Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
Vom Netzwerk:
Minuten da, als Sala ankam. Er zitterte, als er an meinen Tisch eilte. »Mann!« sagte er in lautem Flüsterton. »Ich bin wie ein Verrückter durch die ganze Stadt gefahren. Ich wußte nicht, wo ich hin sollte.« Er schaute sich um, um sicherzustellen, daß niemand sonst im Hof war.
    Ich lachte und lehnte mich in den Stuhl zurück. »War das nicht ganz schön beschissen?«
    »Ganz schön beschissen?« rief er. »Weißt du schon, was passiert ist? Lotterman hatte einen Herzinfarkt – er ist tot.«
    Ich lehnte mich nach vorn. »Woher hast du das?«
    »Ich war dabei, als sie ihn im Notarztwagen weggebracht haben«, erwiderte er. »Das hättest du sehen sollen  – kreischende Frauen, überall Polizei – sie haben Moberg mitgenommen.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Du weißt ja, daß wir immer noch auf Kaution draußen sind«, sagte er ruhig. »Wir sind verloren.«
     
    Das Licht in meinem Apartment war an, und als ich die Treppe hochlief, hörte ich das Plätschern der Dusche. Der Vorhang öffnete sich mit einem Ruck, und Yeamon lugte aus der Dusche. »Kemp?« sagte er und spähte durch den Dampf. »Zum Teufel, wer ist da?«
    »Verdammter Kerl, du gottverdammter Kerl!« schrie ich. »Wie bist du hier reingekommen?«
    »Das Fenster war offen. Ich muß hier heute übernachten  – das Licht an meinem Scooter geht nicht mehr.«
    »Du bescheuerter Mistkerl!« fuhr ich ihn an. »Du hast vielleicht eine Mordanklage am Hals – Lotterman hatte einen Herzinfarkt – er ist tot!«
    Er sprang aus der Dusche und wickelte ein Handtuch um seine Hüften. »Himmel«, sagte er. »Besser, ich verschwinde von hier.«
    »Wo ist Donovan?« sagte ich. »Hinter ihm sind sie auch her.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Wir sind mit dem Scooter auf ein parkendes Auto gekracht. Er sagte, er würde zum Flughafen fahren.«
    Ich schaute auf die Uhr. Es war fast halb zwölf. »Wo ist der Scooter?« fragte ich.
    Er deutete auf die Rückseite des Hauses. »Ich hab ihn da hinten abgestellt. Es war die Hölle, ohne Licht hierher zu fahren.«
    Ich stöhnte. »Mein Gott, du bringst mich direkt in den Knast! Zieh dich an. Du verschwindest jetzt von hier.«
    Es war eine zehnminütige Fahrt zum Flughafen, und wir waren kaum losgefahren, da gerieten wir in einen tropischen Monsun. Wir hielten an und schoben das Verdeck hoch, aber als es endlich einrastete, waren wir beide schon naß bis auf die Knochen.
    Der Regen nahm uns die Sicht. Ein paar Zentimeter
über meinem Kopf hämmerte er auf das Verdeck, und unter uns zischten die Reifen auf der nassen Straße.
    Wir bogen vom Highway ab und fuhren die lange Straße zum Flughafen hinauf. Wir waren auf halber Strecke zum Terminal, als ich nach links schaute und ein großes Flugzeug mit dem Pan-Am-Zeichen die Startbahn entlangrasen sah. Ich dachte, ich könnte das Gesicht von Donovan in einem der Fenster sehen, grinsend und uns zuwinkend, als die Maschine abhob und mit lautem Dröhnen an uns vorbeiflog, ein geflügeltes Monster mit Lichtern und voll von Menschen, alle auf dem Weg nach New York. Ich hielt am Straßenrand an, und wir sahen, wie die Maschine aufstieg und in einer scharfen Kurve über dem Palmendschungel flog und dann hinaus aufs Meer, bis sie nur noch ein winziger roter Punkt zwischen den Sternen war.
    »Tja«, sagte ich. »Da fliegt er.«
    Yeamon starrte dem Flugzeug hinterher. »Ist das die letzte Maschine?«
    »Yep«, erwiderte ich. »Der nächste Flug geht um neun Uhr dreißig. Morgen früh.«
    Nach einer Pause sagte er: »Also, ich glaube, wir sollten wieder zurückfahren.«
    Ich schaute ihn an. »Zurück wohin?« sagte ich. »Du könntest dich jetzt auch gleich der Polizei stellen, anstatt morgen früh wieder hier rauszufahren.«
    Er starrte hinaus in den Regen und schaute sich nervös um. »Verdammt, ich muß weg hier von dieser Insel – das ist alles.«
    Ich dachte einen Moment lang nach, dann fiel mir wieder die Fähre von Fajardo nach St. Thomas ein. Soweit ich wußte, ging sie jeden Morgen gegen acht. Wir beschlossen, dorthin zu fahren und ein billiges Zimmer im Grand
Hotel zu mieten. Danach würde er auf sich selbst gestellt sein – ich hatte meine eigenen Probleme.
    Es waren noch vierzig Meilen bis Fajardo, aber die Straße war in gutem Zustand, und es gab keinen Grund zur Eile, also fuhr ich ganz entspannt. Der Regen hatte aufgehört und die Nacht roch frisch und klar. Wir schoben das Verdeck zurück und tranken abwechselnd vom Rum.
    »Verdammt«, sagte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher