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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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hatte schwarze Nylonhandschuhe an, was ich als bedrohliches Zeichen wertete. Himmel, dachte ich, diese Mistkerle verhalten sich seltsam. Ich wollte nichts damit zu tun haben.
    Die Party war ziemlich schick. Auf der Veranda trat eine Band auf, die immer wieder »Cielito Lindo« zum Besten
gab. Sie spielten es in einem durchgedrehten Walzer-Rhythmus, und jedes Mal, wenn sie damit zu Ende waren, schrien die Tanzenden nach einer Zugabe. Aus irgendeinem Grund ist mir dieser Moment genauso gut oder besser in Erinnerung geblieben als alles andere, was ich in Puerto Rico gesehen habe. Ein üppiger grüner Garten, umgeben von Palmen und einer Ziegelmauer; eine lange Bar, auf der Flaschen aufgereiht waren und Eiskübel standen, und dahinter ein Barmann in weißem Jackett; ältliche Leutchen in Smoking und hellen Kleidern, gepflegte Unterhaltung auf dem Rasen. Eine warme karibische Nacht, in der die Zeit langsam und in angenehm reservierter Stimmung verging.
    Ich spürte eine Hand auf meinem Arm, es war Sala. »Lotterman ist hier«, sagte er. »Wir werden ihn uns schnappen.«
    In diesem Moment hörten wir einen schrillen Schrei. Ich schaute auf die andere Seite des Gartens und sah hektisches Durcheinander. Dann noch ein Schrei, und ich erkannte die Stimme von Moberg, der brüllte: »Jetzt paß auf, jetzt paß auf … eeeeeeyahhaaaa!«
    Ich kam gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie er sich wieder aufrichtete. Lotterman stand über ihm und drohte mit seiner Faust: »Du stinkender kleiner Säufer! Du wolltest mich umbringen!«
    Moberg stand langsam auf und klopfte sich ab. »Du hast es verdient zu sterben«, fauchte er, »zu sterben wie eine Ratte, denn genau das bist du.«
    Lotterman zitterte, und sein Gesicht war dunkelrot. Er machte einen schnellen Schritt auf Moberg zu und schlug ihn noch einmal, sodaß Moberg gegen einige Leute stieß, die gerade aus dem Weg gehen wollten. Ich hörte Gelächter neben mir und eine Stimme, die sagte: »Einer von Eds
Jungs hat ihn wegen Bargeld angehauen. Seht nur, wie er darauf reagiert!«
    Lotterman schrie unzusammenhängendes Zeug, drosch auf Moberg ein und trieb ihn zurück in die Menge. Moberg rief um Hilfe, dann stieß er mit Yeamon zusammen, der von der anderen Seite kam. Yeamon schob ihn beiseite und brüllte irgendwas zu Lotterman. Das einzige Wort, das ich verstehen konnte, war »jetzt …«
    Ich sah Lottermans Gesicht, starr vor Schreck. Er stand steif wie ein Pfosten aus Holz da, als Yeamon ihm auf die Augen schlug und es ihn ein paar Meter zurückschleuderte. Für einen Moment schwankte er heftig, dann fiel er ins Gras. Er blutete aus den Augen und aus beiden Ohren. Dann sah ich im Augenwinkel einen Mann wie einen dunklen Schatten über die Wiese stürmen und in die Gruppe stoßen. Alle fielen zu Boden, Donovan war als erster wieder auf den Beinen. Er hatte das Grinsen eines Berserkers im Gesicht, als er einen Mann am Kopf packte und ihn seitlich gegen einen Baum knallte. Yeamon zog Lotterman unter einem anderen Mann hervor und begann ihn durch den Garten zu prügeln wie einen Punching-Ball.
    Die Menge geriet in Panik und versuchte zu entkommen. »Holt die Polizei!« brüllte ein Mann.
    Eine verknitterte ältere Dame in ärmellosem Kleid ging stolpernd an mir vorbei und kreischte: »Bringt mich nach Hause! Bringt mich nach Hause! Ich habe Angst!«
    Ich stahl mich durch die Menge davon und versuchte, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf mich zu ziehen. Als ich die Tür erreicht hatte, warf ich einen Blick zurück und sah eine Gruppe von Männern, die auf Lottermans Körper starrten und sich bekreuzigten. »Da sind sie!« schrie jemand, und ich schaute in den hinteren Teil des Gartens, wohin er zeigte. Es gab ein Rascheln in den
Büschen, das Geräusch brechender Zweige, und dann sah ich, wie Donovan und Yeamon über die Mauer kletterten.
    Ein Mann kam die Treppe zum Haus hochgelaufen. »Sie sind entkommen!« schrie er. »Jemand muß die Polizei rufen! Ich verfolge sie!«
    Ich schlüpfte durch die Tür und rannte den Bürgersteig entlang zu meinem Wagen. Ich glaubte, Yeamons Scooter in der Nähe zu hören, aber ich war mir nicht sicher. Ich beschloß, schnell zu Al’s zurückzufahren und zu erzählen, daß ich mich vor dem gesamten Aufruhr verdrückt hätte und hinunter zur Flamboyan Lounge gefahren sei, um in Ruhe ein paar Bier zu trinken. Es würde ein lausiges Alibi sein, wenn mich jemand auf der Party erkannt hatte, aber mir blieb keine Wahl.
    Ich war ungefähr fünfzehn
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