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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin
Autoren: Robin Gates
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fuhr Baram fort und betrat die Wendeltreppe. »Jedenfalls hab ich sie heute noch nicht im Hof oder im Garten gesehen. Sie haben da oben einen Raum mit vielen Büchern und einer Maschine, mit der man die Sterne betrachten kann. Da verbringen sie eine Menge Zeit.«
    »Was meinst du damit: eine Maschine, mit der man die Sterne betrachten kann?«, fragte der Junge, der Baram von ihrem Auftrag erzählt hatte.
    Der Schmied hielt auf den Stufen inne.
    »Dich kenn ich doch auch!«, sagte er. »Du bist der Sohn von Arvid, dem der Schwarze Anker gehört. Wie heißt du?«
    Der Junge strich sich erneut mit einer unruhigen Bewegung eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Themet«, antwortete er.
    »Also, Themet«, fuhr Baram fort, »was ich meine, ist: Sie haben da oben ein Ding, das sie Sulamsauge nennen, irgendeine schlaue Erfindung der Elfen aus den Mondwäldern. So, wie die beiden es mir erklärt haben, ist es ein langes, hölzernes Rohr, in das ein paar Glasscheiben eingesetzt wurden. Die Scheiben sind nicht völlig flach, und wenn man durch das Rohr guckt, machen sie die Dinge, die man damit anschaut, größer.«
    Themet starrte ihn wortlos an.
    »Ich sehe schon, erklären lässt sich das nicht«, meinte der Alte. Er drehte sich wieder um und stieg die Wendeltreppe weiter hinauf. »Man muss es gesehen haben, bevor man‘s versteht.«
    Grinsend rammte Mirka dem Jungen, der immer noch mit offenem Mund dastand, den Ellbogen in die Seite und überholte ihn. Themet atmete keuchend ein und folgte dem Rothaarigen empor, während Velliarn mit einigem Abstand hinter den beiden herstapfte.
    Die steinerne Treppe brachte sie über mehrere Stockwerke geradewegs nach oben. Sie passierten verschiedene Durchgänge.
    Einer mündete in einen offenen Raum ähnlich jenem ganz unten im Turm, dessen Fensterläden aber verriegelt waren, sodass sein Inneres im Dunkel lag. Dann wieder führte die Treppe mehrmals an Durchgängen mit verschlossenen Türen vorbei. Doch Baram ging jedes Mal weiter.
    Schließlich endeten die steinernen Stufen vor einer offenen Tür zu einem Raum, in dem offensichtlich jemand zu wohnen schien. An der Wand rechts vom Eingang war ein offener Kamin mit einem flackernden Feuer zu sehen, ferner zwei Tische und mehrere Regale, gefüllt mit Schriftrollen, Büchern, Flaschen und Krügen. Von der Decke des Raumes hingen an einem Holzbalken mehrere Büschel mit getrocknetem Thymian, Salbei und Lavendel. Die Wände waren mit Teppichen und Fellen behangen, sodass nur an wenigen Stellen die nackte schwarze Steinmauer zu erkennen war. Sowohl in Richtung Meer als auch landeinwärts eröffnete je ein Fenster einen weiten Blick auf den trüben Frühlingshimmel. Mirka und Themet rannten sofort zu dem Fenster zur linken Hand und beugten sich hinaus.
    Tief unter ihnen schlugen die Wellen gegen die Steilklippen. Das Rauschen der Brandung war kaum zu hören. Die graue See dehnte sich bis zum dunstigen Horizont nach Westen aus.
    Baram blickte sich kurz um.
    »Keiner da«, stellte er fest. »Dann sind sie bestimmt ganz oben.«
    Gegenüber der Eingangstür befand sich eine gerade Mauer zwischen der gekrümmten Außenmauer des Turms. Sie trennte den kreisrunden Raum in einen großen und einen kleineren Teil und besaß eine Tür in der Mitte. Baram ging auf sie zu und öffnete sie. Dahinter befand sich ein Raum, nicht größer als eine Besenkammer. Eine Holzleiter führte weiter nach oben.
    »Thaja! Margon!«, rief Baram durch die Öffnung in der Decke hinauf, an der die Leiter angebracht war. »Jemand zu Hause?«
    »Was gibt es denn?«, fragte eine Stimme. Dann ertönten Schritte. Zwei Beine, die in einem schwarzen Kleid steckten, erschienen auf den Sprossen. Eine Frau kam in den Raum heruntergestiegen. Baram, der etwas gebeugt dagestanden hatte, richtete sich sofort zu voller Größe auf wie ein Soldat vor seinem die Truppen abschreitenden Anführer.
    Thaja war über fünfzig Jahre alt, und ihre Haare, die einmal so schwarz wie Rabenfedern geschimmert hatten, durchzogen graue Strähnen. Ihr Gesicht aber wirkte immer noch beinahe so jung wie an jenem Tag vor so langer Zeit, als Margon sie und ihre Mutter Orrit zum ersten Mal gesehen und sich ihm in einem einzigen Augenblick jedes kleinste Merkmal ihres Aussehens ins Gedächtnis eingebrannt hatte – der warme, dunkle Ton ihrer Haut, die schmalen Lippen, eine raubvogelartige Nase, die raschen Bewegungen ihrer Augen, wie sie auch jetzt von dem alten Hufschmied zu den Kindern wanderten.
    Viele in
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