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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin
Autoren: Robin Gates
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vor Schreck so blutleer, dass die unzähligen Sommersprossen darin leuchteten wie Mückenstiche.
    »Das ... das mit Ferra war keine Absicht!«, schnappte er atemlos. »Es tut mir Leid ...«
    »Dir tut ständig irgendwas Leid!«, rief der Alte und schüttelte den Rothaarigen, dessen Füße immer noch nicht den Boden berührt hatten, hin und her. Die beiden anderen Kinder wechselten ängstliche Blicke.
    »Aber dir wird‘s gleich noch mehr Leid tun, wenn ich dir den Hintern grün und blau geprügelt habe! Jedes Mal, wenn ich dich sehe, heckst du irgendeinen Unfug aus! Wolltest wohl wieder die Pferde verrückt machen, was?«
    »Nein!«, schrie der Junge. Panik schwang in seiner Stimme mit. »Ehrlich, Baram, ich komm ihnen nie wieder zu nahe!«
    »Ferra hat ein paar Tage lang niemanden an sich rangelassen, Mirka!«, polterte der Mann weiter. »Alles wegen dir Taugenichts! Ich hab gesehen, wie du mit einer Steinschleuder um die Ställe herumgeschlichen bist!«
    »Wir wollten nichts anstellen!«, rief der größere der beiden Jungen, die ein paar Fuß abseits standen, bereit, sofort wegzulaufen, falls Baram sie sich ebenfalls greifen wollte. Der alte Hufschmied trug seinen Namen, der in der Sprache des Nordens ›Bär‹ bedeutete, zurecht. Ein Hüne, der schon in jungen Jahren ungeheure Kraft besessen hatte, die ihm selbst jetzt, am Abend seinen Lebens, kaum abhanden gekommen war, so kannten ihn alle in Andostaan. Noch bis zu diesem Tag wurde Goras, ein vom Alter gebeugter Fischer, der schon lange keinen Fuß mehr auf ein Boot gesetzt hatte, den aber seine Beine dafür umso häufiger in die Tavernen am Hafen trugen, nicht müde zu erzählen, dass er als junger Mann Zeuge gewesen sei, wie Baram einen Amboss mit seinem Schmiedehammer in zwei Stücke geschlagen hätte, sodass die Funken meterweit nach allen Seiten gesprungen seien. Und wenn dies auch sehr nach einer abenteuerlichen Legende klang, so waren jedenfalls alle, die Goras zuhörten und ihm noch einen weiteren Krug Bier einschenkten, davon überzeugt, dass Baram einst seinem Namen alle Ehre gemacht haben musste. Selbst jetzt noch merkte man ihm die Last der Jahre kaum an, wenn man beobachtete, mit welcher Geschwindigkeit er ein glühendes Eisen in die gewünschte Form schlug.
    Der Schmied wandte sich dem Jungen zu, der ihn angesprochen hatte, ohne dabei Mirka, den er immer noch an die Holztür drückte, herunter zu lassen.
    »Und warum treibt ihr euch dann hier herum, hm?«, wollte er wissen.
    Der Blick des Jungen irrte von dem Kleinsten zu dem bleichen Rotschopf in Barams Griff. Er sah kaum älter als zwölf Jahre aus, und seine Augen waren hell und klar, fast wie die des Schmieds.
    »Wir sollen Thaja holen«, sagte er mit fester Stimme. Er holte tief Luft und fuhr fort: »Es ist dringend! Am Strand liegt ein Fremder, und er ist schwer verletzt. Er stirbt vielleicht, wenn Thaja ihm nicht hilft!«
    Das zornige Lodern verschwand aus Barams Augen. Auch darin trug er den Namen ›Bär‹ zu Recht, er war von Natur aus gutmütig und ruhig – wenn man ihn in Ruhe ließ und nicht reizte. Er setzte Mirka ab, der, sichtlich erleichtert darüber, dass seine Füße endlich wieder den Boden berührten, schnellstens einen sicheren Abstand zwischen sich und den Alten brachte.
    »Was meinst du damit, ›ein Fremder‹?«, fragte Baram etwas weniger laut.
    Der Junge fuhr sich unsicher durch die blonden Haare, die ihm in Strähnen ins Gesicht gefallen waren.
    »Ich weiß nicht«, antwortete er. »Ein Fremder eben. Wir sind zum Strand gelaufen, um Muscheln zu sammeln, und da lag er.«
    »Wie Treibholz, das die Flut angespült hat«, fügte Mirka eifrig hinzu. Baram sah ihn an, und der Junge biss sich auf die Lippe. Der alte Schmied wandte sich wieder dem zweiten Kind zu.
    »Habt ihr in der Stadt Bescheid gesagt?«
    »Ay, sofort!«, erwiderte der Junge. »Er ist kaum noch lebendig. Bestimmt hat er viel Wasser geschluckt. Sie haben ihn zu meinen Eltern in den Schwarzen Anker gebracht und uns aufgetragen, schnellstens die Heilerin zu holen.«
    Baram nickte ungeduldig, wie um sich selbst eine Antwort zu geben.
    »Also schön, dann stören wir sie. Würde mich gar nicht wundern, wenn Margon und Thaja bei all dem Krach nicht schon den Turm heruntergekommen wären.«
    Er ergriff die von Rost überzogene Türklinke und hielt inne. Zu Mirka gewandt knurrte er:
    »Aber glaub ja nicht, dass ich dich und deine Stein-schleuder vergessen hätte! Wenn ich dich noch einmal in der Nähe der Pferde
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