des Burggartens dazu verlockt worden waren, ihre Vorsicht zu vergessen und sich in den Mittagsstunden auf den heißen Steinen des Hofpflasters zu sonnen, oder wie viele Frühlings- und Herbststürme den höchsten Turm der Burg, die Schwarze Nadel, umtost und doch nicht zum Einsturz gebracht hatten.
    Die Festung schien so alt wie die Felsen von Felgar selbst, der äußersten nordwestlichen Spitze Runlands. Für die Jungen, die im Schatten ihrer Mauern aufgewachsen waren, besaß sie dieselbe Zeitlosigkeit wie die schroffen Klippen, in die sie sich hineinkrallte wie ein Seevogel, und wie die stete Brandung des Meeres unter ihr.
    Sie waren mit den Geschichten über die Burg, mit den vertrauten Umrissen ihrer Mauern und mit dem Anblick ihrer Zinnen und Schießscharten ebenso aufgewachsen wie mit dem Wechsel der Gezeiten.
    Ihre Väter und Mütter waren davon überzeugt, dass noch einst die Enkel dieser Kinder im Schutz der Festung spielen würden, wenn die Wellen des Namenlosen Meeres deren Totenboote längst ins Sommerland getragen haben würden.
    Carn Taar spürt die Hand der Zeit nicht , pflegten sie zu sagen. Sie ist so ewig wie das Land und die See.
    Felgar hatte den Ruf einer Ödnis. Während sich in den fünf Nordprovinzen, die östlich und südlich dieser Region lagen, trotz des rauen Klimas noch eine stattliche Anzahl von Siedlungen befand, und durch das auf gleicher Höhe gelegene, größtenteils dicht bewaldete Wildland das ganze Jahr über Felljäger streiften, war diese Gegend Runlands im Vergleich dazu menschenleer und verlassen. Im Landesinneren fanden sich so gut wie keine Gehöfte. Der meist von Westen wehende Wind führte die kalte Luft des Ozeans mit sich. Streng blies er über eine schier endlose Hochebene, auf der nur wenige Sträucher und kaum Bäume wuchsen. Verkrüppelter Wacholder und Besenginster wechselten sich mit Gruppen von Weiden und Birken ab, die durch den beständigen Kampf gegen das harsche Klima des Nordens klein und gedrungen blieben. Die wenigen menschlichen Behausungen lagen fast alle unmittelbar am Meer. Den wichtigsten Lebenserwerb der Menschen, die in Felgar lebten, bildete die Fischerei, denn die Fanggründe vor der nordwestlichen Küste Runlands waren reichhaltig und beständig. Im Laufe der Jahre hatte sich Andostaan, das an der Grenze zur Nordprovinz Ansath lag, durch den Handel mit gepökeltem Fisch und Fellen, die von den Wildlandjägern in den Ort gebracht wurden, um sie an die Länder im Süden zu verkaufen, von einem abgelegenem Handelsposten zu einer kleinen Stadt entwickelt, die mit ihrem Hafen im Windschatten der Klippen lag, überragt von Carn Taar.
    Es waren Menschen aus Andostaan, von denen die Festung bewohnt wurde. Seit Generationen stellte der Rat der Stadt eine Wachmannschaft auf, von der die Burg für eine Verteidigung in Stand gehalten wurde. In der Vergangenheit hatten oft Piraten und Räuberbanden den Handelsposten und die spätere Stadt bedroht, doch die
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