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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin
Autoren: Robin Gates
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nahegelegene Burg mit ihren massiven Mauern bot Sicherheit für Andostaans Einwohner, einen Schutz, wie man sich kaum einen besseren wünschen konnte. Wann immer Piraten die Küste heimgesucht hatten, waren die Bürger der Stadt mit ihren Wertsachen in die Festung geflüchtet und hatten ihr Leben gerettet.
    Doch wenngleich Carn Taar – die Meeresburg, wie sie in der Sprache des Nordens genannt wurde – von Menschen zur Verteidigung bereit gehalten wurde und täglich Menschen auf ihren Wällen Wachrunden gingen, so war die alte Festung dennoch nicht ihr Werk. Sie hatte sich schon auf einer Steilklippe am Nordende der Bucht befunden, als die ersten Fischer aus Rodgest, deren Nachkommen Andostaan gegründet hatten, in kleinen Zweimannbooten die Küste hinaufgesegelt waren. Niemand vermochte zu sagen, wer Carn Taar erbaut hatte, und zu welchem Zweck. Die Bewohner Felgars erzählten sich, dass die Burg zu einem lange verschwundenen nördlichen Elfenreich gehört hätte, doch keiner wusste es mit Sicherheit. Die Schätze, die Carn Taar angeblich beherbergte und die in irgendeinem bisher nicht gefundenen Verlies im Bauch der Festung auf ihre Entdeckung warten sollten, hatte ebenfalls noch niemand ans Licht des Tages gebracht, wenn sich auch gelegentlich Abenteurer auf die Suche nach ihnen machten, stets auf der Hut vor den Wachen, die solche ungebetenen Besucher unsanft wieder hinausbeförderten, sobald sie diese entdeckten.
    Einer der Wachleute, den an diesem Vormittag seine Runde durch den Wehrgang des Innenhofs führte, sah den Kindern hinterher. Ihre Schritte hallten laut auf den großen viereckigen Steinplatten wider. In der Mitte des Platzes hatte sich der Boden ein wenig abgesenkt. Die Regenfälle des Vortags hatten dort eine tiefe Pfütze gebildet. Der Kleinste der drei, ein flachsblonder, blasser Junge, wurde vom Ältesten abgedrängt und musste hindurchlaufen, um auf gleicher Höhe mit den beiden anderen zu bleiben. Das Geräusch seiner Schritte und das Platschen des aufspritzenden Wassers hallte von den Wänden des Hofs wider.
    »Verdammt!«, schrie er. Seine Stimme war hoch und schrill, so dünn wie er selbst. »Jetzt hab ich nasse Füße, und das bloß wegen dir!«
    Der Junge, der ihn in die Pfütze gedrängt hatte, rannte geradeaus blickend weiter, ohne langsamer zu werden.
    »Wer zuerst da ist, darf mit ihr sprechen!«, rief er. Der Zopf, der seine langen roten Haare im Nacken zusammenhielt, wippte beim Laufen auf seinem Rücken hin und her. Neben ihm versuchte der dritte Junge noch schneller zu werden. Keuchend hielten sie Kopf an Kopf auf den Eingang zur Schwarzen Nadel zu, einer niedrigen und verschlossenen Holztür inmitten der grauen Steinquader der Turmmauer, während der Kleinste mit wütenden Blicken hinter ihnen aus der Pfütze herausstapfte.
    »Heda! Stehenbleiben!«, brüllte eine Stimme über den Hof.
    Drei Kindergesichter drehten sich erschrocken in die Richtung um, aus der dieser Ruf erklungen war. Der Wachmann auf dem Wehrgang, der selbst gerade Luft geholt hatte, um den Jungen Halt zu gebieten, atmete grinsend aus. Der alte Bär würde sich um sie kümmern. Umso besser, dann musste er nicht selbst von seinem Posten hinabschreien. Er lehnte sich an das hölzerne Geländer und betrachtete das Treiben im Hof wie ein Zuschauer in der berühmten Schauspielarena von Sol.
    Ein über sechs Fuß hoher alter Mann kam mit langen Schritten aus einem überdachten Anbau heraus, in dessen Mitte ein Amboss auf einem Holzblock lag. Eine steife Lederschürze klatschte gegen seine Beine. Obwohl er nicht rannte, hatte er schnell den Hof überquert, kam auf die drei Jungen zu, die wie festgenagelt vor dem Eingang zur Schwarzen Nadel standen, und packte den Rothaarigen mit einer rußverschmierten Hand am Kragen.
    »Du schon wieder!«, knurrte er.
    Ohne seine Schritte zu verlangsamen, riss er ihn hoch. Der völlig überraschte Junge hing schlaff wie ein entgräteter Fisch von den Armen des riesigen Kerls herab. Er jaulte laut auf, als er mit einem dumpfen Schlag gegen die Turmtür gedrückt wurde.
    »Hab ich dir nicht schon das letzte Mal gesagt, dass ich dein scheckiges Pustelgesicht hier nicht mehr sehen will?«, herrschte der Alte ihn an. Obwohl er der Tiefe der Falten in seiner wettergegerbten Haut nach schon eine stattliche Anzahl von Sommern zu Wintern hatte vergehen sehen, schimmerten seine hervorstehenden Augen so klar wie die eines jungen Mannes, hellblau und zornig.
    Das Gesicht des Jungen hingegen war
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