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Runenschild

Titel: Runenschild
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Barbarenkrieger teilte sich und zwei einzelne Gestalten traten heraus. Eine von ihnen war fast so
groß wie Artus und trug eine nachtschwarze, mit gefährlichen Stacheln und Dornen übersäte Rüstung und einen
Helm, dessen Visier die Form eines stilisierten Wolfskopfes hatte. Der schwarze Schild war mit gefährlichen Klingen und reißenden Dornen übersät und in der rechten
Hand hielt sie ein ebenso langes, schlankes und mit verschlungenen Runen verziertes Schwert wie Excalibur, das
aber im Gegensatz zu Artus’ Waffe die Farbe der Nacht
hatte. Die zweite Gestalt war kleiner und zierlicher und
trug keine Rüstung, sondern ein schlichtes schwarzes Gewand und als einzigen Schmuck ein goldenes Stirnband,
und Lancelot musste ihr Gesicht ebenso wenig erkennen
wie das Mordreds unter der Wolfsmaske, um zu wissen,
dass es Morgaine Le Faye war.
»Nein!«, keuchte er. »Nein!« Er versuchte seine Schritte
zu beschleunigen, aber es gelang ihm nicht. Niemand stellte sich ihnen mehr in den Weg, und doch war es, als wäre
die Zeit selbst plötzlich gegen sie, als wäre alles rings um
sie herum schier erstarrt, sodass er eine Ewigkeit für einen
einzelnen Schritt brauchte, während seine Gedanken rasten. So grausam konnte Merlin nicht sein.
Er konnte ihn nicht hierher geschickt und für diesen letzten Kampf die beiden Iren an die Seite gestellt haben, nur
damit sie gemeinsam mit Gwinneth Zeugen des Endes
wurden.
Und doch wurden sie es.
In der Mitte des Kreises aus Barbarenkriegern schleuderte Artus den zerbrochenen Schild vom linken Arm, ergriff
Excalibur mit beiden Händen und spreizte die Beine um
festen Stand zu haben, während Mordred langsam auf ihn
zuging. Sein Sohn und Erzfeind hob das schwarze Elbenschwert, doch gerade als er Artus angreifen wollte, hob
Morgaine die Hand und hielt ihn noch einmal zurück.
»Ich will nicht deinen Tod, Artus«, sagte sie. »Gib auf.«
»Niemals!«, antwortete Artus.
»Dann stirb doch, du verdammter Hund!«, schrie Mordred. Die metallene Larve, die er vor dem Gesicht trug,
machte seine Stimme zu einem verzerrten Kreischen, an
dem nichts Menschliches mehr zu sein schien.
Noch bevor er die Worte ganz ausgesprochen hatte,
drang er auf Artus ein und führte einen Hieb, der einen
Felsen gespalten hätte. Artus wich ihm mit einer fast spielerischen Bewegung aus, trat nahezu beiläufig nach Mordreds Knie und brachte ihn so aus dem Gleichgewicht. Der
riesige Dunkelelb keuchte überrascht, versuchte mit einem
ungeschickten Schritt seine Balance wiederzufinden und
sank hilflos neben Artus auf die Knie. Für den Bruchteil
eines Herzschlages war er deckungslos und Artus hätte
nicht der beste Schwertkämpfer der Welt sein müssen, um
ihn in diesem Moment zu töten. Stattdessen jedoch bewegte er sich nur mit einer fast eleganten Drehung hinter ihn
und versetzte Mordred einen Fußtritt, der ihn endgültig
nach vorne schleuderte und aufs Gesicht fallen ließ.
»Artus!«, keuchte Morgaine. Ihre Stimme war pures
Entsetzen.
Lancelot stürmte verzweifelt weiter heran; Gwinneth
und die beiden Iren folgten ihm dichtauf. Vielleicht trennten sie noch fünf oder sechs Schritte vom Ring der Barbarenkrieger, die Artus einschlossen, eine an sich lächerliche
Distanz, aber sie würden es nicht schaffen.
Mordred arbeitete sich mühsam wieder in die Höhe, hob
das Schwert auf, das er fallen gelassen hatte, und fuhr mit
einem wütenden Knurren erneut zu Artus herum. »Gib
auf!«, zischte er. »Übergib mir die Krone Camelots und
ich lasse dich am Leben. Sie gehört mir doch sowieso
schon.«
Artus schüttelte nur traurig den Kopf. »Du hast es immer
noch nicht verstanden«, sagte er bedauernd.
Lancelot hatte den Kampfplatz endlich erreicht. Schreiend vor Verzweiflung und Angst stieß er die Krieger, die
ihm den Weg versperrten zur Seite und riss das Schwert in
die Höhe, um sich schützend zwischen Mordred und den
König zu werfen, und Artus wandte langsam den Kopf,
sah ihn an und lächelte.
Dann ließ er Excalibur sinken und machte einen einzelnen Schritt nach vorne und Mordreds schwarzes Schwert
bohrte sich knirschend durch seinen Brustpanzer und traf
sein Herz.
Und die Zeit blieb stehen.
Nicht im übertragenen Sinne. Es war nicht seine Verzweiflung, die Lancelot das Gefühl vorgaukelte, dass die
Ewigkeit den Atem anhielt. Die Barbarenkrieger, der heulende Sturm, die prasselnden Flammen, das alles erstarrte,
wurde zu einer Skulptur aus hartem, leuchtendem Glas,
das die Wände
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